Politik

Inflation steigt schnell an, Weidmann erwartet noch mehr

Lesezeit: 2 min
01.03.2017 15:08
Die Inflation hat in Deutschland 2,2 Prozent erreicht. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann erwartet ein deutliches Übertreffen der Prognosen. In Kombination mit den niedrigen Zinsen werden die Sparguthaben rasant entwertet.
Inflation steigt schnell an, Weidmann erwartet noch mehr

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Steigende Energie- und Lebensmittelpreise haben die Inflation in Deutschland erstmals seit viereinhalb Jahren über die Marke von zwei Prozent getrieben. Im Februar kosteten Waren und Dienstleistungen 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Eine solch hohe Inflationsrate wurde zuletzt im August 2012 gemessen", teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur 2,1 Prozent erwartet, nach 1,9 Prozent im Januar. Die Teuerungsrate liegt nun erstmals seit 2012 über der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie spricht nur bei Werten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen.

Energie verteuerte sich mit 7,2 Prozent besonders stark, vor allem Heizöl, Benzin und Diesel. Das Ölkartell Opec hatte sich Ende vorigen Jahres im Kampf gegen eine Überangebot auf eine Förderkürzung geeinigt, was für steigende Preise sorgt. Nahrungsmittel kosteten 4,4 Prozent mehr als im Februar 2016, unter anderem wegen Missernten in südeuropäischen Ländern. Die EU-Kommission sagt Deutschland für 2017 eine durchschnittliche Teuerungsrate von 1,9 Prozent voraus, was fast viermal so viel wäre wie 2016.

Nicht nur Energie und Nahrungsmittel, sondern auch viele andere Waren und Dienstleistungen dürften bald teurer werden, erwartet Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel. "Grund dafür ist die gute Konjunktur mit steigender Beschäftigung", sagte er. "Das eröffnet den Unternehmen Spielräume, höhere Kosten – etwa durch steigende Importpreise infolge des abgewerteten Euro - auf die Kunden umzulegen." Damit wächst der Druck auf die EZB, die geldpolitische Wende vorzubereiten. Sie hat den Leitzins auf null Prozent gesenkt, um eine Deflation - einen Preisverfall auf breiter Front - zu verhindern. Außerdem pumpt sie über Anleihenkäufe Milliarden in die Wirtschaft.

"Die EZB wird unter starken Druck kommen, ihre ultralockere Geldpolitik zurückzufahren", sagte Bargel. Sie könne deshalb in diesem Jahr verkünden, die Anleihenkäufe weiter zu drosseln. "Zinserhöhungen sind aber frühestens 2018 zu erwarten."

Die Inflation in der Euro-Zone könnte nach Einschätzung der Bundesbank dieses Jahr wegen gestiegener Ölpreise weit über den bisherigen Prognosen liegen. Für Deutschland werde eine Revision um etwa einen halben Prozentpunkt nach oben erwartet, sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann am Mittwoch auf einer Veranstaltung in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. "Und dies könnte auch für die Euro-Zone als Ganzes der Fall sein." Das gelte unter der Annahme, dass die Ölpreise nicht noch weiter anzögen. Zum Jahresende hin rechnet Weidmann dann mit einer Rückkehr zu etwas geringeren Teuerungsraten.

"Der robuste wirtschaftliche Aufschwung und eine steigende Kapazitätsauslastung im Euro-Raum werden ebenfalls den Preisdruck allmählich hochtreiben", sagte Weidmann weiter. Er sieht die Wirtschaft insgesamt in recht guter Verfassung. "Der Aufschwung hat sich stabilisiert." Weidmann bekräftigte zudem, die EZB dürfe nicht davor zurückschrecken, ihre Geldpolitik zu straffen, sobald die Zeit dafür gekommen sei.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Exporte in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...