Politik

Trotz Sanktionen: Italienische Intesa Bank baut Russland-Geschäft aus

Lesezeit: 1 min
20.05.2017 02:06
Die italienische Intesa Bank nutzt die Zurückhaltung anderer Banken und baut ihr Russland-Geschäft aus.
Trotz Sanktionen: Italienische Intesa Bank baut Russland-Geschäft aus

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, haben sich der italienische Premierminister Paolo Gentiloni und der russische Präsident Wladimir Putin am letzten Mittwoch in Sotschi am Schwarzen Meer getroffen. Trotz der Sanktionen, welche die EU gegen Russland verhängt hat, sind die wirtschaftlichen Bande zwischen Italien und der russischen Föderation nach wie vor eng – und sollen nun noch enger werden. So haben das russisches Mineralölunternehmen Rosneft und der italienische Energiekonzern ENI in Sotschi eine Kooperationsvereinbarung geschlossen.

Auch eine italienische Investmentbank gehört in Russland zu den Gewinnern: Die Intesa SanPaolo. Obwohl sie im internationalen Vergleich ein eher kleiner Fisch ist, hat sie den Verkauf von Rosneftanteilen im Wert von 10,5 Milliarden Euro an einen Fond aus Katar und den Rohstoffhändler Glencore im letzten Jahr beratend begeleitet. Zudem stellte sie den Käufern Kredite im Wert von 5,2 Milliarden Euro zur Verfügung. Andere Banken hatten einen derartigen Deal abgelehnt – möglicherweise weil auch gegen Rosneft Sanktionen verhängt worden sind.

Im Kreml hat man genau registriert, dass die Intesa Sanpaolo in dem schwierigen politischen Umfeld weiter versucht, mit Russland Geschäfte zu machen. Putin dankte dem Vorstandsvorsitzendem der Bank, Carlo Messina, persönlich und verschaffte dem Geldhaus staatliche Aufträge. Messina betonte bei der Gelegenheit, dass die Intesa Sanpaolo in Russland weiter expandieren wolle – und zwar nicht nur bei der Kreditvergabe an kleine und mittlere russische Firmen. Möglicherweise kommt sie nun auch mit den großen russischen Energiekonzernen besser ins Geschäft. Der Direktor der Moskauer Niederlassung der Intesa Sanpaolo, Antonio Fallico, ist in Russland bestens vernetzt. Es heißt, er kenne den einflussreichen Rosneftchef Igor Sechin gut. Mit dem Vorsitzenden der Gazprombank und Mitglied des Aufsichtsrats von Rosneft, Andrei Akimov, sei er befreundet, berichtet Reuters in seinem englischsprachigen Dienst.

Die Intesa profitiert von der Tatsache, dass viele westliche Banken um die russischen Privatisierungsprogramme einen weiten Bogen geschlagen haben. Die Intesa Sanpaolo will in diese Lücke stoßen. Das sieht auch Tom Adshead von der in Moskau ansässigen Beratungsfirma Macro-Advisory so: „Für den Rosneft- Deal kann sich die Intesa eine Belohnung versprechen. Denn die Russen werden nicht vergessen, wer sich in der Krise ihnen gegenüber loyal verhalten hat.“ Reuters zitiert einen weiteren russischen Insider: „Um was es auch immer gehen mag, die Intesa hat es verdient. Es ist einzige Bank, die vor den Sanktionen keine Angst hatte.“

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...