Politik

Geheimes EU-Papier: Börsensteuer kommt nicht

Lesezeit: 1 min
22.04.2013 15:51
Schlechte Nachrichten für Wolfgang Schäuble: Es wird keine europaweiote Finanz-Transaktions-Steuer geben. Die EU hat in einem geheimen Papier ermittelt, dass die Steuer sinnlos ist. Nun bleibt Deutschland nur noch die Möglichkeit, eine solche Steuer im Alleingang einzuführen. Das wäre der Todesstoß für den Finanzplatz Frankfurt.
Geheimes EU-Papier: Börsensteuer kommt nicht

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wolfgang Schäuble und die EU-Finanzminister verlieren ein weitere Einnahme-Quelle, auf die sie gesetzt hatten: Die legendäre Finanztransaktionssteuer. In diesem Kontext wird auch klar, warum Schäuble in den Eckpunkten des Finanzhaushaltes 2014 darauf verzichtet hat, die potenziellen Einnahmen einer solchen Steuer mit ein zu beziehen.

Im Zug der Finanzkrise hatten die Politiker in Europa die populäre, aber völlig unrealistische Idee, die Banken für den Börsen-Handel zu besteuren. Eine EU-weite Steuer auf Finanztransaktionen hätte Risikogeschäfte auf ein Minimum reduzieren und das internationale Finanzsystem stabiler machen sollen.

Nun läßt die EU die Katze offiziell aus dem Sack: Die Börsensteuer ist eine Schnapsidee. Einem geheimen Dokument vom EU-Rat zufolge glauben selbst die EU-Granden nicht mehr an die Wirkung einer solchen Steuer, wie der EU Observer berichtet.

Der sechsseitige, interne Bericht von offiziellen Mitarbeitern des EU-Rates wirft auch rechtliche Zweifel an dem Unterfangen auf. London hat angekündigt, gegen die Einführung einer Steuer auf Finanzgeschäfte rechtlich vorzugehen. Die Briten wollen ihren riesigen Finanzstandort schützen, damit die Banken weiter Gewinne machen können und das System weiter funktioniert.

Außerdem zeige der Bericht, dass die negativen Auswirkungen überwiegen. Ein Aufschlag von 0,1 Prozent auf Anleihen und Aktien (0,01% auf Derivate) würde die Rückkaufvereinbarungen bei Staatsanleihen negativ beeinflussen. Dies könne „eine unverhältnismäßig große Last auf kurzfristige Staatsanleihen hervorrufen, im Vergleich zu langfristigen Staatsanleihen“. Die Kosten der Staatsschuldenfinanzierung würden dadurch wieder ansteigen.

Die Reichweite und die Bezeichnung der Steuer seien noch unklar, ebenso wie die Art, in der das Geld eingezogen werden soll. Derzeit zeichnet sich eine Kehrtwende innerhalb der EU ab. Denn, dass der Entwurf einer Finanztransaktions-Steuer zur gleichen Zeit in den Hintergrund gedrängt wird, in der die EU im großen Stil die Enteignung ihrer Bürger in geltendes Gesetz umwandeln will, ist keine große Überraschung (mehr hier). Die Zwangs-Abgabe nach dem Modell Zypern ist mittlerweile sogar durch wirkungsvolle Propaganda bei den deutschen als durchaus probates Mittel verkauft worden (hier).

EU-Ratspräsident Rompuy legt derzeit auch mehr Wert darauf, die Steuerflucht in der EU zu bekämpfen. „Steuerflucht ist unfair“, sagte Rompuy in einer Videobotschaft (hier). Denn wenn die Bürger  der EU ihre Vermögen in Sicherheit bringen, wozu sie im Recht sind, dann droht die Einführung einer weitgreifenden Zwangsabgabe wirkungslos zu verpuffen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...