Finanzen

Bankenverband: Deutsche Institute zahlen rund 2 Milliarden Euro Strafzinsen pro Jahr

Lesezeit: 2 min
20.11.2019 12:00
Die Banken im Euroraum mussten seit Einführung der Negativzinspolitik rund 25 Milliarden Euro an die EZB zahlen. Besonders stark betroffen waren deutsche Banken. Die Deutsche Bank rechnet jedoch mit weitaus höheren Summen.
Bankenverband: Deutsche Institute zahlen rund 2 Milliarden Euro Strafzinsen pro Jahr
Die erleuchteten Fenster in den Büros der Europäische Zentralbank (EZB). (Foto: dpa)
Foto: Boris Roessler

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Banken im Euroraum mussten seit dem Start der Negativzinspolitik im Juni 2014 etwa 25 Milliarden Euro an Sonderbelastungen an die EZB zahlen. Die Belastung der deutschen Banken betrug dabei rund 7,5 Milliarden Euro. Das teilte eine Sprecherin des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) den Deutschen Wirtschaftsnachrichten mit.

“Derzeit werden Banken weiterhin rund fünf Milliarden Euro jährlich für ihre Überschussliquidität an die EZB zahlen (davon allein bei deutschen Banken rund 1,9 Milliarden Euro). Die Negativzinsen der EZB treffen insbesondere die Banken – kleine, mittlere, wie große und aus allen Branchengruppen –, denen Sparer ihr Geld anvertrauen, die daher ein starkes Einlagengeschäft haben und die entsprechenden Liquiditätspolster”, sagte die Sprecherin.

Die Entscheidung einer Weitergabe von Negativzinsen an die Normalsparer müsse jede einzelne Bank, Volksbank oder Sparkasse individuell treffen. Unter Normalsparer sind diejenigen Kunden zusammengefasst, die über Einlagen bis 100.000 Euro verfügen.

Die Deutsche Bank will nach eigenen Aussagen die Mehrheit ihrer Privatkunden weiterhin nicht mit Negativzinsen belasten. Deutschlands größtes Geldhaus werde die Kosten für negative Zinsen nicht an durchschnittliche Privatkunden weitergeben, bekräftigte Konzernvize Karl von Rohr in der vergangenen Woche bei einer Konferenz in Frankfurt. Aber die Frage sei für große Unternehmenskunden und sehr vermögende Privatkunden “relevant”.

Geschäftsbanken müssen derzeit 0,5 Prozent Negativzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken - eine Milliardenbelastung für die Branche. Etwas Entlastung verschafft die EZB den Instituten neuerdings über Freibeträge.

Einzelne Institute in Deutschland geben die Kosten für die Negativzinsen seit einiger Zeit an Unternehmen oder große Investoren wie Fonds weiter. Und selbst reiche Privatkunden werden in manchem Haus zur Kasse gebeten - etwa seit Neuestem bei der Commerzbank.

Das anhaltende Zinstief sei “die größte Herausforderung für die europäische Finanzindustrie. Negative Zinssätze stellen eine Belastung für das Finanzsystem dar, da sie langjährige Gewissheiten auf den Kopf stellen”, zitiert die dpa Rohr.

Gegenüber der US-Konkurrenz sei dies zudem ein Wettbewerbsnachteil: Während Banken dort Zinsen für Einlagen bei der Notenbank Fed erhalten, belasten die negativen Zinssätze die Banken in Europa von Rohr zufolge jährlich mit fast 40 Milliarden Euro. Dass die EZB eine Staffelung für die Negativzinsen eingeführt habe, habe nur “ein kleines bisschen Erleichterung” gebracht.

Rohrs Schätzung von Verlusten von etwa 40 Milliarden Euro pro Jahr ist bemerkenswert, weil sie deutlich über den rund 25 Milliarden Euro liegt, welche als Gesamtsumme vom Bundesverband der Banken seit 2014 angegeben wurde.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
24.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Frauen in Tech-Berufen: Deutliches Ungleichgewicht trotz wachsender Nachfrage
24.04.2024

Der Frauenanteil in Berufen in den Bereichen Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ist laut einer Studie niedrig....

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
24.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Lieferkettengesetz: Die neuen Regelungen und ihre Folgen
24.04.2024

Nach langem Ringen gibt es einen offensichtlich mehrheitsfähigen Kompromiss für ein abgeschwächtes europäisches Lieferkettengesetz. Das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Turbo: Elon Musk beschleunigt Pläne für günstige Modelle - doch ein Produkt wird viel wichtiger
24.04.2024

Tesla macht Tempo: Elon Musk verspricht, die günstigeren Modelle schneller als erwartet zu realisieren. Damit reagiert der Tesla-Chef auf...