Das Bundeskriminalamt und das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz wollen Künstliche Intelligenz für polizeiliche Zwecke einsetzen. Wie die Ämter mitteilten, haben sie deswegen eine Absichtserklärung mit dem "Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz" (DFKI) in Kaiserslautern unterzeichnet.
Dafür richten die Partner ein gemeinsames Team ein, das Anfang 2021 mit seiner Arbeit beginnen soll und zunächst auf ein Jahr ausgelegt ist. Die Gruppe wird dabei Künstliche Intelligenz anwenden. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse der Forschungskooperation auch den Polizeien des Bundes und der Länder zur Verfügung gestellt werden.
Hintergrund: Wenn die Polizei versucht, Cyber-Verbrechern das Handwerk zu legen, muss sie oft eine ungeahnt große Menge an Daten verarbeiten. So wird eine wichtige Aufgabe der neuen Gruppe sein, diese immensen Datenmengen zu selektieren und danach zu bewerten, inwieweit sie für die Strafverfolgung notwendig sind.
Außerdem wird sie mit der Analyse unstrukturierter Rohdaten befasst sein, was überwiegend dann notwendig ist, wenn Tatverdächtige damit rechnen, dass die Polizei bei ihnen Durchsuchungsmaßnahmen durchführt. Dann löschen sie oft Daten von digitalen Endgeräten, so dass nur noch Rohdaten in fragmentierter Form zurückbleiben.
Künstliche Intelligenz ist eine Schlüssel-Technologie für die Polizei
"Für das Bundeskriminalamt ist die Künstliche Intelligenz eine Schlüsseltechnologie, die dazu beitragen kann, die Effizienz der Polizeiarbeit zu steigern. Insbesondere im Umgang mit großen Datenmengen sehen wir großes Potenzial für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Erste Projekte hierzu hat das Bundeskriminalamt bereits umgesetzt", sagte Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes.
"Der direkte Wissenstransfer aus dem Forschungszentrum in die polizeiliche Organisation ist in dieser Form neu. Im LKA sollen im kommenden Jahr zwei Stellen für Mitarbeiter geschaffen werden, die zu Beginn im Transferlab eingesetzt sind und anschließend ihre Erfahrungen direkt bei uns einbringen", erklärte LKA-Präsident Johannes Kunz.
"Wir freuen uns, unsere KI-Expertise und -Technologien für die Verbrechensbekämpfung und -aufklärung so prominent einsetzen zu können. Im Dialog mit BKA und LKA Rheinland-Pfalz konnten wir sehr gut sehen, vor welchen wachsenden Herausforderungen die Kolleginnen und Kollegen in der Beweissicherung und Forensik angesichts immer weiter zunehmender Datenmengen und technologischer Weiterentwicklungen heute stehen", fügte Professor Andreas Dengel, Geschäftsführender Direktor des DFKI hinzu.
Von der neuen Kooperation profitiert auch der Mittelstand, der als potenzielles Opfer von Cyber-Angriffen gilt. Früheren Schätzungen des BKA aus zufolge haben die deutschen Unternehmen 2018 allgemein durch Wirtschaftskriminalität Einbußen von 3,4 Milliarden Euro hinnehmen müssen - also auch durch Angriffe aus dem Internet. Dabei sei die Dunkelziffer sogar noch wesentlich höher, hieß es.
Aus der aktuellen Studie "Cyber Security 2020" führen die Mittelständler die Liste der Firmen an, die dadurch am häufigsten wirtschaftliche Schäden erleiden mussten. Die Umfrage wurde Mitte November unter anderem von der Fachpublikation "Computerwoche" herausgegeben. 55 Prozent der Geschädigten waren Mittelständler, während 45 Prozent Großunternehmen waren.