Finanzen

Mit Daten Geld verdienen: Wie die Fed Werbung für den digitalen Dollar macht

Lesezeit: 3 min
07.12.2020 10:25  Aktualisiert: 07.12.2020 10:25
Die Federal Reserve verstärkt ihren Werbefeldzug für den digitalen Dollar, den sie schon seit Jahren vorbereitet. Und diesmal lockt sie die Konsumenten mit dem Versprechen, sie könnten sich für die von ihnen gesammelten Finanzdaten bezahlen lassen.
Mit Daten Geld verdienen: Wie die Fed Werbung für den digitalen Dollar macht
Einige Vorteile des Bargelds bietet laut Fed auch der digitale Dollar. (Foto: dpa)
Foto: Arno Burgi

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Wie fast überall auf der Welt so ist auch in den USA das traditionelle Bargeld auf dem Rückzug, während zugleich die elektronischen Formen des Bezahlens auf dem Vormarsch sind. Vor diesem Hintergrund sind die Zentralbanken weltweit bestrebt, eine Art digitales Bargeld zu schaffen, also ein Zentralbankgeld, das über alle Vorzüge des elektronischen Bezahlens verfügen und zudem weitere Vorteile bieten soll.

Einen dieser weiteren Vorteile des digitalen Zentralbankgeldes beschreibt Michael Lee, Ökonom bei der Federal Reserve Bank of New York, in einem aktuellen Artikel mit dem Titel "Monetizing Privacy" (deutsch etwa: "Geld verdienen mit Datenschutz"), der auf den Forschungen der Fed zu den aktuellen digitalen Zahlungsmethoden beruht.

Immer wenn ein Konsument digital bezahlt, sammeln die beteiligten Unternehmen umfangreiche Daten. Diese Daten sind für die Unternehmen von großem Wert, denn sie verschaffen ihnen einen Wettbewerbsvorteil beim Verkauf an diesen bestimmten Verbraucher. Sie können ihm nun Waren und Dienstleistungen anbieten, die gut zu ihm passen.

Dies zeigt, dass der digitale Dollar nicht etwa als eine Konkurrenz zum Bargeld dienen soll, das ja auch Zentralbankgeld ist und das sich ohnehin auf dem Rückzug befindet. Vielmehr ist der digitale Dollar so konzipiert, dass er mit dem elektronischen Bezahlen und mit den traditionellen Schecks konkurrieren kann, also mit Banken und Zahlungsdienstleistern.

Die digitalen Zentralbankwährungen (central bank digital currencies, CBDC) sind schon seit Jahren in Vorbereitung. Doch vor dem Hintergrund der Corona-Krise haben sich die Bemühungen verstärkt und der Widerstand dagegen ist schwächer geworden. Die Bahamas waren im Oktober mit dem Sand-Dollar das erste Land der Welt, das eine digitale Zentralbankwährung zum legalen Zahlungsmittel gemacht hat.

So wirbt die Fed für den digitalen Dollar

Seit Beginn der Corona-Krise hat sich nun auch die US-Notenbank weiter aus der Deckung gewagt und mit den Möglichkeiten des digitalen Dollars geworben. Ende September sagte die Präsidentin der Cleveland Fed, Loretta Mester, dass die US-Notenbank nun auch die Nutzung des digitalen Dollars prüft, um staatliche Hilfsgelder direkt an die bedürftigen amerikanischen Haushalte zu überweisen.

Dabei hat der digitale Dollar den Vorteil, dass er auch von jenen Bürgern empfangen und genutzt werden kann, die kein Bankkonto haben. Und nun wirbt die Fed mit einem weiteren Vorteil, nämlich damit, dass der digitale Dollar den Datenschutz fördere. Der Notenbank zufolge wären Zahlungen mit dem digitalen Dollar sicher vor der Datensammlung durch die großen Konzerne.

Daher werde der digitale Dollar Druck auf die Konzerne ausüben, die Verbraucher für die von ihnen gesammelten Daten zu bezahlen, so die Fed. In dieser Hinsicht wäre es dann so, als würde der Verbraucher mit Bargeld bezahlen. Die Konzerne können dabei keine Daten über ihn sammeln. Dies kann mit dem digitalen Dollar nur die Federal Reserve selbst.

Diese Erwägung des Schutzes der Privatsphäre vor den neugierigen Blicken der amerikanischen Konzerne sollte in das Design der digitalen Währung einfließen, so der Fed-Ökonom Lee. "Eine digitale Zahlungsmethode, bei der die Privatsphäre gewahrt bleibt, kann das Wohlergehen der Verbraucher verbessern."

Zentralbanken haben kein Gewinnstreben. (Selbst was die Fed an ihre Eigner auszahlt, hat eher symbolischen Charakter.) Sie haben also keinen finanziellen Anreiz, Verbraucherdaten, die sie aus ihrer digitalen Währung erhalten, zu verwenden oder zu verkaufen. Daher seien sie "im Vergleich zu privaten Unternehmen besser positioniert, um sich zum Schutz der Daten vor externen Anbietern zu verpflichten", so Lee.

Das Konzept des "Monetizing Privacy"

Der digitale Dollar würde parallel zum Bargeld und zu den gegenwärtigen digitalen Zahlungsmethoden laufen. Laut New Yorker Fed hätten die Verbraucher also die Wahl zwischen den privaten Zahlungssystemen, die im großen Stil ihre Daten sammeln, und dem digitalen Dollar der Zentralbank, die zwar ebenfalls Daten sammelt, aber keinen Anreiz hat, diese Daten zu nutzen.

Mit einem digitalen Dollar hätten die Verbraucher plötzlich eine Alternative. Sie könnten den Konzernen damit drohen, dass sie von nun an mit dem digitalen Dollar bezahlen werden. Wenn die Unternehmen wollen, dass die Verbraucher ihre Zahlungssysteme nutzen, so müssen sie den Verbrauchern Anreize anbieten, etwa in Form von Rabatten oder Cash-Back.

"Indem sie den Verbrauchern helfen, mit Datenschutz Geld zu verdienen, würden die Zentralbanken keine radikale Veränderung der Zahlungsbranche hervorbringen", so die New Yorker Fed. "Vielmehr würden sie Aspekte des Zahlungsverkehrs bewahren, die bereits vor der digitalen Revolution existierten". In dieser Hinsicht bringt der digitale Dollar nur das, was Geldscheine immer schon ermöglicht haben.

Die Einführung des digitalen Dollar wäre also eine gewaltige Herausforderung für US-Zahlungskonzerne und Banken. Letztere werden neue Wege finden müssen, um Kunden und deren Geld an sich zu binden. In jedem Fall ist die Tatsache, dass die Fed verstärkt die verschiedenen Vorteile ihrer digitalen Währung anpreist, ein weiteres Zeichen dafür, dass es der US-Notenbank ernst ist mit deren Einführung.


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