Die konservative britische Tageszeitung „The Telegraph“ kommentiert am Samstag die Endphase der Amtszeit von Angela Merkel:
„Was ist bloß mit dem deutschen Wunder passiert? Angela Merkels Finale ist zu ihrem miserabelsten Moment geworden. Jeder Tag scheint neues Unheil zu bringen. (...) Inmitten einer bizarren Verleumdungskampagne gegen Astrazeneca könnte die dritte Welle des Coronavirus zu Zehntausenden von unnötigen deutschen Todesfällen führen. Die stillschweigende Unterstützung der deutschen Kanzlerin für den Impfnationalismus der EU zersetzt derweil das positive Image ihres Landes. Merkels Autorität ist jetzt so geschwächt, dass sie diese Woche bei einem fünftägigen Oster-Lockdown zu einer demütigenden Kehrtwende gezwungen war. (...) Während viele einfache Deutsche zu spüren beginnen, dass die gute Zeit des Landes zu Ende geht, hat die herrschende Klasse Mühe, Schritt zu halten. Sie muss sich beeilen. Merkels Abgang - und die mögliche Ersetzung durch den schlaffen und unpopulären Armin Laschet - wird ein emotionaler Wendepunkt sein.“
Der Zürcher „Tages-Anzeiger“ kommentiert am Samstag die Entschuldigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel für die vorschnelle Anordnung einer Osterruhe:
„Indem die Bundeskanzlerin für einmal sagt: Das war falsch, und ich bins, die es verbockt hat, lüftet sie den Deckel über dem Kochtopf des Unmuts. Und sie zieht eine Verantwortung an sich, die sie an die Ministerpräsidenten verloren zu haben schien. Möglicherweise gebiert der gewonnene moralische Respekt eine neue Handlungsfreiheit. Allerdings muss sie diese nutzen. Denn faktisch gewonnen ist durch die Rücknahme der ,Osterruhe‘ erst mal nichts - Misere bleibt Misere. Eine Entschuldigung im politischen Leben kann ein starker symbolischer Akt sein. Aber wirksam nur als Voraussetzung für etwas Besseres, eine Wendung, eine Kehre. Die Einsicht muss in gute Politik umgesetzt werden, sonst bleibt von der moralischen Instanz bloß ein ,Mensch wie du und ich‘, der Fehler macht, sie auch mal zugibt und sich ansonsten weiterwurstelt, als kleines Sünderlein, durchs Leben, durch die Pandemie.“