Deutschland

Inflation in Deutschland fällt auf 8,7 Prozent

Ökonomen hatten für Januar eine stärkere Inflation in erwartet. Sind die Zeiten zweistelliger Inflationsraten in Deutschland schon wieder vorbei?
09.02.2023 09:53
Aktualisiert: 09.02.2023 09:53
Lesezeit: 2 min

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind zu Jahresbeginn nicht ganz so stark gestiegen wie befürchtet. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Januar um durchschnittlich 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einer höheren Inflationsrate von 8,9 Prozent gerechnet.

Im Dezember hatte die Inflation noch 8,6 Prozent betragen, doch kann diese Zahl wegen einer Revision der Statistik noch nachträglich verändert werden. Details dazu will das Bundesamt erst am 22. Februar nennen. Im Vergleich zum Vormonat verteuerten sich Waren und Dienstleistungen diesmal um 1,0 Prozent.

"Der Inflationsgipfel ist überschritten", sagte Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Die Energiepreise sprechen für weitere und deutliche Rückgänge der Inflationsrate." Im Dezember hatte die Übernahme der Abschlagzahlungen für Gas durch den Bund die gemessenen Verbraucherpreise gedrückt, doch ist dieser Effekt zu Jahresbeginn weggefallen, was den Anstieg nach Einschätzung von Ökonomen erklärt.

"Auch im Februar könnte die Inflationsrate noch einmal hoch ausfallen", erwartet der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Ein nachhaltiger und deutlicher Rückgang der Teuerung sei ab März zu erwarten, wenn Gas- und Strompreisbremsen greifen würden.

"Die Zeiten mit zweistelligen Inflationsraten in Deutschland dürften nun endgültig hinter uns liegen", sagte Dullien. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet das IMK mit einer Inflationsrate von leicht über fünf Prozent, nachdem für 2022 mit 7,9 Prozent der höchste Wert seit Bestehen der Bundesrepublik gemessen wurde.

Experten hatten mit einem Anstieg der Teuerungsrate zu Jahresbeginn gerechnet - auch weil das Statistikamt die Gewichtung innerhalb des Warenkorbes geändert hat, der zur Ermittlung der Inflationsrate herangezogen wird. "Als neues Basisjahr wurde trotz der Corona-Pandemie turnusgemäß das Jahr 2020 auserkoren, dementsprechend werden Dienstleistungen, Pauschalreisen oder Kultur deutlich an Gewicht einbüßen, während Haushaltsenergie und Waren kräftig hinzugewinnen", so die Experten der BayernLB. Hinzu komme noch, dass viele Verkäufer den Jahreswechsel besonders gern zu Preisanhebungen nutzten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auch wegen der hohen Inflation in Europas größer Volkswirtschaft ihre Leitzinsen mehrfach angehoben. "Ein entschiedenes und robustes Handeln der EZB ist auch in den kommenden Monaten erforderlich", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Inflation mittelfristig auf zwei Prozent zurückgeht und die Erwartungen verankert bleiben." (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...