Unternehmen

Umsatzrückgang bei KMU: Wie die Wirtschaftslage den Mittelstand trifft

Die aktuelle konjunkturelle Lage setzt dem deutschen Mittelstand zu. 2023 verzeichneten kleine und mittlere Unternehmen einen Umsatzrückgang von 246 Milliarden Euro, was einem Minus von 4,6 % entspricht. Preiserhöhungen konnten die Situation nicht entschärfen, und 35 % der Unternehmen erwarten auch für das laufende Jahr sinkende Umsätze. Dennoch bleibt der Mittelstand ein wichtiger Beschäftigungsmotor, mit einem Rekord von 32,83 Millionen Beschäftigten.
20.10.2024 09:45
Lesezeit: 2 min
Umsatzrückgang bei KMU: Wie die Wirtschaftslage den Mittelstand trifft
Trotz der herausfordernden Wirtschaftslage zeigt der Mittelstand eine stabile Profitabilität mit einer durchschnittlichen Umsatzrendite von 7 %. (Foto: iStock.com, gorodenkoff) Foto: gorodenkoff

Die herausfordernde konjunkturelle Lage geht am deutschen Mittelstand nicht vorbei. Die wirtschaftliche Situation der Unternehmen hat sich im vergangenen Jahr verschlechtert. Der Gesamtumsatz der kleinen und mittleren Unternehmen sank 2023 nominal um 246 Mrd. EUR oder 4,6 %. Auch Preiserhöhungen konnten den Rückgang nicht abfedern: Real lag das Umsatzminus sogar bei 10 %.

Das sind Ergebnisse des Mittelstandspanels , das KfW Research seit 2003 veröffentlicht. Dafür werden Unternehmen mit einem Umsatz bis zu 500 Mio. EUR befragt. Die Befragung fand von Februar bis Juni 2024 statt, zudem gab es eine Sonderbefragung im September 2024.

Auch für das laufende Geschäftsjahr rechnen 35 % der Unternehmen mit einem Umsatzrückgang, nur rund 15 % erwarten anziehende Umsätze. Zudem sind die mittelfristigen Erwartungen bis 2026 getrübt: Mit einem Anteil von 29 % gehen so viele Unternehmen wie nie zuvor davon aus, dass ihr Umsatz in den kommenden drei Jahren sinken wird. 24 % der Unternehmen rechnen mit Umsatzsteigerungen.

Erfreulich ist, dass trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage die Profitabilität des Mittelstands mit einer Umsatzrendite von durchschnittlich 7 % recht stabil blieb. Allerdings wächst die Kluft zwischen den Unternehmen: Insbesondere Kleinstunternehmen kämpfen mit rückläufigen Renditen.

„Wir sehen bei zahlreichen wirtschaftlichen Kennzahlen, dass sich die Schere zwischen kleinen und großen Mittelständlern weitet“, sagte Dr. Michael Schwartz, Projektleiter des KfW-Mittelstandspanels. „Die großen Unternehmen kommen besser mit der herausfordernden konjunkturellen Lage zurecht als die kleinen.“

Ein positiver Faktor ist, dass der Mittelstand sich weiterhin als Beschäftigungsmotor der deutschen Wirtschaft präsentiert. 2023 stand ein Beschäftigungsaufbau um rund 494.000 Erwerbstätige zu Buche - damit arbeiteten 32,83 Millionen Personen in mittelständischen Unternehmen, ein Rekord. Der absolute wie auch prozentuale Zuwachs der Erwerbstätigen fiel im vergangenen Jahr höher als gesamtwirtschaftlich aus, der Mittelstand gewann somit als Arbeitgeber an Bedeutung.

Das wirtschaftlich herausfordernde Umfeld wirkt sich belastend auf die Eigenkapitalpolster der Unternehmen aus. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote fiel um 0,6 Prozentpunkte auf 30,6 %. Im historischen Vergleich ist das weiterhin ein ausgezeichneter Wert. Im Detail zeigen sich allerdings die Probleme: Der Anteil der Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote von unter 10 % ist angestiegen - von 25,1 % auf 33,6 %. 12 % der Unternehmen wiesen eine negative Eigenkapitalquote aus, eine Verdoppelung zu 2022. Dagegen sank der Anteil der Unternehmen mit einer sehr hohen Eigenkapitalquote von 30 % um mehr als 13 % auf 37,6 %.

Weitere Erhebungen des Mittelstandspanels zeigen, dass die Investitionsneigung weiter gesunken ist: Der Anteil von Unternehmen mit Investitionsprojekten sank um 4 Prozentpunkte auf 39 %. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionsvorhaben am Ende wie geplant umsetzten, lag 2023 zudem bei unterdurchschnittlichen 60 %.

Gerade einmal 368.000 mittelständische Unternehmen führten im Jahr 2023 Kreditgespräche mit Banken und Sparkassen über Investitionskredite, ein Allzeittief. Auch die Erfolgsquote bei den Kreditverhandlungen über Investitionskredite sank merklich. Der alles überragende Grund dafür war, dass Kreditinstitute und Unternehmen sich nicht über die Zinshöhe einigen konnten.

„Der deutsche Mittelstand wurde in der Vergangenheit stets für seine wirtschaftliche Stabilität gelobt. Diese ist in der Breite auch weiterhin vorhanden. Jedoch zeigen sich im Fundament einige Risse, die vor allem der konjunkturellen Situation geschuldet sind“, sagte KfW-Ökonom Dr. Michael Schwartz.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Wärmewende: Heizen ist teurer geworden - mal wieder
03.12.2025

Wer seine Wohnung schön warm haben wollte, musste in den Jahren 2022 und 2023 besonders tief in die Tasche greifen. Nun haben Experten die...

DWN
Politik
Politik Putin versucht in Europa, was nicht einmal Stalin gelang
03.12.2025

Europa steht vor einer sicherheitspolitischen Zäsur. Neue Enthüllungen über Washingtons Verhandlungen, interne Machtkämpfe in Kiew und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OECD-Prognose: Zölle bremsen Wachstum bis 2027
03.12.2025

Die OECD sieht für Deutschland ab 2025 einen zögerlichen Aufschwung, der jedoch im internationalen Vergleich blass bleibt. Niedrige...

DWN
Politik
Politik Russland im Fokus: Finnlands Ex-Präsident warnt vor schnellem Ukraine-Frieden
03.12.2025

Finnlands früherer Präsident Sauli Niinistö verfolgt den Krieg in der Ukraine mit wachsender Sorge und warnt vor trügerischen...

DWN
Technologie
Technologie Jeder Sechste sorgt sich wegen KI um eigenen Arbeitsplatz
02.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt rasant. Jeder sechste Beschäftigte in Deutschland fürchtet, dass sein Job bedroht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russische Wirtschaft unter Spannung: Industrie, Konsum und Haushalt schwächeln
02.12.2025

Die wirtschaftliche Lage in Russland wird spürbar fragiler, da strukturelle Schwächen und geopolitische Belastungen zunehmen. Damit...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei in Dienst gestellt
02.12.2025

Die Bundespolizei verstärkt ihre Drohnenabwehr erheblich. Mit 130 Spezialkräften, KI-gestützten Störsystemen und automatischen...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP News: Digitale Zahlungen im Asien-Pazifik-Raum wachsen stark
02.12.2025

XRP, die Kryptowährung von Ripple, könnte sich bald von Bitcoin abkoppeln. In Singapur erhält das Unternehmen eine erweiterte Lizenz, um...