Wirtschaft

Krieg als Börsengeschäft: So profitieren Konzerne vom Iran-Angriff

Die USA greifen Irans Atomanlagen an – mit Waffen von börsennotierten Giganten wie Boeing und Northrop Grumman. Hinter dem Angriff steckt mehr als Militärstrategie.
24.06.2025 17:00
Aktualisiert: 25.06.2025 05:58
Lesezeit: 3 min
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Operation Mitternachtshammer: Angriff auf Irans Atomanlagen

In der Nacht von Samstag auf Sonntag führten die USA einen Angriff auf drei iranische Atomanlagen durch. Hinter der gewaltigen Superbombe und dem hochmodernen Bombenflugzeug, das den Angriff ermöglichte, stehen zwei börsennotierte Unternehmen. Doch die geplante Nachfolgegeneration des Bombers gilt bislang als milliardenschweres Fiasko. Der Großteil des US-Angriffs auf Iran – eine Offensive, die das Land „Operation Midnight Hammer“ nennt – wurde von sieben B-2 Spirit durchgeführt. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes „strategisches“ Bombenflugzeug mit extrem großer Reichweite, das sowohl Atom- als auch konventionelle Waffen tragen kann. Die Maschine ist zudem als „Stealth“-Flugzeug klassifiziert, was bedeutet, dass sie eine sehr geringe Radarsignatur besitzt und damit der feindlichen Luftabwehr weitgehend entgehen kann.

Die USA sind weltweit die einzige Militärmacht, die über ein strategisches Bomberflugzeug mit diesen Fähigkeiten verfügt. US-General Dan Caine bestätigte, dass Iran während des Angriffs weder Flugabwehrraketen abfeuerte noch eigene Kampfflugzeuge entsandte, um die US-Bomber abzufangen. Die USA besitzen nur etwa 20 B-2-Bomber im aktiven Dienst, was bedeutet, dass ein erheblicher Teil der Bomberflotte in der Luft war, um den Angriff durchzuführen. Neben den sieben B-2, die über den Atlantik flogen und den Angriff durchführten, stiegen mehrere weitere B-2 über den Pazifik auf, um ein Ablenkungsmanöver zu inszenieren.

Die Betriebskosten des Bombers sind enorm: Laut offiziellen Zahlen der US-Behörden kostet eine Flugstunde 150.741 US-Dollar. Da der Angriff 37 Stunden dauerte und sieben Maschinen beteiligt waren, beliefen sich die Kosten allein dafür auf mindestens 380 Millionen Kronen. Die tatsächlichen Kosten dürften deutlich höher liegen, da diese Zahl weder die zahlreichen Luftbetankungen noch die Kosten für die abgeworfenen Bomben umfasst. Die B-2 Spirit wird vom US-Rüstungskonzern Northrop Grumman hergestellt, dessen Börsenwert sich auf fast 63 Milliarden Euro beläuft.

Nachfolger ist ein Milliardenflop Northrop Grumman-Aktie

Northrop Grumman arbeitet derzeit intensiv an der Entwicklung eines Nachfolgemodells für die B-2, das unter dem Namen B-21 Raider bekannt ist. Das Projekt unterliegt strenger Geheimhaltung, doch wie die schwedische Wirtschaftszeitung Di bereits berichtete, gilt es als Fiasko, das Verluste in Höhe von nahezu 1,8 Milliarden Euro verursacht hat. Diese Kosten setzen auch die Northrop Grumman-Aktie unter Druck, obwohl der Kurs im vergangenen Jahr um 15 Prozent gestiegen ist.

Die USA haben mindestens 100 Exemplare der B-21 bestellt. Die Entwicklung, Produktion und Wartung über die nächsten 30 Jahre werden auf über 200 Milliarden US-Dollar geschätzt. Aktuell befindet sich die neue B-21 noch in der Testphase, die ersten Maschinen sollen vor dem Jahr 2030 einsatzbereit sein. Beim US-Angriff auf Iran trug jede B-2 zwei GBU-57 Massive Ordnance Penetrator, die über den Atomanlagen abgeworfen wurden. Diese Super-Bombe wiegt 13,6 Tonnen und ist ein sogenannter „Bunker Brecher“, der mindestens 60 Meter tief in den Boden eindringen kann. Die Bombe wurde speziell entwickelt, um Atomanlagen im Iran oder Nordkorea zu zerstören.

Super-Bombe befeuert Boeing-Aktie

Die GBU-57 Massive Ordnance Penetrator wird vom Luftfahrt- und Rüstungskonzern Boeing produziert, der vor allem für seine zivilen Flugzeuge bekannt ist. Doch Boeing unterhält auch ein bedeutendes Rüstungsgeschäft: 2024 erwirtschaftete der Bereich Verteidigung 23,9 Milliarden US-Dollar – damit war es Boeings größtes Geschäftsfeld im vergangenen Jahr. Boeing ist an der New Yorker Börse notiert und kommt auf einen Börsenwert von über 131 Milliarden Euro. Die Boeing-Aktie legte im laufenden Jahr bereits um mehr als 13 Prozent zu. Im vergangenen Jahr kündigte die US-Luftwaffe an, die Produktionsrate der Superbombe mindestens zu verdreifachen. Di berichtet, dass das Werk im US-Bundesstaat Oklahoma nach der Erweiterung bis zu sechs bis acht Bomben pro Monat fertigen soll – das entspricht bis zu 96 Bomben pro Jahr.

Für Deutschland sind diese Entwicklungen gleich doppelt von Bedeutung. Einerseits zeigen sie, wie sehr moderne Kriegsführung von börsennotierten Unternehmen abhängt – auch deutsche Konzerne wie Rheinmetall oder Hensoldt sind tief in das internationale Rüstungsgeschäft verwoben. Andererseits unterstreicht die Operation die strategische Bedeutung sogenannter „Bunker Brecher“-Technologie, ein Bereich, in dem Europa technologisch hinter den USA liegt.

Der Angriff auf Iran offenbart die Verflechtung von Hochtechnologie, Börsengewinnen und geopolitischen Machtspielen. Während Superwaffen wie die B-2 Spirit den USA kurzfristige Überlegenheit sichern, sind Projekte wie die B-21 ein teures Wagnis – mit Milliardenkosten, aber ungewisser Zukunft.

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