Als Russlands Präsident Wladimir Putin vergangene Woche mindestens 19 Drohnen nach Polen schickte, demonstrierte er, dass er seinen hybriden Krieg gegen den Westen fortsetzt. Laut Politico belegt der Vorfall, dass Moskau trotz hoher Verluste in der Ukraine den Konflikt mit der NATO eskaliert.
Die Attacke folgte auf anhaltende Luftangriffe auf ukrainische Städte, bei denen Dutzende Zivilisten starben. Selbst ein Regierungsgebäude im Zentrum Kiews wurde erstmals getroffen. Analysten sehen Putins Überleben an eine fortgesetzte Konfrontation gebunden. „Er ist ein Kriegspräsident. Frieden interessiert ihn nicht“, sagte Nikolai Petrow vom Londoner Thinktank New Eurasian Strategies Center. Politico verweist auf Putins Hoffnung, dass ukrainische Defizite bei Waffen und Personal Russlands Vormarsch erleichtern könnten. Doch Fortschritte sind langsam und teuer, Schätzungen sprechen von rund einer Million Opfern.
Nationalisten treiben den Kreml
Ökonomisch droht Russland eine Rezession, doch politisch wäre ein Friedensabkommen für Putin noch gefährlicher. Der Druck komme weniger von der Opposition, sondern von nationalistischen Kräften, die einen Sieg über den „kollektiven Westen“ fordern. „Der kriegstreiberische Flügel will die NATO zerstören und ihre Wertlosigkeit demonstrieren“, so Alexander Baunow vom Carnegie Russia Eurasia Center.
Seit Putins Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Alaska habe Moskau seine hybride Kriegsführung gegen Europa verstärkt. Russische Drohnen verletzten mehrfach den polnischen Luftraum, teils aus Weißrussland gestartet. Fünf Drohnen flogen laut Welt direkt auf einen NATO-Stützpunkt zu, wurden jedoch von niederländischen F-35 abgefangen. Provokationen dieser Art sollen laut Baunow die Belastbarkeit des Bündnisses testen.
Bedeutung für Deutschland
Für Deutschland hat der hybride Krieg gravierende Folgen. Als zentrale Macht in Europa ist Berlin doppelt gefordert: militärisch über die NATO-Verpflichtungen und wirtschaftlich über die Energie- und Handelspolitik. Russische Provokationen an der Ostflanke erhöhen den Druck, die Bundeswehr rascher aufzurüsten und die Luftverteidigung auszubauen. Zudem schwächen Trumps widersprüchliche Signale zu Sanktionen und NATO-Verpflichtungen das Vertrauen in die Verlässlichkeit der USA – ein Risiko, das Deutschland zur Stärkung der europäischen Verteidigungsstrukturen zwingt.
Kirill Rogow vom Thinktank Re:Russia betont, die Verwirrung im Westen stärke Putins Selbstvertrauen. Trump sprach von einem „Fehler“, Russland wies jede Schuld ab, Minsk verwies auf „elektronische Störungen“. Für Rogow ist dieses Muster typisch für Putins „Trolling“: Aggressionen werden so inszeniert, dass sie als Provokation oder Unfall gedeutet werden können. Doch Analysten warnen: Die Konfrontation mit dem Westen wird weitergehen – in unterschiedlichen Formen, auch militärisch.

