Irland wird von den europäischen Politikern gern als Musterknabe für die Umsetzung der Sparmaßnahmen herangezogen, doch Ökonomen warnen, dass das Land aller Voraussicht nach doch ein weiteres Rettungspaket benötigen könnte. Da die irischen Haushalte derzeit Schwierigkeiten haben, ihre Hypotheken zu bezahlen, könnten die geretteten irischen Banken noch weitere vier Milliarden Euro zusätzlich benötigen, um ihre Verluste aus Kreditgeschäften zu begleichen, so Analysten der Deutschen Bank.
Das würde die Finanzen der irischen Regierung stark treffen. Bereits 63 Milliarden Euro pumpte die irische Regierung in den vergangenen drei Jahren in den nationalen Bankensektor. „Eine neue, wenn auch bescheidene Erhöhung des Kapitalbedarfes könnte“ die Investoren abschrecken und ein zweites Rettungspaket zur Folge haben, so die Analysten. Auch Alan McQuaid, Chefökonom bei Dublin Broker Bloxham bestätigt dies. „Du gehst nicht an den Anleihenmarkt zurück, wenn die Zinssätze sehr, sehr hoch sind und du von der EU bzw. dem IWF ein besseres Angebot bekommen kannst“. Und auch Lorenzo Bini Smaghi, früheres Mitglied des Direktoriums der EZB, sieht keine Rückkehr zum Bondmarkt für Irland. „Ohne die Ereignisse in Griechenland, denke ich, wäre Irland in der Lage gewesen, an die Anleihemärkte zurückzukehren“, sagte er im Dublin Radio.
Dem Fiskalpakt zufolge würde Irland jedoch kein Anrecht auf ein zweites Rettungspaket haben, wenn die irische Bevölkerung in einem Referendum Ende Mai sich gegen den Fiskalpakt ausspricht. Doch Ökonomen der Citigroup, das berichtet Businessweek, gehen davon aus, dass das Land auch bei einem „Nein“ zum Fiskalpakt ein weiteres Rettungspaket erhalten würde. Zudem gehen Citigroup-Ökonomen davon aus, dass Irland angesichts der hohen staatlichen Schulden und dem geringen Wachstum noch immer einen Schuldenschnitt benötigen würde.