Unternehmen

Ruiniert: Wenn die EU über Nacht das Firmen-Konto plündert

Lesezeit: 1 min
30.03.2013 00:21
Das Beispiel eines zypriotischen IT-Unternehmens zeigt, wie der Bailout wirkt. Das Geschäftskonto ist geplündert. Die Firma ist ruiniert. Die Mitarbeiter müssen entlassen werden.
Ruiniert: Wenn die EU über Nacht das Firmen-Konto plündert

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Von dem Bailout in Zypern sind vor allem die mittelständischen Unternehmen des Landes betroffen. Denn schon das Geschäftskonto einer kleineren Firma übersteigt leicht einen Betrag von 100.000 Euro, da Gehälter gezahlt und Einkäufe getätigt werden müssen. Ein Haircut von 40 Prozent kann daher schnell den Bankrott bedeuten (mehr hier).

Hinzu kommen die Auswirkungen der Kapitalkontrollen, die den Firmen den Zugriff auf ihre Konten massiv einschränken.

Ein zypriotischer Unternehmer hat nun seine Misere im Internet dokumentiert. Von 850.000 Euro auf seinem Firmenkonto sind mehr als 700.000 Euro konfisziert worden. Er rechnet damit, circa 20 Prozent der Einlagen innerhalb der nächsten sechs bis sieben Jahre zurückzuerhalten. Er sagt:

„Ich bin kein russischer Oligarch, sondern einfach ein mittelgroßes europäisches IT-Unternehmen. Tausende andere Unternehmen in ganz Zypern sind in derselben Situation. Das Unternehmen ist definitiv ruiniert. Alle zypriotischen Arbeiter müssen entlassen werden.“

Der Unternehmer will nun ein Bankkonto in der Karibik eröffnen, „wo die Behörden mehr Respekt für das private Eigentum haben“. Zudem denkt er darüber nach, für Gehaltszahlungen und für Transfers mit Geschäftspartnern auf die Internetwährung Bitcoin umzusteigen.

Die Wut der Zyprioten wächst

Einen besonderen Dank sendet der Unternehmer an „Jereon Dijsselbloem, Angela Merkel, Manuel Barroso und die übrigen Beamten der Europäischen Kommission“.

Als am Donnerstag die Banken nach fast zwei Wochen wieder geöffnet wurden, verhielten sich die Zyprioten ruhig und nahmen die 300 Euro entgegen, die ihnen pro Tag zugestanden wurden (mehr hier).

Doch wenn nun tausende zypriotische Unternehmen pleitegehen und ihre Mitarbeiter entlassen müssen, dann könnte sich herausstellen, dass Zwangsabgabe und Kapitalkontrollen nur das Vorspiel waren zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes. Die Reaktionen der Zyprioten könnten dann heftiger werden.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...