Politik

Ex-Manager der Deutschen Bank tot aufgefunden

Lesezeit: 2 min
28.01.2014 18:46
Bis vor einem Jahr war der tot aufgefundene Amerikaner hochrangiger Risikomanager der Deutschen Bank. Der heutige Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain wollte ihn 2012 in den Vorstand holen.
Ex-Manager der Deutschen Bank tot aufgefunden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ein langjähriger Weggefährte des Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain ist am Sonntag tot in seiner Londoner Wohnung gefunden worden, wie die Bank am Dienstag bestätigte. Der 58 Jahre alte William Broeksmit hatte bis vor einem Jahr als hochrangiger Risikomanager für die Deutsche Bank gearbeitet und war dann vorzeitig in Ruhestand gegangen. 2012 hatte ihn Jain sogar in den Vorstand holen wollen, war aber am Widerstand der Finanzaufsicht BaFin gescheitert.

Der Amerikaner hat sich offenbar das Leben genommen: Die Londoner Polizei erklärte zu dem Fall, sie sei um die Mittagszeit zu einem Haus im Nobel-Stadtteil South Kensington gerufen worden und habe dort einen 58 Jahre alten Mann erhängt aufgefunden. Sie schloss Fremdverschulden aus.

Die Deutsche Bank äußerte sich nicht zu den Hintergründen von Broeksmits Tod. Jain und Fitschen würdigten ihn in einer internen E-Mail an die Bank-Mitarbeiter als „engen Freund und Kollegen, von dessen Intellekt und Klugheit viele profitiert haben“. Broeksmit und Jain hatten bereits in den 1990er Jahren bei der US-Investmentbank Merrill Lynch zusammengearbeitet. 1996 ging Broeksmit zusammen mit rund 100 Investmentbankern zur Deutschen Bank, die damals unter Edson Mitchell ihr Geschäft mit dem Kapitalmarkt auf- und ausbaute, um mit der Konkurrenz aus den USA Schritt zu halten. Jain und Fitschen würdigten ihn in der E-Mail als „einen der Gründer unserer Investmentbank“.

Mitchell war im Jahr 2000 bei einem Flugzeugsabsturz ums Leben gekommen. Wenig später verließ Broeksmit die größte deutsche Bank, um 2008 zurückzukehren. „Viele seiner Kollegen hielten ihn für einen der klügsten Köpfe auf dem Gebiet des Risiko- und Kapital-Managements“, schrieben Jain und Fitschen in ihrem kurzen Nachruf, der Reuters vorliegt.

Broeksmits Tod dürfte auch die Bilanzpressekonferenz der Deutschen Bank überschatten, in der sich Jain und Fitschen am Mittwoch den Fragen der Journalisten stellen. Sie wollen das Frankfurter Institut nach einer Serie von Skandalen – zumeist aus der Zeit vor der Finanzkrise 2007/08 – umsteuern und haben dazu einen „Kulturwandel“ ausgerufen.

Broeksmit, der als Leiter der Risiko- und Kapital-Steuerung zuletzt eine Hierarchiestufe unter dem Vorstand tätig war, galt als eine der Schlüsselfiguren der Deutschen Bank im Bemühen, die komplexen Transaktionen aus der Finanzkrise zu entwirren. Jain hatte ihn 2012 in seiner Führungsmannschaft eigentlich als Risikovorstand vorgesehen. Doch die BaFin legte sich quer: Sie zweifelte zwar seine fachlichen Qualitäten nicht an, bemängelte aber seine fehlende Führungserfahrung.

Die Londoner Polizei beschäftigte am Dienstag ein weiterer mutmaßlicher Selbstmord im Bankenumfeld. Ein 39 Jahre alter Mann stürzte am Morgen vom 33-stöckigen Hochhaus der US-Investmentbank JPMorgan im Bankenviertel Canary Wharf. Seine Leiche habe stundenlang auf dem Dach in der 9. Etage gelegen, sagten Augenzeugen. Ob es sich um einen Mitarbeiter der Bank handelte, war zunächst unklar.

Im vergangenen Jahr beherrschte wochenlang der Selbstmord eines anderen hochrangigen Finanzmanagers die Schlagzeilen und zwar in der Schweiz. Der Finanzvorstand des Versicherungskonzerns Zurich, Pierre Wauthier, hatte in einem Abschiedsbrief schwere Vorwürfe gegen Verwaltungsratschef Josef Ackermann erhoben – Jains Vorgänger bei der Deutschen Bank. Ackermann gab seinen Posten daraufhin auf. Eine Untersuchung der Schweizer Finanzmarktaufsicht entlastete den Schweizer später von dem Vorwurf, Wauthier unangemessen unter Druck gesetzt zu haben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...

DWN
Technologie
Technologie Ocean Cleanup fischt 10.000 Tonnen Plastikmüll aus Ozeanen und Flüssen
23.04.2024

Ein Projekt fischt Tausende Tonnen Plastik aus dem Meer und aus Flüssen. Eine winzige Menge, weltweit betrachtet. Doch es gibt global...

DWN
Technologie
Technologie Astronaut Alexander Gerst rechnet mit permanenter Station auf dem Mond
23.04.2024

Eine feste Basis auf dem Mond - das klingt für viele noch nach Science Fiction, soll aber schon bald Realität werden. Für Astronaut...

DWN
Politik
Politik Zeitungsverlage mahnen von Politik zugesagte Hilfe an
22.04.2024

Der Medienwandel kostet Zeitungshäuser viel Kraft und Geld. Von der Politik fühlen sie sich dabei im Stich gelassen. Sie erinnern die...

DWN
Immobilien
Immobilien Stabilere Aussichten für deutschen Gewerbeimmobilienmarkt nach Volatilität
22.04.2024

Die Nachfrage insbesondere nach Büros im deutschen Gewerbeimmobiliensektor war verhalten im Jahr 2023. Das Segment ist stärker als andere...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Konflikt: Israels mutmaßlicher Angriff und Teherans Machtspiele
22.04.2024

Ein möglicher israelischer Luftangriff gegen den Iran kennzeichnet die bisherige Spitze der Eskalation im Nahostkonflikt. Dennoch bleibt...