Politik

Spanien: Fotografieren von Polizisten ist ab sofort per Strafe verboten

Lesezeit: 2 min
12.12.2014 02:17
Die spanische Regierung hat trotz Protesten aus Politik, Justiz und Bevölkerung ein Gesetz beschlossen, das umfangreiche Geldstrafen für Demonstranten vorsieht. Der Maßnahmenkatalog ahndet etwa die Teilnahme an einer spontanen Demonstration, den Aufruf zur selbigen oder das Fotografieren von Polizisten als „Vergehen gegen die Sicherheit der Bürger“ mit Geldbußen bis zu 600.000 Euro.
Spanien: Fotografieren von Polizisten ist ab sofort per Strafe verboten

Mehr zum Thema:  
Spanien > USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Spanien  
USA  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die spanische Regierung hat trotz Protesten aus Politik, Justiz und Bevölkerung ein Gesetz beschlossen, das umfangreiche Geldstrafen für Demonstranten vorsieht. Der Maßnahmenkatalog nennt sich „Gesetz für die Sicherheit der Bürger“ und umfasst dutzende Regeln, die etwa die Teilnahme an einer spontanen Demonstration, den Aufruf zur selbigen oder das Fotografieren von Polizisten als „Vergehen gegen die Sicherheit der Bürger“ mit Geldbußen bis zu 600.000 Euro ahnden, berichtet die Zeitung El País.

Mit dem von Kritikern als „Knebelgesetz“ bezeichneten Beschluss hat die Regierung einen Weg gefunden, die Gerichte zu umgehen: Wie die spanische Zeitung El Diario berichtet, hatten die spanischen Richter sich bisher meist geweigert, vorgeladene Demonstranten zu verurteilen, weil diese lediglich „ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ausübten“. Die Regierung hat die neuen Vergehen in dem Regelwerk daher als „Ordnungswidrigkeiten“ definiert. Anders als bei Verbrechen ist somit kein Gerichts-Verfahren nötig. Weil sie juristisch nicht gegen die Demonstranten vorgehen könne, versuche die Regierung demnach die Demonstranten auf dem behördlichen Weg zu bestrafen – mit teils extremen Geldbußen von bis zu 600.000 Euro.

Die Bürger sind  somit fortan der Willkür der Polizei unterworfen: Vergehen, die bisher vor Gericht angezeigt werden mussten, werden zukünftig direkt wie Falsch-Parken bestraft. Ein Punkte-System teilt die Bußgelder nach Schwere der Vergehen ein: Drei leichte Vergehen ergeben dabei ein schweres (bis zu 30.000 Euro) und drei schwere ein sehr schweres Vergehen mit Bußgeldbescheiden bis zu 600.000 Euro.

So werden künftig für den spontanen Protest etwa gegen Zwangsräumungen 100 bis 600 Euro fällig, wer via Twitter zum Protest aufruft oder sich weigert, Polizisten den Ausweis zu zeigen, zahlt wie für jede Art von „Respektlosigkeit“ gegenüber den Beamten weitere 600 Euro.

Wenn es bei dem Protest Ausschreitungen gibt, erhöht sich die Strafe für die Teilnahme jedoch auf bis zu 30.000 Euro. Der Protest vor Regierungsgebäuden am Vorabend einer Wahl gilt fortan gar als sehr schweres Vergehen und wird mit einem Bußgeld bis zu 600.000 Euro belegt. Gleiches gilt für Demos vor einem Atomkraftwerk: Beides gefährde dem Gesetz zufolge „wichtige Infrastruktur“.

Auch wer auf einer Demo ein Foto von einem prügelnden Polizisten macht oder veröffentlicht, zahlt bis zu 30.000 Euro. Durch das Foto-Verbot wolle die Regierung den Medien zufolge auch verhindern, dass die sich häufenden Gewalt-Exzesse der Polizisten auf den Demos an die Öffentlichkeit gelangen.

Die Opposition stimmte gegen das Gesetz der Regierung, Menschenrechtsorganisationen kritisierten die massive Einschränkung der Bürgerrechte, Anwälte wollen vor dem Europäischen Gerichtshof dagegen klagen. Tausende Bürger versammelten sich vor dem Kongress in Madrid zu einem „Trauerzug“, bei dem sie symbolisch die Bürgerrechte zu Grabe trugen. Sie enthüllten ein Transparent mit der Aufschrift: „Demokratie- die Bürger werden dich nie vergessen“. Eine Umfrage der Zeitung El País ergab, dass über 80 Prozent der Spanier das Gesetz ganz oder teilweise ablehnen.

In den USA werden aktuell Regelungen diskutiert, nach denen Polizisten grundsätzlich mit einer Videokamera ausgestattet werden sollen. Angeblich, um allfälliges Fehlverhalten zu dokumentieren. Im Lichte der spanischen Entscheidung entsteht allerdings eher der Eindruck, dass das Fotografieren im öffentlichen Raum bald schon als Staatsmonopol angesehen werden könnte. 

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Spanien > USA >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsch-chinesische Beziehung: So reagiert China auf Scholz’ Besuch
16.04.2024

Die Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach China hat in den vergangenen Tagen die chinesischen Medien beschäftigt. Zum Abschluss seiner...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft IWF-Wachstumsprognose 2024: Deutschland bleibt weltweites Schlusslicht
16.04.2024

Für Deutschland hat der IWF in seiner neuen Prognose keine guten Nachrichten: Sie dürfte auch 2024 unter allen Industriestaaten am...

DWN
Politik
Politik Modernste Raketenabwehrsysteme: So schützt sich Israel gegen Luftangriffe
16.04.2024

Hunderte Raketen und Kampfdrohnen hatte der Iran am Wochenende nach Israel gefeuert. Dass dieser Angriff vergleichsweise glimpflich...

DWN
Politik
Politik Engpass bei Stromversorgung: Oranienburg zeigt Deutschland die Grenzen auf
16.04.2024

Noch ist es ein Einzelfall: Die Kleinstadt Oranienburg, nördlich von Berlin, kommt dem Bedarf ihrer Kunden nicht mehr umfänglich nach....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenabbau wegen KI: Jetzt trifft es auch die Hochqualifizierten
16.04.2024

Der zunehmende Einsatz von KI verändert viele Branchen grundlegend und wird in Zukunft eine Reihe von Berufen überflüssig machen. Davon...

DWN
Politik
Politik 365 Tage Schwarz-Rot in Berlin - weder arm noch sexy!
16.04.2024

Niemand war wohl mehr überrascht als Kai Wegner (CDU), dass er vor genau einem Jahr wie „Kai aus der Kiste" Regierender Bürgermeister...

DWN
Politik
Politik Scholz in China: Deutliche Worte bei Xi zum Ukraine-Krieg und Klimaschutz
16.04.2024

Auf der letzten Etappe seiner China-Reise traf Bundeskanzler Scholz seinen Amtskollegen Präsident Xi Jinping. Bei ihrem Treffen in Peking...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenrückgang: DAX im Korrekturmodus - Was Anleger wissen müssen
16.04.2024

Der DAX hat die Woche mit einer Erholung gestartet, doch diese wurde schnell zunichte gemacht. Die Unsicherheit an den Börsen erreicht ein...