Politik

Varoufakis bestätigt Hacker-Plan zur Einführung der Drachme

Lesezeit: 1 min
27.07.2015 23:53
Der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis wollte die Daten der Steuerverwaltung hacken, um im Notfall eine Parallelwährung in Griechenland einführen zu können. Die Steuerverwaltung untersteht laut Varoufakis nicht der Regierung, sondern der Troika. Diese hatte die Kontrolle über die Steuerverwaltung den Syriza-Vorgängern entzogen, weil diese permanent Einfluss zugunsten ihrer jeweiligen Netzwerke genommen hatten.
Varoufakis bestätigt Hacker-Plan zur Einführung der Drachme

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Griechenlands Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis hat Geheimpläne zum Aufbau eines parallelen Zahlungssystems bestätigt und bringt damit Ministerpräsident Alexis Tsipras in Bedrängnis. Varoufakis erklärte, einen Plan ausgearbeitet zu haben, der eine Rückkehr Griechenlands zur Drachme ermöglichen sollte. Es habe sich allerdings um Notfallpläne gehandelt, die nie in Kraft getreten sei. Tsipras wurde von der Opposition dennoch aufgerufen, dazu Stellung zu nehmen und deutlich zu machen, wie weit die Pläne für einen "Grexit" gediehen waren.

Varoufakis sagte in einer Telefonkonferenz am 16. Juli nach am Montag veröffentlichten Mitschnitten, Tsipras selbst habe im Januar vor seinem Amtsantritt ihm den Auftrag gegeben, einen "Plan B" zu entwerfen, falls Griechenland von Geldhähnen abgeschnitten werde. Er habe daraufhin ein fünfköpfiges Team unter Führung des US-Volkswirts James Galbraith zusammengestellt, das im Verborgenen arbeiten sollte. Die Idee sei gewesen, jeder Steuernummer ein paralleles Konto zuzuweisen, über das Zahlungen hätten laufen können - zunächst auf Euro lautend, aber per Knopfdruck auf Drachmen umschaltbar. Er selbst habe einen alten Schulfreund, der sich gut mit Computern auskenne, gebeten, ihm bei der Planung zu helfen, die Daten der Steuerverwaltung zu hacken.

Varoufakis gab in dem Gespräch mit britischen Hedgefonds den Grund an, warum er die Steuerverwaltung hätte hacken müssen. Die griechische Steuerverwaltung sei vollständig der Troika unterstellt. Die gewählte Regierung hätte keine Möglichkeit, auf die Steuerverwaltung zuzugreifen. Die Unabhängigkeit der Steuerverwaltung von der griechischen Regierung war von der Troika verlangt worden, weil die Vorgänger-Regierungen der Syriza permanent Einfluss genommen hatten - vornehmlich, um Freunde aus ihren jeweiligen Netzwerken zu schützen. Varoufakis sagte bei der Telefonkonferenz, er erzähle diese Geschichte, um zu zeigen, wie sehr Griechenland seine Souveränität bereits verloren habe: Die Steuerverwaltung würde von "Brüssel" aus geleitet.

Die Opposition im griechischen Parlament nütze das Bekanntwerden der Konferenz, um die strafrechtliche Verfolgung von Varoufakis zu fordern. Sie forderte auch, dass Premier Alexis Tsipras sich seiner Verantwortung für die geheimen Pläne stelle müsse.

Von ihrer eigenen Verantwortung für die Missstände sprach die Nea Dimokratia, die Schwesterpartei der CDU, nicht: Sie hatte gemeinsam mit der sozialistischen Pasok das Land über Jahrzehnte geführt und ist demnach für beide Missstände verantwortlich: Die politische Intervention zum Schutz der eigenen Klientel geht ebenso auf ihr Konto wie die Preisgabe der Souveränität aller gewählten Regierungen durch die Ausgliederung der Steuerverwaltung unter die Kontrolle der demokratisch nicht legitimierten Troika.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Erholung der deutschen Wirtschaft verzögert sich
29.03.2024

Europas größte Volkswirtschaft kommt nicht richtig in Fahrt. Die Aussichten für die nächsten Monate sind nach Experteneinschätzung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Reiseziele: So manch Überraschung im Sommerflugplan
29.03.2024

Ab Ostern tritt an den deutschen Flughäfen der neue Sommerflugplan in Kraft. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben für Sie als Leser...

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...