Politik

Terror-Verdacht: Erneut SEK-Einsatz in Chemnitz

Lesezeit: 2 min
09.10.2016 16:35
Das SEK hat in Chemnitz einen weiteren Einsatz gegen eine verdächtige Wohnung durchgeführt. Ein Terror-Verdächtiger ist weiter auf der Flucht. Die Bundespolizei hat ihren Einsatz am Flughafen Berlin-Schönefeld verstärkt.
Terror-Verdacht: Erneut SEK-Einsatz in Chemnitz

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Auf der Suche nach dem Terrorverdächtigen Dschaber al-Bakr hat die Polizei am Sonntag eine weitere Wohnung in Chemnitz mit Spezialeinsatzkräften durchsucht. «Es gab aber keinen Zugriff», sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) Sachsen der dpa. Über den Einsatz berichtete zuerst die «Freie Presse». Der Sprecher begründete die direkte Vorgehensweise damit, dass Sprengstoff im Spiel sei. «Wir können es uns nicht leisten, hier zu taktieren.» Es war eine von mehreren Kontaktadressen des 22-Jährigen, die derzeit nach und nach überprüft werden.

Bei dem Anti-Terror-Einsatz in Chemnitz ist der hauptverdächtige Syrer der Polizei nach Informationen vom Sonntag nur knapp entwischt. Die Beamten gaben am Samstag in dem Plattenbau-Viertel einen Warnschuss ab, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes (LKA) Sachsen. Sie bestätigte einen Bericht von «Spiegel Online». Die Polizisten hätten den Verdächtigen gesehen, ihn aber nicht fassen können. Bei der anschließenden Erstürmung einer Wohnung, in der sich der 22-Jährige aufgehalten hatte, waren Hunderte Gramm eines hochexplosiven Sprengstoffs gefunden worden.

Die Polizei fahndet weiterhin bundesweit nach dem mutmaßlichen Islamisten, der Kontakte zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben soll. Der junge Syrer steht im Verdacht, einen Bombenanschlag geplant zu haben. Es blieb unklar, ob der Mann auf der Flucht eine Waffe oder Sprengstoff bei sich trägt. Der gesuchte Dschaber al-Bakr kam vor einigen Monaten nach Deutschland und sei als Flüchtling anerkannt.

Auch zu möglichen Anschlagszielen gab es zunächst keine Informationen seitens der Behörden. Der Hinweis auf den Syrer war vom Bundesamt für Verfassungsschutz gekommen. Es gebe Hinweise, dass der 22-Jährige von IS-Terroristen ausgebildet wurde, berichtete die «Bild»-Zeitung (Montag) unter Verweis auf Ermittler. Es blieb unklar, ob der Verdächtige aus dem Ausland gezielt gesteuert wurde. Weder der Geheimdienst noch die Polizei wollten sich zu einem «Focus»-Bericht äußern, wonach ein deutscher Flughafen angegriffen werden sollte.

Die für Flughäfen und Bahnhöfe zuständige Bundespolizei erhöhte nach den Vorfällen in Chemnitz die Sicherheitsvorkehrungen. «Dies betrifft insbesondere kritische Infrastruktur», sagte der Sprecher des Bundespolizeipräsidiums, Ivo Priebe, am Sonntag in Potsdam. Zudem beteiligten sich die Einsatzkräfte an der Fahndung nach dem flüchtigen Terrorverdächtigen.

Am Berliner Flughafen Schönefeld soll der verstärkte Polizei-Einsatz bis mindestens Montagmorgen andauern. Autos und Busse würden angehalten und kontrolliert, teilten die Behörden mit. An den beiden größten deutschen Flughäfen in Frankfurt und München wurden keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen. Es gelten nach den jüngsten Terroranschlägen unter anderem in Paris und Brüssel ohnehin verschärfte Regelungen.

In Chemnitz wird der festgenommene Mieter der erstürmten Wohnung der Mittäterschaft verdächtigt. Zwei weitere Bekannte des flüchtigen Hauptverdächtigen wurden am Sonntag wieder freigelassen.

Spezialisten ließen den gefundenen Sprengstoff am Samstagabend kontrolliert detonieren. Es handelt sich nach «Bild»-Angaben um das hochexplosive TATP (Azetonperoxid), das auch bei Anschlägen in Brüssel und Paris verwendet wurde. Das Gemisch sei weit gefährlicher als TNT gewesen, hieß es. Die betroffene Plattenbau-Siedlung war stundenlang abgesperrt und wurde teilweise geräumt. Am Sonntagnachmittag durchsuchten Einsatzkräfte auch eine Wohnung in einem anderen Chemnitzer Stadtteil, die als Kontaktadresse des flüchtigen Syrers galt.

Im Zuge der Anti-Terror-Ermittlungen ließ die Polizei in Chemnitz auch den Hauptbahnhof teilweise sperren. Ein Spezialroboter untersuchte dort auf einem Bahnsteig einen roten Koffer, den zwei der verdächtigten Bekannten des Flüchtigen dort bei sich getragen hatten. Später gab es diesbezüglich Entwarnung.

In diesem Jahr waren bereits mehrfach Pläne für mutmaßliche Sprengstoffanschläge in Deutschland vereitelt worden.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...