Politik

Merkel lehnt Obergrenze für neue Flüchtlinge ab

Lesezeit: 2 min
06.02.2017 14:58
Bundeskanzlerin Merkel will auch nach der Bundestagswahl keine Obergrenze für neue Flüchtlinge. Sie steht damit im Konflikt mit der CSU, die aber Merkel trotzdem bei der Bundestagswahl unterstützen will.
Merkel lehnt Obergrenze für neue Flüchtlinge ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bundeskanzlerin Angela Merkel will der CSU-Forderung nach einer Obergrenze für neu eintreffende Flüchtlinge auch nach der Bundestagswahl nicht nachgeben. «Ich habe nicht die Absicht, hier die Position zu ändern», sagte die CDU-Vorsitzende am Montag nach einer gemeinsamen Präsidiumssitzung von CDU und CSU in München laut dpa. Auf die Frage, ob sie notfalls den Bruch der Fraktionsgemeinschaft der Union im Bundestag in Kauf nehmen würde, sagte Merkel, sie befasse sich jetzt damit, «wie wir die Wahl gewinnen». «Und damit bin ich erstmal voll ausgefüllt.» CSU-Chef Horst Seehofer hat gedroht, ohne die Verankerung einer Obergrenze in einem möglichen Koalitionsvertrag werde die CSU in die Opposition gehen.

Es ist nunmehr unklar, ob sich CSU und CDU wirklich auf eine gemeinsame Linie festgelegt haben. Insbesondere ist unklar, ob die beiden Unionsparteien bei der Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik einen gemeinsamen politischen Kurs fahren wollen oder nicht.

Es ist denkbar, dass beide Parteien darauf spekulieren, dass es in den kommenden Monaten zu keiner neuen Flüchtlingsbewegung kommen wird und das Thema daher im Wahlkampf an Brisanz verliert. Die EU hatte am Wochenende beschlossen, die Mittelmeer-Route zu schließen und die aus Afrika ankommenden Flüchtlinge und Migranten in Lagern in Libyen festzusetzen. Die EU stellt dafür 200 Millionen Euro zur Verfügung. Die Lösung wird von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert. Die Lage in Libyen ist für Flüchtlinge und Migranten schon heute verheerend. 

Seehofer hatte zuvor Merkel die Unterstützung seiner Partei für die Bundestagswahl zugesichert. Mit Zustimmung seines Parteivorstandes und nun auch seines Parteipräsidiums habe er Merkel die Unterstützung der CSU zugesagt, berichtete Seehofer am Montag nach einer gemeinsamen Präsidiumssitzung von CDU und CSU in München. Dies sei «mit erkennbarer, anhaltender Zustimmung» beider Präsidien bedacht worden. «Wir ziehen gemeinsam in diesen Wahlkampf», kündigte Seehofer an.

Seehofer unterstrich, dass die von ihm geforderte Einführung einer Obergrenze auch nach der Kür von Merkel nicht vom Tisch sei, auch wenn die Frage auch bei dem Treffen in München zunächst wegen unüberbrückbarer Differenzen ausgeklammert wurde. «Wir stimmen überein, dass sich das Jahr 2015 in der Zuwanderung nicht wiederholen soll. Das ist Übereinstimmung von CDU und CSU.» Die Union habe viele gemeinsame Ziele wie die Bekämpfung der Fluchtursachen, konsequentere Abschiebungen und Drittstaaten-Abkommen.

Über die Einführung einer Obergrenze werde aber erst nach der Wahl wieder gesprochen, die CSU werde ihre Forderung im Bayernplan verankern, den es neben dem Wahlprogramm wieder geben werde. «Und dann werden wir schauen, in welchem Maße uns die Bevölkerung für diese Gedanken mit einem Vertrauen ausstattet. Aber wir bleiben dabei, als CSU, dass dies notwendig ist», sagte Seehofer.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...