Weltwirtschaft

Hessen nimmt Erdöl-Förderung wieder auf

Lesezeit: 2 min
10.02.2018 18:26
In Hessen ist die Erdölförderung nach mehr als zwanzig Jahren wiederaufgenommen worden.
Hessen nimmt Erdöl-Förderung wieder auf

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach mehr als 20 Jahren wird in Kommune Riedstadt nahe Darmstadt wieder dauerhaft Erdöl gefördert.

Eigentlich war die Förderung im hessischen Ried in den 1990er Jahren bereits beendet worden. Wie jetzt bekannt wurde, hat jedoch das Bohrfeld „Schwarzbach I" in Riedstadt (Ortsteil von Groß-Gerau) Anfang des Jahres nach erfolgreichen Probebohrungen eine Fördergenehmigung für die nächsten 27 Jahre erhalten.

Das Heidelberger Unternehmen Rhein Petroleum transportiert derzeit wöchentlich etwa 66.000 Liter Rohöl aus Südhessen ab. Pro Woche fahren durchschnittlich zwei Tanklastwagen auf der kleinen Förderanlage vor und bringen jeweils rund 33 Kubikmeter Rohöl zur Weiterverarbeitung in die Raffinerie MIRO in Karlsruhe. Das Öl gelangt von hier unter anderem zum Chemiekonzern BASF. Eine zweite Bohrstelle könnte im Jahr 2019 folgen.

Die meisten Einwohner von Riedstadt sehen die Ölproduktion auf den ansonsten agrarwirtschaftlich genutzten Flächen gelassen. Wie ein Sprecher der Stadt, Rainer Fröhlich, erklärt, habe die Erdölförderung im Ried eine lange Geschichte. Fröhlich könne sich noch gut an so genannte Pferdekopfbohrer erinnern, die wie die in Texas ausgesehen hätten. Allerdings werde nur geringe Gewerbesteuereinnahmen erwartet. „Riedstadt wird dadurch nicht zu Dallas“, fügt Fröhlich hinzu.

Wie Rhein Petroleum-Geschäftsführer Carsten Reinhold sagt, sei es neuer Technik zu verdanken, dass die Ölförderung in der Region wiederbelebt wurde. Es sei lange unmöglich gewesen, das Öl zu finden. Schon im Jahr 1952 sei das erste Öl aus dem Ried mit Tankwagen über die Eisenbahn transportiert worden. Reinhold berichtet, über einen längeren Zeitraum hinweg bis in die 1960er Jahre habe es vier Erdölfelder und vier kleinere Gasfelder im Ried gegeben. Dann sei 1994 vorerst Schluss gewesen.

Gegen die erneuten Öl-Bohrungen gibt es von Seiten der Naturschützer keinerlei Einwände. Ausdrücklich lobt sogar der Naturschutzbund Deutschland (NABU) die transparente Öffentlichkeitsarbeit von Rhein Petroleum.

Das hessische Öl spielt bundesweit keine große Rolle. Beinahe 90 Prozent des hierzulande geförderten Öls (nur etwa 2,5 Millionen Tonnen jährlich) stammen aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein, wie aus dem Jahresbericht des Niedersächsischen Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie hervorgeht. Rheinland-Pfalz trägt rund acht Prozent zur gesamten Ölproduktion des Landes bei. In Deutschland waren in Jahr 2016 genau 50 Ölfelder in Betrieb, ebenso viele wie im Jahr zuvor.

Deutschland ist relativ arm an dem Rohstoff Öl und demzufolge auf Importe angewiesen. Zum Beispiel wurden alleine im Jahr 2016 91 Millionen Tonnen Rohöl eingeführt. Trotz niedriger Ölpreise und aufkommender Elektromobilität wird in Deutschland aber weiter in die Ölförderung investiert. Neben dem aktuellen Preisniveau sei bei Investitionsplänen entscheidend, welche langfristigen Erwartungen die Unternehmen hätten, wie Miriam Ahrens vom Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie, dem Interessenverbund der öl- und gasfördernden Unternehmen, erklärt. Mark Krümpel, Unternehmenssprecher der BASF-Tochter Wintershall, meint, dass die Branche langfristig denke, und schließlich verdiene man mit der Förderung auch Geld. Nach seinen Worten profitiert Wintershall von der langen Geschichte, den bestehenden Infrastrukturen und der hohen Qualität des Öls.

Die Ölförderer argumentieren mit der Versorgungssicherheit. Man könne auch mit der in Deutschland gewonnen Expertise weltweit punkten, weil auch international die Zeiten des „Easy Oil“ vorbei seien. Die Förderung von Erdöl gilt in Deutschland als schwierig. Der Branchenverband beschreibt die Erschließung neuer Ressourcen beispielsweise in Niedersachsen mit dem Verweis auf komplexe geologische Strukturen sogar als hochriskant.

Ohne Frage ist ein willkommener Nebeneffekt der Förderung in Deutschland der Hinweis auf die wirtschaftliche Bedeutung. Die heimischen Fördergesellschaften von Öl und Gas beschäftigen immerhin fast 10.000 Mitarbeiter. Darüber hinaus flossen in den zurückliegenden drei Jahren fast 1,8 Milliarden Euro Förderabgaben in die Landeshaushalte.

Auch die Leistungsbilanz der Bundesrepublik Deutschland wird durch die heimische Förderung von Erdgas und Erdöl entlastet. Jedes Barrel Erdöl und jeder Kubikmeter Erdgas, die hierzulande aus der Erde geholt werden, brauchen nicht importiert zu werden. Vor allem in strukturschwachen Gebieten sind die Unternehmen der Förderindustrie in vielfacher Hinsicht ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef sieht Zinssenkungspfad unklar und plädiert für digitalen Euro
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie Boom bei Gründungen von KI-Startups in Deutschland
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, entstehen in Deutschland gerade unzählige KI-Startups. Im...

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
24.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Frauen in Tech-Berufen: Deutliches Ungleichgewicht trotz wachsender Nachfrage
24.04.2024

Der Frauenanteil in Berufen in den Bereichen Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ist laut einer Studie niedrig....