Finanzen

Schulden von Unternehmen in Europa und USA kritisch

Lesezeit: 2 min
13.04.2018 17:10
Die Kreditvergabe an bereits hochverschuldete Unternehmen in Europa und den USA geht ungehindert weiter.
Schulden von Unternehmen in Europa und USA kritisch

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Blase im Markt für riskante Unternehmenskredite droht nach Einschätzung von Beobachtern bald zu platzen. Investoren vergeben seit Jahren Kredite an bereits hochverschuldete Unternehmen in Europa und den USA, welche diese vor allem dazu nutzen, um Konkurrenten zu übernehmen oder eigene Aktien zurückzukaufen.

Weil die Zinsen dieser Kredite in der Regel variabel sind und sich an den steigenden Leitzinsen der Zentralbank Federal Reserve orientieren, droht nun ein Ende des Kreditzyklus mit entsprechenden Zahlungsausfällen, berichtet die Financial Times.

Alleine das Schuldenvolumen bei den riskanten Unternehmenskrediten in den USA beläuft sich nach Angaben der FT auf mehr als 1 Billion Dollar – das Volumen aller US-Unternehmenskredite auf derzeit etwa 8,8 Billionen Dollar.

Daten der Ratingagentur Dealogic zufolge wurden für das laufende Jahr bereits Übernahmen im Umfang von etwa 1,2 Billionen Dollar angekündigt – ein Anstieg von fast 50 Prozent verglichen mit dem selben Zeitpunkt im vergangenen Jahr. Übernahmen und Aktienrückkäufe bringen den Aktionären oder Besitzern der Unternehmen zwar kurzfristig Gewinn, stellen jedoch keine langfristig produktive Investition dar. Problematisch bei diesen „leveraged loans“ ist zudem die Tatsache, dass die Rechte der Geldgeber häufig kaum ausreichend berücksichtigt werden.

S&P Global warnt, dass viele Geldgeber bei Ausfällen der Schuldner nichts oder nur wenig von ihrem Geld wiedersehen werden. Die Qualität der Schutzbestimmungen für Investoren („covenants“) sei in den vergangenen Jahren dramatisch gesunken. Solche Bestimmungen bei Krediten oder Anleihen verpflichten den Schuldner beispielsweise, nur Schulden in einem bestimmten Umfang pro Jahr aufzunehmen oder Obergrenzen bei den Ausschüttungen an die Aktionäre einzuhalten. „Wir haben in den vergangenen Jahren beobachtet, dass diese Schutzbestimmungen immer weiter aufgeweicht wurden. Ich bin mir nicht sicher, ob der Markt noch mehr tolerieren kann“, wird eine Analystin des Vermögensverwalters Pimco zitiert.

Dealogic warnt, dass der gegenwärtige Kreditzyklus bald endet und Investoren vorsichtig sein sollten. Der Grad der Verschuldung von Unternehmen haben in Europa und den USA inzwischen jene Stände erreicht, die vor dem Ausbruch der vergangenen Finanzkrise im Jahr 2007 zu beobachten gewesen wären. „Die Geschichte lehrt uns, dass die schlechtesten Schuldengeschäfte am Höhepunkt der Boomphase getätigt werden. Jetzt ist es höchste Zeit, vorsichtig zu sein“, wird ein Analyst von Dealogic von der FT zitiert.

Aus einer Studie der Großbank Société Générale geht hervor, dass sich das Problem insbesondere bei kleineren US-Unternehmen konzentriert. Demnach verfünffachten sich die Schulden der im Aktienindex Russell 2000 versammelten Unternehmen zwischen 2009 und Ende 2016 von etwa 100 Milliarden Dollar auf dann rund 500 Milliarden Dollar. Die Erträge nach Stufe EBTIDA hingegen verdreifachten sich im selben Zeitraum nur von etwa 50 Milliarden Dollar auf 150 Milliarden Dollar.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Reiseziele: So manch Überraschung im Sommerflugplan
29.03.2024

Ab Ostern tritt an den deutschen Flughäfen der neue Sommerflugplan in Kraft. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben für Sie als Leser...

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...