Finanzen

Strengere EZB-Regeln für faule Kredite vor dem Aus

Lesezeit: 1 min
23.04.2018 17:18
Die EZB wird die geplanten strengeren Kapitalregeln für faule Kredite bei Europas Banken wohl nie einführen.
Strengere EZB-Regeln für faule Kredite vor dem Aus

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Die EZB-Bankenaufsicht will womöglich keine allgemeinen Richtlinien für den Abbau von alten Problemkrediten in den Bilanzen der Geldhäuser im Währungsraum ausgeben. Sie überlege noch, ob weitere Schritte, abhängig von den Fortschritten der einzelnen Institute, erforderlich seien, erklärte die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag in Frankfurt. Es gebe aber noch keine Entscheidung.

Insidern zufolge überlegen die Aufseher, wegen eines starken politischen Gegenwinds Abbau-Leitlinien bis in den späteren Jahresverlauf aufzuschieben oder wahrscheinlicher sogar ganz ad acta zu legen. Stattdessen würden sie dann fortfahren, im Rahmen ihrer aktuellen Möglichkeiten Druck auf einzelne Banken auszuüben, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Führung der EZB-Bankenaufsicht werde über das Thema auf einer Sitzung im Mai beraten, so einer der Insider. Eine Entscheidung werde im Juni erwartet. Ursprünglich hatten die Bankenkontrolleure Vorgaben bis Ende des ersten Quartals in Aussicht gestellt.

Die EZB war mit ihrem Plan vor allem in Italien auf starke Kritik gestoßen. Dort wird befürchtet, dass Banken zu stark belastet werden und dann weniger Darlehen ausreichen – mit negativen Folgen für die Konjunktur. Daraufhin räumte die EZB den Geldhäusern mehr Zeit zur Umsetzung ein.

Die Kapitalregeln verlangen, dass Banken künftig alle Darlehen, die neu als ausfallgefährdend eingestuft werden, stärker als bisher mit Rückstellungen abfedern müssen. So soll verhindert werden, dass Institute wie nach der Finanzkrise erneut einen Berg an Problemkrediten auftürmen.

Für den Altbestand an faulen Krediten gelten die Vorgaben nicht. Viele Experten sehen darin aber das viel größere Problem. Das Thema spielt auch in der Diskussion um die Einführung einen europäischen Sparer-Einlagensicherung (Edis) eine wichtige Rolle. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann etwa fordert, dass zuvor erst deutliche Fortschritte beim Abbau von Altrisiken erzielt werden müssten.

Ende September 2017 schleppten allein die großen Geldhäuser im Euro-Raum noch faule Kredite im Umfang von 759 Milliarden Euro mit sich herum. Sie sind eine Hinterlassenschaft der jahrelangen Wirtschaftsflaute nach der Finanzkrise. Vor allem in Ländern wie Griechenland, Portugal und Italien ist das ein Problem, das die dortigen Banken bremst.

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