Zwei norwegische Unternehmen haben sich zusammengetan, um das erste autonom fahrende Schiff zu entwickeln. Das Start-up „Massterly“ der Reederei „Wilhelmsen“ und des Technologie-Konzerns „Kongsberg“ soll die 2017 in Betrieb genommene „Yara Birkeland“ so umbauen, dass sie ohne Besatzung fahren kann. Das Schiff ist knapp 80 Meter lang, circa 15 Meter breit und kann 120 Container befördern. Es gehört dem Chemie-Unternehmen „Yara“ und soll dessen Produktionsanlagen in Norwegens größtem Industriestandort Heroya mit den Häfen in Brevik und Larvik verbinden. Die Yara Birkeland wird von einem Kontrollzentrum aus überwacht, so dass ihr Kurs im Notfall geändert oder sie gestoppt werden kann. Laut eines Wilhelmsen-Sprechers soll das Roboter-Schiff im Jahr 2020 zu seiner ersten Fahrt aufbrechen.
Die Yara Birkeland wird ausschließlich in norwegischen Hoheitsgewässern unterwegs sein. Bevor Roboter-Schiffe in internationalen Gewässern fahren dürfen, müssen erst noch eine Reihe von juristischen Fragen geklärt werden. Die Vorschriften der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) sind ausschließlich auf bemannte Schiffe ausgelegt. Seit 2018 befasst sich der IMO-Schiffssicherheitsausschuss mit den Regeländerungen, die der Einsatz von Roboter-Schiffen mit sich bringen wird.
Mittlerweile befasst sich auch deutsche Bundesregierung mit der Roboter-Schifffahrt. In einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion schreibt das Bundesverkehrsministerium, dass „hoch automatisierte, ferngesteuerte oder voll autonom fahrende Schiffe und Systeme weitreichende Auswirkungen auf den gesamten maritimen Sektor haben werden“. Die Regierung plane Gebiete, wo Wissenschaftler und Entwickler Roboter-Schiffe erproben können. „Stadtgebiete mit einem verzweigten Wasserstraßennetz, wie beispielsweise Berlin, der Bereich der Unterelbe und großflächige Häfen“, seien dafür besonders geeignet.
In Deutschland arbeitet das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen in Hamburg derzeit am Projekt „FernSAMS – Einsatz ferngesteuerter Schlepper bei An- und Ablege-Manövern großer Schiffe“. Darüber hinaus werden eine Reihe von Projekten zum Thema „Echtzeittechnologien für die Maritime Sicherheit“ durchgeführt, die für die Roboter-Schifffahrt von Relevanz sind. Neben Norwegen und der Bundesrepublik arbeiten auch Länder wie Finnland und Australien an autonomen Schiffen. Auch China hat angekündigt, in Kürze ein Großprojekt zu starten.
Experten schätzen, dass Reedereien bis zu 20 Prozent ihrer Kosten durch Roboter-Schiffe einsparen können. Darüber hinaus werden selbstfahrende Schiffe die Unfallhäufigkeit drastisch senken, da für rund 80 Prozent aller Unfälle auf See menschliches Versagen die Ursache ist.
Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.