Gemischtes

US-Börsenaufsicht wirft Tesla-Chef Elon Musk Aktienbetrug vor

Lesezeit: 2 min
28.09.2018 13:27
Die amerikanische Börsenaufsicht will Elon Musk die weitere Leitung von Tesla verbieten.
US-Börsenaufsicht wirft Tesla-Chef Elon Musk Aktienbetrug vor

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) will Tesla-Chef Elon Musk verbieten, den von ihm gegründeten Elektroauto-Pionier weiter zu führen. Die Behörde verklagte den 47-Jährigen vor dem US-Bundesgericht New York wegen Aktien-Betrugs. Musk ist sowohl CEO als auch Aufsichtsrat-Vorsitzender von Tesla. Nach Willen der SEC soll er von beiden Posten entbunden werden.

Nach Bekanntgaben der Vorwürfe brach die Tesla-Aktie im frühen Handel um rund 12 Prozent ein und fiel unter 270 Dollar. Der Fall wird auch vom US-Justizministerium untersucht.

Die SEC wirft Musk vor, „falsche und irreführende Aussagen“ gemacht und dadurch Wertpapier-Betrug begangen zu haben. Hintergrund ist Musks Twitter-Ankündigung vom 7. August, Tesla von der Börse zu nehmen. Die Finanzierung sei gesichert, pro Aktie würden 420 Dollar gezahlt. Noch am selben Tag, an dem Musk die Twitter-Nachricht absetzte, stieg die Aktie um elf Prozent. Rund zwei Wochen später gab Musk bekannt, er habe sich entschlossen, Tesla doch an der Börse zu belassen. 

In ihrer Klage schreibt die SEC: „Musk machte seine falschen und irreführenden öffentlichen Aussagen zu Tesla mitten am Handelstag mit seinem privaten Smartphone. Er diskutierte den Inhalt der Aussagen mit niemand anderem, bevor er sie an seine über 22 Millionen Twitter-Follower und alle anderen Personen, die über einen Internetzugang verfügen, verschickte. Er teilte der Nasdaq auch nicht mit, dass er beabsichtige, diese öffentliche Ankündigung zu machen, wie es die Nasdaq-Regeln verlangen.“ Der Klage zufolge wählte Musk die Summe von 420 Dollar unter anderem auch deshalb, weil sie im Drogenjargon für den Konsum von Marihuana steht. Als er ankündigte, die Aktie vom Markt zu nehmen, habe er auf den damaligen Aktienkurs 20 Prozent aufgeschlagen, weil er das für den üblichen Standard in solchen Fällen gehalten habe. Er sei auf eine Summe von 419 Dollar gekommen und habe auf 420 Dollar aufgerundet, weil er dachte, seine Freundin würde die Tweets witzig finden.

Die Klage richtet sich ausschließlich gegen Musk, nicht gegen Tesla. Nach einem Bericht des Wall Street Journal soll die SEC Musk im Vorfeld der Klage einen Vergleich angeboten haben. Diesen hätte er auf Anraten seiner Anwälte jedoch abgelehnt.

Musk ließ durch einen Tesla-Sprecher erklären, er habe nichts Falsches getan und sei über die Klage „traurig und enttäuscht“. Er habe stets im Sinne der Wahrheit, der Transparenz und der Investoren gehandelt. Eine eigene Twitter-Nachricht setzte er nicht ab, was eher ungewöhnlich ist. Musk kommuniziert mit der Außenwelt sonst regelmäßig über den Blog-Dienst.

Etwas später veröffentlichte Tesla ein zweites Statement. In diesem steht, dass die Firma und der Verwaltungsrat (Board of Directors) volles Vertrauen in Musk und seine Integrität besäßen. Die Art und Weise, wie er die Firma leite, hätte dazu geführt, dass Tesla zur erfolgreichsten Autofirma Amerikas in über einem Jahrhundert geworden sei.

Rechtsanwalt Dr. Jürgen Rodegra aus Berlin, der auch eine Zulassung im US-Bundesstaat New York besitzt und Vertrauensanwalt der US-Botschaft in Deutschland ist, sagte im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, dass sich die Klage der SEC zu einem sehr ernsthaften Problem für Musk entwickeln könne. Rodegra: „Wenn die SEC so vorgeht, muss es sich um etwas Gravierendes handeln. Es kann durchaus sein, dass ein Strafverfahren eingeleitet wird. Die amerikanischen Börsenregeln sind weitaus strenger als die in Deutschland. Drakonische Strafen sind nicht ausgeschlossen.“

Marktbeobachter werteten die Klage als einen schweren Rückschlag für Tesla. Gene Munster von der Venture Capital-Gesellschaft „Loup Ventures“ schätzt die Chancen, dass Musk zum Rücktritt gezwungen wird, auf mehr als 50 Prozent. Elon Musk sei Tesla, und Tesla sei Elon Musk, sagte der Chef der Automotive-Analysefirma „Kelley Blue Book“, Karl Brauer. Das sei auch solange „super, wenn Elon gewinnt, aber schlecht, wenn es negative Dinge im Zusammenhang mit ihm gibt“. Musk steht wegen seines häufig erratischen Verhaltens schon seit längerem in der Kritik.

Die Klage ist unter dem Link www.sec.gov/litigation/complaints/2018/comp-pr2018-219.pdf einzusehen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifkonflikt gelöst: Keine Lufthansa-Streiks zu Ostern
28.03.2024

Nachdem die Deutsche Bahn ihren Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Woche gelöst hat, scheinen auch bei der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
27.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der Lausitz
27.03.2024

In Bernsdorf im Landkreis Bautzen wird ein neues Logistik-Zentrum der Bundeswehr entstehen. Das entschied Verteidigungsminister Boris...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU blockiert Übernahme von ITA Airways und schützt Lufthansa vor sich selbst
27.03.2024

Brüssel hat neue Hürden für die Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways aufgestellt. Die dänische EU-Kommissarin...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold verkaufen: So geht's und so erhalten Sie den besten Preis
27.03.2024

Der Goldpreis-Rekord liegt bei über 2.200 US-Dollar, erst kürzlich erreichte das Edelmetall dieses historische Hoch. Viele Goldbesitzer...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsschulden steigen - Ende 2023 bei fast 2,5 Billionen Euro
27.03.2024

Die öffentlichen Staatsschulden sind im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent gestiegen. Die Verschuldung des Bundes nahm überdurchschnittlich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Douglas-Börsengang: Was nach dem IPO für Anleger zu beachten ist
27.03.2024

Douglas wurde zum Börsenstart bei der Rückkehr auf das Frankfurter Parkett mit einer Marktkapitalisierung von 2,8 Milliarden Euro...