Sir Vince Cable, Parteichef der britischen Liberal Democrats, kritisiert, dass die britische Regierung die Green Investment Bank (GIB), die auch “Grüne Bank” genannt wird, im Jahr 2017 für umgerechnet 2,6 Milliarden Euro privatisiert hatte. Erworben wurde die Bank vom australischen Finanzinvestor Macquaries Group.
Die Bank wurde 2012 von Cable gegründet, um den Übergang des Vereinigten Königreichs zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft zu beschleunigen. Barmittel, die die GIB auf den Märkten sammelte, sollten zur Unterstützung von Investitionen in die grüne Infrastruktur des Vereinigten Königreichs wie Abfallentsorgung und Offshore-Windenergie verwendet werden.
Seit der Privatisierung wurde die Bank in Green Investment Group (GIG) umbenannt und bezeichnet sich selbst als “führenden globalen grünen Investor”. Sie ist in Asien, dem Nahen Osten und Nordamerika sowie in Großbritannien und Europa tätig. Cable meint, die GIB hätte in der Vergangenheit einen guten Ruf als weltweit erste “Grüne Bank” errungen.
Finanzinvestor will nur Renditen erzielen
Doch seit der Übernahme durch den australischen Finanzinvestor Macquarie Group Limited werde die GIB nur noch nach finanziellen Aspekten bewertet. “Die GIB ist jetzt einfach ein kleiner Teil von Macquaries globalem Geschäft geworden, was nicht die ursprüngliche Absicht der Bank war (...) Die Schuld liegt bei der Regierung (...) und zwar in der Entscheidung, kurzfristig Bargeld durch den Verkauf der Bank in Anspruch zu nehmen, anstatt über die langfristige Gesundheit der Wirtschaft nachzudenken”, zitiert die Financial Times Cable.
Investoren reagieren auf Kritik
Als Reaktion auf die Kritik von Cable meldete die GIG in einer Mitteilung: “Unser Geschäft wird aus Großbritannien geleitet und wir sind hier weiterhin sehr aktiv (...) Sowohl unsere erste als auch die jüngste Investition fand in Großbritannien statt. Wir sind zuversichtlich, dass 2019 in unserem Heimatmarkt weiterhin aufregende Chancen bieten wird.”
Die GIG sei nach wie vor “fest im Vereinigten Königreich” verankert. Im März 2018 verurteilte der Ausschuss für öffentliche Rechnungsführung des Unterhauses die Regierung wegen der “zutiefst bedauerlichen” Art, wie sie die GIB verkaufte, ohne ihre Zukunft zu garantieren.
Der Ausschuss erklärte, dass die von den Ministern ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichten, um sicherzustellen, dass die Bank die Energiepolitik der Regierung weiterhin unterstützt oder sich auf die britischen Klimaschutzziele ausrichtet.
Nach einem von der GIG im Oktober 2018 veröffentlichten Fortschrittsbericht hat die Gruppe seit ihrer Privatisierung Investitionen in Höhe von 1,87 Milliarden Euro in Europa und Großbritannien getätigt.
Dem Bericht zufolge wurden jedoch 44,38 Millionen Euro in die Müllverbrennungsanlage von Ferrybridge in Yorkshire investiert. Mehrere neue Investitionen wurden auch in umweltfreundliche Projekte in Irland und Schweden getätigt.
Im vergangenen Jahr sagte Mark Dooley, Global Head der GIG, dass die Gruppe in den nächsten drei Jahren Investitionen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro tätigen werde.