Finanzen

Zentralbanken weltweit arbeiten an digitalen Währungen

Lesezeit: 2 min
21.04.2019 06:36
Bei der IWF-Jahrestagung vergangene Woche waren digitale Zentralbankwährungen ein wichtiges Thema. Die neue Technologie soll den Regierungen mehr Kontrollmöglichkeiten geben - beispielsweise indem Negativzinsen eingeführt werden.
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Auf der diesjährigen Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank vom 8. bis 12. April in Washington hat die mögliche Einführung digitaler Zentralbankwährungen (central bank digital currencies, CBDCs) eine entscheidende Rolle gespielt.

Die führenden Entscheidungsträger der Finanzwelt diskutierten über die globale Zukunft von Geld und Zahlungen vor dem Hintergrund der sich entwickelnden Blockchain-Technologie. IWF-Chefin Christine Lagarde sagte, dass die Kryptowährungen die globale Finanzordnung erschüttert hätten.

Bereits Ende letzten Jahres hatte Lagarde die Zentralbanken dazu aufgefordert, die Einführung digitaler Währungen in Betracht zu ziehen. Sie sagte, dass staatliche Kryptowährungen Ziele wie finanzielle Inklusion, Verbraucherschutz, Privatsphäre und Betrugsprävention erreichen könnten.

Schweden ist Vorreiter bei digitalen Zentralbankwährungen

Bei dem IWF-Treffen stellten mehrere Zentralbanken, die mit digitalen Zentralbankwährungen experimentiert haben, aktuelle Ergebnisse ihrer Arbeiten vor, darunter Kanada, Schweden und Uruguay. Sie sprachen über die Möglichkeiten und das technologische Design solcher CBDCs, berichtet Bitcoin.com.

In einer der Podiumsdiskussionen mit dem Titel "CBDC: Sollten Zentralbanken digitale Währungen ausgeben?" sagte die Vize-Gouverneurin der schwedischen Zentralbank, Cecilia Skingsley, dass die Reichsbank ihre eigene digitale Währung, die E-Krone, mit über 50 Prozent Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten zehn Jahren ausgeben wird.

In Schweden macht der Wert der im Umlauf befindlichen Banknoten und Münzen nur noch etwa 1 Prozent des BIP aus - verglichen mit etwa 10 Prozent in der Eurozone und 20 Prozent in Japan. Laut Skingsley verwendet nur noch jeder zehnte Schwede Bargeld für Zahlungen, was die E-Krone zu einer möglichen Alternative mache.

"Die Menschen sind jetzt der Ansicht, dass digitale Zahlungen und das Halten von Geld in digitaler Form viel besser für ihre Bedürfnisse geeignet sind", behauptete die Vize-Gouverneurin der Schwedischen Reichsbank. "Das bedeutet, dass die Schweden in einigen Jahren aufgrund der aktuellen Trends keinen Zugang zu Zentralbankgeld mehr haben werden."

Bargeldlose Transaktionen haben in den letzten Jahren weltweit zugenommen. Bitcoin zum Beispiel wurde mit dem erklärten Ziel geschaffen, das konventionelle Finanzsystem herauszufordern. Daher haben viele Staaten strenge Regulierungen im Hinblick auf Zahlungen mit Kryptowährungen eingeführt oder geplant.

Um dieser Konkurrenz den Wind aus den Segeln zu nehmen, prüfen derzeit rund ein Viertel aller Zentralbanken der Welt, wie sie möglicherweise CBDCs ausgeben können. So haben die Ostkaribischen Staaten und die Bahamas Pilotprojekte mit Blockchain-basierten Währungen angekündigt.

Digitale Zentralbankwährungen ermöglichen Negativzinsen

Auch die Zentralbank in Kanada entwickelt derzeit eine eigene digitale Währung. Der Vize-Gouverneur der Bank of Canada, Timothy Lane, sprach auf der IWF-Jahrestagung über die Kosten, Vorteile und Risiken der Ausgabe einer Zentralbankwährung. Dabei sprach er auch über mögliche Negativzinsen. Er sagte:

"Es wurde vorgeschlagen, dass digitale Zentralbankwährungen verzinslich sein sollten, einschließlich der Möglichkeit negativer Zinsen. Teilweise wäre dies auch der Grund für die Einführung. Dies ist der Gedanke, dass Sie die Null-Untergrenze durchbrechen könnten, wenn Sie mehr Geld für politische Anreize bereitstellen möchten."

Der Vize-Gouverneur der kanadischen Zentralbank fügte hinzu: "Damit das Ganze funktioniert, muss die Öffentlichkeit tatsächlich davon überzeugt werden, dass dies etwas ist, das sie haben wollen. Ich nehme an, dies ist ein Teil der Hauptmotivation [für die Herausgabe von CBDCs]."

Laut dem Vize-Gouverneur der kanadischen Zentralbank, Timothy Lane, wird es noch etwas dauern, bis digitale Zentralbankwährungen für grenzüberschreitende Zahlungen eingesetzt werden. Denn dies erfordere zunächst eine stärkere Zusammenarbeit mit den staatlichen Regulierungsbehörden.

Weltbank und IWF planen eigene digitale Währung

Sowohl die Weltbank als auch der IWF scheinen entschlossen zu sein, digitale Zentralbankwährungen einzuführen. Zudem haben die beiden Bretton-Woods-Institutionen einen eigenen experimentellen Blockchain-Token angekündigt, den sie passender Weise "Learning Coin" nennen.

Das Ziel dabei ist, dass die Mitarbeiter sich mit der Blockchain-Technologie vertraut machen. Über eine speziell entwickelte Handy-App können sie Inhalte lesen und Videos zum Thema Blockchain ansehen, wofür sie im Gegenzug "Learning Coins" erhalten, die sie dann im eigenen Haus einlösen können.

Der IWF hat zudem eine eigene Quasi-Währung, die sich zu einer digitalen Währung wandeln könnte: die im Jahr 1969 gründeten so genannten Sonderziehungsrechte, die für Transaktionen zwischen Zentralbanken und dem IWF verwendet werden. Ihr Wert basiert auf einem Korb von fünf Währungen: Dollar, Euro, Renminbi, Yen und Pfund Sterling.

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