Die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, den chinesischen Handy-Hersteller Huawei auf die schwarze Liste zu setzen, sowie seine Drohungen gegenüber weiteren chinesischen Technologieunternehmen, hat die Tür für Vergeltungsmaßnahmen gegen amerikanische Unternehmen geöffnet.
Das offensichtlichste Ziel für mögliche chinesische Vergeltungsmaßnahmen ist der Huawei-Konkurrent Apple, der knapp ein Fünftel seines Umsatzes in China erzielt und dort zudem seine iPhones herstellt, mit denen er im letzten Jahr 60 Prozent seines Gesamtumsatzes erzielte.
Das kalifornische Unternehmen hat in China zuletzt bereits erhebliche Umsatzeinbußen verzeichnet. Denn die Chinesen haben zuletzt verstärkt Handys von Huawei und anderen chinesischen Herstellern gekauft.
Eine chinesische Gegenmaßnahme gegen das von Donald Trumps angeordnete Huawei-Verbot könnte Apple in den nächsten ein bis anderthalb Jahren etwa 3 bis 5 Prozent seines iPhone-Absatzes in China kosten, zitiert Bloomberg Dan Ives, Analyst bei Wedbush Securities.
Der Gründer von Huawei, Ren Zhengfei, hat sich in einem Fernsehinterview mit Bloomberg kürzlich gegen chinesische Vergeltungsmaßnahmen ausgesprochen. Wenn China gegen Apple vorgehen sollte, so würde er "der Erste sein, der dagegen protestiert", so der Huawei-Gründer.
So könnten Chinas Sanktionen gegen Apple aussehen
China könnte die gleichen Maßnahmen einsetzen wie im Jahr 2017. Damals hatten sich die Beziehungen des Landes zu Südkorea verschlechtert. Denn Seoul hatte entschieden, einen US-gesponsorten Raketenschild aufzubauen.
Die chinesische Regierung verhängte damals Beschränkungen für Reisen nach Südkorea, was die Umsätze der dortigen Kosmetikunternehmen stark beeinträchtigte, die auf chinesische Touristen angewiesen sind.
Zugleich schlossen die chinesischen Behörden wegen angeblicher Verstöße gegen den Brandschutz die meisten Lädem von Lotte Shopping in China. Zudem boykottierten die chinesischen Verbraucher südkoreanische Produkte, was sich verheerend auf die Umsätze des Autobauers Hyundai auswirkte.
Wie schlimm kann es für Apple werden?
In einem Forschungsbericht vom 27. Mai hat die Citi Bank ihre Prognosen zu den iPhone-Verkäufen abgesenkt, "da wir glauben, dass die Handelssituation zwischen den USA und China zu einer Verlangsamung der Apple iPhone-Nachfrage in China führen wird, da die Chinesen ihre Kaufpräferenz auf chinesische Marken verlagern werden".
Dem Bericht zufolge hat sich das Markenimage für das iPhone in China deutlich verschlechtert. Infolgedessen könnte sich der Marktanteil in China von aktuell 12 Prozent "halbieren", was auch zu deutlichen Gewinneinbußen führen würde.
Die Analysten von Cowen prognostizieren, dass der Gewinn pro Aktie im Geschäftsjahr 2020 um 26 Prozent sinken könnte, falls China das iPhone verbietet, was jedoch ein Extremfall wäre.
Allerdings könnte der Eindruck, dass die USA Huawei zu Unrecht bestrafen, die chinesischen Verbraucher auch ohne ein staatliches Verbot veranlassen, einheimische Marken zu unterstützen, "während Produkte und Dienstleistungen von US-Unternehmen in Ungnade fallen", so die Analysten. Es darf nicht vergessen werden, dass die Chinesen im Allgemeinen national eingestellt sind und im Falle einer Eskalation der Auseinandersetzungen mit den USA Boykottaufrufen in großem Umfang folgen dürften.
Ein Rückgang der Hardwareverkäufe in China um 5 bis 30 Prozent könnte die Gewinne pro Aktie um 1 bis 8 Prozent absenken. Doch noch halten die Analysten am vergleichsweise hohen Kursziel von 245 Dollar pro Aktie fest. Am Mittwochabend liegt der Kurs bei 178 Dollar pro Aktie.