Deutschland

Staatlich geprüfte Konsumenten: Stiftung Warentest drängt in die Schule

Lesezeit: 2 min
05.03.2013 00:17
Mit Schulprojekten will die Stiftung Warentest die Schüler an ihre Publikationen binden. Die vom Staat subventionierte Stiftung beringt Verbraucher- und Medienbildung in die Schulen. So kann der Staat sicherstellen, dass die Konsumenten rechtzeitig lernen, was man kaufen soll und was nicht.
Staatlich geprüfte Konsumenten: Stiftung Warentest drängt in die Schule

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wie erreicht man die Leser von morgen am besten? Man stellt bereits in ihrer Schulzeit den ersten Kontakt her und versucht, sie zu binden. Wie schon Bertelsmann sucht auch die Stiftung Warentest die Schulen auf. Verschiedene Projekte werden von der Stiftung angeboten, um die Schüler über Rechte zu informieren und aktuelles Wissen zu vermitteln, so die Stiftung Warentest. Eines dieser Projekte ist „test macht Schule“, bei dem sich Schüler ab Jahrgangsstufe 9 aus ganz Deutschland bewerben können. Werden die Schulklassen ausgewählt, kommt ein Jahr lang kostenlos die Zeitschrift test ins Klassenzimmer.

Mit Hilfe der Zeitschrift test erfahren die Schüler mehr über ihre Rechte als Verbraucher“, bewirbt die Stiftung Warentest ihr Projekt. „Sie lernen, sich gezielt zu informieren und eine kritischere Haltung gegenüber Werbung und Marketingstrategien einzunehmen.“ Zusätzlich dazu können die Schüler somit ein Verständnis für die individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen ihres Konsums entwickeln. „Darüber hinaus stärkt die Arbeit mit der Zeitschrift test das Medienverständnis der Schüler“. Um den Umgang mit der Zeitschrift im Unterricht richtig zu lernen, werden sogar ein Vorbereitungsseminar und ein abschließendes Treffen für die Lehrer angeboten. „Ein Teil der Kosten für Anreise bzw. Übernachtung wird übernommen.“

Und am liebsten wäre es der Stiftung Warentest, wenn sich am Ende des Jahres einige Schüler dazu entscheiden, ein Abo für die Zeitschrift abzuschließen – oder sogar die Schule selbst. In Zeiten der Medienkrise sind Abonnements sehr wichtig, sie binden und bieten eine verlässliche Absatzgröße. Aus diesem Grund setzt Stiftung Warentest noch auf weitere Schulprojekte. Bei „Finanztest macht Schule" dürfen sich Klassen ab der Jahrgangsstufe 10 bewerben – die Idee des Projekts entspricht im Wesentlichen dem „test macht Schule“-Projekt. Darüber hinaus werden noch der Wettbewerb „Jugend testet“, sowie verschiedene Unterrichtsmaterialien und ein Besuch bei Stiftung Warentest angeboten.

Betrachtet man die von der Stiftung selbst publizierten Auflagenzahlen, wird schnell deutlich, dass auch die Zeitschriften unter sinkenden Leser- und Abonnementenzahlen leiden. So rutschte beispielsweise die monatlich verkaufte Auflage der Zeitschrift test von 2010 auf 2011 von 497.000 auf 477.000. Sowohl die Abonnements als auch der Einzelheftverkauf waren rückläufig. Bei der Zeitschrift Finanztest bietet sich ein ähnliches Bild. Der ältere Teil der deutschen Bevölkerung, der sich regelmäßig die Zeitschriften kaufte, schwindet. Der Trend geht dazu, sich genau den Test runterzuladen, der einen interessiert.

Das ausgerechnet Stiftung Warentest den Weg in die Schule sucht, ist insofern interessant, als das die Stiftung sich nicht nur über den Verkauf der Publikationen finanziert. Zwar verkauft die Stiftung keine Werbung, um zu verhindern, dass diese „in irgendeiner Form unter finanziellen Einfluss von Anbietern gerät“. Aber als Ausgleich dafür erhält sie Mittel vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Und für die Weiterbildungstests gibt es zusätzlich Finanzmittel vom Bundesministerium für Bildung. Insgesamt 11 Prozent des gesamten Etats kommen von Staat.

Wenngleich die Qualität der Stiftung Warentest hohes Ansehen genießt, kann man sie doch in gewisser Weise als das gedruckte Pendant zum Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk sehen. Denn im Grunde ist es ein Anachronimus, dass er Staat auch Produkt-Bewertungen finanziert. Dafür müsste sich nun wirlich auch ein Markt finden lassen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neuentdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...