Deutschland

Bankenkreise: „Die Einlagensicherung ist null und nichtig“

Lesezeit: 1 min
27.03.2013 14:31
Nach dem Haircut in Zypern stellen sich nicht nur die kleinen Sparer die Frage, wie sicher ihr Konto ist. Auch die Banken wollen nicht länger in eine Versicherung einzahlen, wenn der Staat am Ende trotzdem die Bank-Guthaben nach Gutsherrenart enteignet.
Bankenkreise: „Die Einlagensicherung ist null und nichtig“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In der europäischen Banken-Szene herrscht immer noch Fassungslosigkeit: Mit dem Beschluss der Troika, in Zypern auch die kleinen Sparer zu enteignen, um die Banken zu restrukturieren, sei ein System-Wandel eingeleitet: „Nichts ist mehr, wie es vorher war“, sagt ein Bank-Manager den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Die Einlagensicherung, wie wir sie derzeit haben, ist null und nichtig. Sie ist das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben steht. Die Einlagensicherung muss komplett neu überdacht werden.“

Der Eingriff der Politik in die Bankguthaben wird von den Banken als „Sozialismus“ gesehen: „Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob jemand in Bank-Aktien investiert und damit eine Risiko-Abschätzung vornehmen muss, oder ob jemand sein Erspartes der Bank zur Aufbewahrung anvertraut. Es ist aberwitzig, dass diese beiden Gruppen nun völlig gleich behandelt werden sollen.“

Der Grundgedanke der Einlagensicherung sei, wie der Name schon sagt, die „Sicherheit“. Alle Banken zahlen jährlich Millionen an Gebühren in die Einlagensicherung. Diese sei nicht dazu da, Risiko-Kapital zu schützen. Aber sie sei dazu da, die kleinen Sparer zu schützen. Ein anderer Banker sagte den DWN: „Wozu sollen wir in solch einen Fonds einzahlen, wenn die Politik mit einem Federstrich sagen kann, dass über Nacht die Inhaber von Bank-Guthaben enteignet werden?“

Doch auch ohne weitere Haircuts seien die Einlagensicherungen wertlos: Die Summen, die nötig wären, wenn es wirklich zu seinem Banken-Crash in Deutschland käme, können nicht aufgebracht und daher vom Staat auch nicht garantiert werden.

In der Finanz-Branche in Frankfurt und vor allem in London geht man für die Enteignung in Zypern von Sammelklagen ugegen die Regeln aus. Es dürfte zu einem Wettlauf mit der EU kommen: Schafft es Brüssel, noch vor einem Urteil des EUGH eine entsprechende Rechtsgrundlage auf die Beine zu stellen? So etwas kann auf europäischer Ebene lange dauern: „Wir erwarten, dass es eher ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs geben wird als einen für alle europäischen Staaten verbindlichen Gesetzesvorschlag.“

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat kürzlich erstmals eingeräumt, dass die Spareinlagen zur Euro-Rettung herangezogen werden können - europaweit (hier). Euro-Gruppenführer Jereon Dijsselbloem sagte, dass die Zypern-Enteignung die Blau-Pause für die Banken-Restrukturierung in anderen Ländern sei (hier). Die Blaupause ist relativ einfach zu verstehen (hier).

Die Deutschen haben seit der Eskalation in Zypern erneute Garantien für die Sicherheit ihrer Einlagen (Die Einlagen sind sicher!) erhalten von:

- Regierungskreisen

- Einem ehemaligen ZDF-Moderator

- Wolfgang Schäuble (ja, aber...)

- Dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...