Politik

Wegen Enthüllungen: Verteidigungsminister de Maizière verklagt WAZ

Lesezeit: 2 min
22.07.2013 18:53
Das Bundesverteidigungsministerium hat Klage gegen die Funke-Mediengruppe eingereicht. Die WAZ hatte im November 2012 geheime Afghanistan-Papiere veröffentlicht. Die Zeitung wehrt sich gegen die Klage: Die Papiere gehörten den Bürgern. Diese hätten ein Recht darauf, sich selbst ein Bild vom Krieg in Afghanistan zu machen.
Wegen Enthüllungen: Verteidigungsminister de Maizière verklagt WAZ

Verteidigungsminister Thomas de Maizière will die Offenlegung von Details über den Afghanistan-Krieg und die Rolle der Bundeswehr mit allen Mitteln geheim halten. Das Bundesverteidigungsministerium reichte am vierten Juli 2013 Klage gegen die Funke-Mediengruppe ein, zu der auch die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) gehört. Diese hatte nämlich im November 2012 geheime Afghanistan-Papiere auf ihrer Internet-Seite veröffentlicht.

Bei den Dokumenten handelt es sich um „Unterrichtungen des Parlamentes“, die mit dem Vermerk „VS – nur für den internen Dienstgebrauch“ gestempelt sind. Anhand dieser Papiere lasse sich der Verlauf des Krieges in Afghanistan genau nachvollziehen. Sie würden zeigen, dass sich die Situation im Kriegsgebiet von Jahr zu Jahr verschlimmert habe.

Der WAZ zufolge stehen die Enthüllungen über den Afghanistan-Krieg in einem starken Kontrast zu der Situation, wie sie von der Politik dargestellt wird:

„Aus den Originaldokumenten der Bundeswehr wird sichtbar, dass schon seit Jahren keine Rede von einer Friedensmission mehr sein konnte, obwohl dies von Politikern immer wieder behauptet wurde: die Papiere zeigen, wie sich Anschläge, Kämpfe und Operationen in Afghanistan über die Jahre ausweiten.“

Die Bundeswehr habe „die Lage in Afghanistan beschönigt“. Die Angriffe auf Soldaten und Zivilisten hätten von 2011 auf 2012 um fast 25 Prozent zugenommen.

Im April sollte eine juristische Abmahnung die WAZ dazu zwingen, die geheimen Dokumente zu löschen. Das Ministerium beruft sich dabei auf das Urheberrecht. Die Mediengruppe weigerte sich, der Aufforderung nachzukommen.

Auch gegen die nun eingereichte Klage wolle man sich wehren. Das Urheberrecht könne hier keine Anwendung finden. Der WAZ zufolge sei es fraglich, ob die Regierung dieses Recht nutzen kann, um die Menschen in Deutschland im Unwissen darüber zu halten, was in ihrem Namen weltweit militärisch geschieht.

Wir sind der Ansicht, dass im Gegenteil jeder Mensch in Deutschland ein Recht darauf hat, in die Papiere der Regierung zu schauen. Die Unterlagen gehören den Bürgern. Jeder Mensch hat das Recht, sich frei und unabhängig anhand von Originaldokumenten selbst ein Bild vom Verlauf der Auslandseinsätze der Bundeswehr – vom Afghanistankrieg – zu machen, um sich auf dieser Basis seine freie unabhängige Meinung zu bilden und seine demokratischen Grundrechte wahrnehmen zu können. Es geht um alles.“

Ein Antrag auf Einsicht der Dokumente nach dem Informationsfreiheitsgesetz wurde vom Verteidigungsministerium abgelehnt. Der Grund: Aus den Afghanistan-Papieren könnten „Feinde Deutschlands Erkenntnisse aus den Dokumenten ziehen, die deutsche Soldaten gefährden würden.“ Dies sei nachweislich falsch, berichtet die WAZ. Die Papiere seien nur deswegen geheim, weil sie auch Informationen enthielten, die von verbündeten Staaten kämen. Stefan Paris, Sprecher des Verteidigungsministeriums, gestand der WAZ: „Eigentlich kann man sagen, wir leaken jede Woche selbst.“ Nur spreche man von ISAF-Kräften, wenn auch Informationen von verbündeten Staaten veröffentlicht würden.

Darüber hinaus enthielten die Dokumente keinerlei Hinweise, durch die Personen zu Schaden kommen oder militärtaktische Hintergründe verraten werden könnten, berichtet die WAZ. Es gebe in den Afghanistan-Papieren nichts, von dem eine Gefahr ausgehen könnte.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...