Politik

Kapitalflucht: Krim-Krise kostet russische Oligarchen Milliarden

Lesezeit: 1 min
06.03.2014 00:05
Die Krim-Krise hat einige der engsten Vertrauten von Premier Putin bereits Milliarden gekostet. Führende russische Unternehmen fürchten um Kredite aus dem Ausland. Die Kapitalflucht aus Russland beschleunigt sich.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Truppenaufstockung auf der Krim löste den größten Aktien-Ausverkauf innerhalb der vergangenen fünf Jahre aus. Der Rubel stürzte um 9 Prozent auf ein Rekordtief ab. Die russische Notenbank erhöhte daraufhin den Leitzins auf den höchsten Wert sei 1998 (mehr hier). Obwohl die Zentralbank mehr als 12 Milliarden Dollar ausgab, um den Rubel zu stützen, fiel er nach der Intervention um weitere 1,8 Prozent.

Die langjährigen Putin-Verbündeten Gennady Timchenko und Leonid Mikhelson verloren so ein Vermögen. Die Besitzer des Gas-Konzerns OSO Novatek, dessen Aktie um 18 Prozent abstürzte, verloren zusammen rund 3,2 Milliarden Dollar, wie Bloomberg berichtet.

„Russland wird der große Verlierer der Ukraine-Krise sein“, so Timothy Ash, Emerging-Markets-Experte aus London. „Das wird der lokalen Wirtschaft und dem ausländischen Vertrauen einen schweren Schlag versetzen: Weniger Investitionen, verstärkte Kapitalflucht, Verluste für russische Banken mit Engagements in der Ukraine, ein schwächerer Rubel, schwaches Wachstum und langsame Erholung“, so Ash.

Zu den russischen Banken mit großen Investitionen in der Ukraine gehören die Entwicklungsbank VEB (rund 74 Prozent des Kapitals), die Gazprombank (etwa 40 Prozent des Kapitals) und die VTB Gruppe (circa 14 Prozent des Kapitals). Ein Zahlungsausfall der Ukraine hätte also direkt wirtschaftliche Konsequenzen für Russland.

Die Krim-Krise gefährde zudem Auslandskredite für russische Unternehmen in Höhe von acht Milliarden Dollar. Zudem wird Russland von den USA mit Banksanktionen bedroht (hier). Die Kapitalflucht aus Russland stieg ebenfalls dramatisch an. Allein im ersten Quartal 2014 könnte sie 35 Milliarden Dollar erreichen, so der Vize-Wirtschaftsminister Andrei Klepach. Im gesamten Jahr 2013 wurden etwa 63 Milliarden Dollar aus Russland abgezogen.

„Putin ist die Wirtschaft wichtig, aber noch wichtiger ist ihm die Größe Russlands und der regionale Einfluss“, sagte Michael Ganske, Schwellenmarkt-Experte aus London. „Putin mag den Gedanken nicht, dass die Ukraine sich weiter von Russland entfernt und sich eines Tages der EU anschließt, geschweige denn der NATO“, so Ganske.

Hier dürfte sich der Experte irren: Putin will in der Ukraine vor allem verhindern, dass die Milliarden, die Russland in den vergangenen Jahren in die Ukraine gepumpt hat, nicht wegen der veränderten Machtverhältnisse in Luft auflösen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifkonflikt gelöst: Keine Lufthansa-Streiks zu Ostern
28.03.2024

Nachdem die Deutsche Bahn ihren Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Woche gelöst hat, scheinen auch bei der...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der Lausitz
27.03.2024

In Bernsdorf im Landkreis Bautzen wird ein neues Logistik-Zentrum der Bundeswehr entstehen. Das entschied Verteidigungsminister Boris...