Technologie

Präzisionsarbeit: Roboter kann Fruchtfliegen fangen

Lesezeit: 2 min
17.08.2015 12:11
Fruchtfliegen werden in der biomedizinische Forschung für eine Vielzahl von Experimenten verwendet. Jetzt wurde ein Roboterarm vorgestellt, der 1.000 einzelne Fruchtfliegen innerhalb von 10 Stunden eindeutig identifizieren, fangen und sortieren kann. Bisher wurden diese Sisyphusarbeit per Hand bewältigt.
Präzisionsarbeit: Roboter kann Fruchtfliegen fangen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ein Forscherteam aus Biologen und Roboter-Ingenieuren hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Arbeit mit den Labortieren zu optimieren. Das Resultat ist ein mit Hochleistungslinsen ausgestatteter Roboter. Die Kombination aus hochauflösender Kameratechnik, schneller Datenverarbeitung und präziser Robotik bilden die ideale Grundlage um kleinen Forschungsobjekte in den Griff zu bekommen.

Der Roboter ist in der Lage, einzelne Fruchtfliegen eindeutig zu identifizieren, um diese anschließend zu sortieren. Bisher wurden diese Aufgaben per Hand durchgeführt. Studentische Hilfskräfte verbringen Tage und Nächte in Laboratorien, um diese Sisyphusarbeit zu bewältigen. In den ersten Testläufen hat es der Roboterarm geschafft, knapp 1.000 Fruchtfliegen, innerhalb von 10 Stunden zu identifizieren und zu sortieren.

Für die biomedizinische Forschung ist die gemeine Fruchtfliege einer der wichtigsten Modellorganismen. Die Tiere sind klein und leicht zu beherbergen. Es ist kein großer Aufwand, die Tiere zu hunderten zu produzieren. Auch die Versorgung mit Nahrung ist einfach und kosteneffizient. Der wichtigste Punkt ist allerdings, dass die Gesamtheit des Erbgutes (Genom), dem menschlichen im Aufbau sehr ähnlich ist. Forscher können aus den Testergebnissen durchaus Rückschlüsse für den Menschen ziehen.

So effizient wie die Forschungsergebnisse der Fliegen sind, so unbeliebt ist allerdings die Arbeit mit den Tieren. Biomediziner, Biologen und weitere Wissenschaftler, die unzählige Stunden damit verbringen, Fliegen einzufangen, zu identifizieren und zu präparieren, dürften über die neue Technologie hoch erfreut sein. Denn sie beschleunigt nicht nur die Arbeitsabläufe, sie ermöglicht auch komplett neue Forschungsansätze.

Der Roboter verwendet für die Erfassung ein für die Fliege unsichtbares IR-Licht. Trifft das IR-Licht auf den Körper der Fliege, wird es reflektiert und der Roboter kann anhand dieser Reflexion die Position der Fliege bestimmen. Mit der Hilfe eines Saugrohres wird das Tier angehoben. Eine Anästhesie ist nicht mehr notwendig. Bisher wird Ether verwendet, um die Bewegungen einzudämmen oder eine komplette Betäubung zu erreichen.

Hat der Roboter das Objekt erfasst, ist er in der Lage, das Geschlecht zu bestimmen. Auch eine Reihe von physikalischen Eigenschaften wird präzise ermittelt. Ist eine Analyse des Gehirns notwendig, nimmt er Mikroeinschnitte vor, um dies freizulegen. Eine Aufgabe, die momentan noch Skalpell und Fingerspitzengefühl benötigt.

Gizmag berichtet, dass Mark Schnitzer, leitender Professor der Forschungsgruppe und sein Team, bereits neue Forschungsbereiche betreten haben. Das menschliche Auge ist nicht in der Lage, Verhaltensstudien an Fliegen durchzuführen. Vor allem dann, wenn mehrere Tiere zeitgleich beobachtet werden sollen. Die Robotertechnologie erlaubt es den Wissenschaftlern, detaillierte Daten zu sammeln und bestimmte Verhaltensweisen zu identifizieren.

Die New York Times beschreibt ein Experiment, bei dem eine Fliege auf einem Trackball platziert wird. Der Roboter ist so präzise, dass er den Widerstand der Fliegenbeine erkennt, um so ein Zerquetschen zu vermeiden. Die Fliege wird mit verschiedenen Gerüchen konfrontiert. Über den Trackball werden Reaktionszeit, Laufrichtung und Laufgeschwindigkeit gemessen.

Die Fruchtfliege Drosophila wird für eine Vielzahl von Forschungsgebieten verwendet. Auch in der Schlafforschung wird sie herangezogen, um Medikamente für Altersschlaflosigkeit zu testen. Denn auch alte Fliegen haben es nicht leicht, nachts ein Auge zu zubekommen. Selbst in der Suche nach dem Heiligen Gral der Jugend schauen die Wissenschaftler zu den kleinen Tieren. Anti-Aging-Medikamente zeigen erstaunliche Ergebnisse, deren Resultate auch auf den Menschen übertragbar sind.

Die Roboter-Technologie ist nicht nur äußerst effizient für die Arbeitsabwicklung, auch die Kosten sind überraschend gering. Der Prototyp hat einen Gesamtwert von lediglich 5.000 US-Dollar. Im Vergleich zur erwartenden Kostenersparnis für Arbeitsstunden, ist der Roboter ein wahres Schnäppchen. Es bleibt abzuwarten, wie Forscher diese moderne Methode der Forschung ausnutzen werden. Fest steht jedoch, dass die Fruchtfliegen nun effizienter genutzt und analysiert werden können, als je zuvor.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...