Finanzen

Rechnungshof warnt Schäuble vor zu hohen Sozialausgaben

Lesezeit: 1 min
18.11.2015 00:20
Der Bundesrechnungshof warnt vor Milliardenrisiken im Bundeshaushalt durch die stetig steigenden Rentenausgaben. Schäuble sollte angesichts dessen und weiterer Risiken mehr einsparen.
Rechnungshof warnt Schäuble vor zu hohen Sozialausgaben

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Bundesrechnungshof hat Finanzminister Wolfgang Schäuble angesichts künftiger Risiken zu mehr Einsparungen und weiteren Schritten gegen Steuerschlupflöcher aufgefordert. „Ausgeglichene Einnahmen und Ausgaben allein machen den Bundeshaushalt nicht zukunftssicher“, sagte Rechnungshof-Präsident Kay Scheller am Dienstag in Berlin.

Die aktuell stabile Haushaltslage und der für 2016 das dritte Mal in Folge angestrebte Verzicht auf neue Schulden dürften nicht über die Herausforderungen hinwegtäuschen. Die Flüchtlingskrise, eine alternde Bevölkerung, Risiken in der Euro-Krise, die Infrastruktur-Sanierung sowie die Bund-Länder-Beziehungen engten den finanziellen Spielraum ein. Für nachhaltige Finanzen müsste die Haushaltskonsolidierung stärker in den Blick rücken.

Schäuble peilt nach 2014 und 2015 auch für das nächste Jahr die „Schwarze Null“ und damit einen Haushalt ohne neue Schulden an. Dieses Ziel sollte nicht aufgegeben werden - auch 2017 nicht, hieß es. Steuererhöhungen zur Finanzierung der Flüchtlingskosten sind aus Sicht Schellers nicht nötig: „Das kann ich überhaupt nicht erkennen angesichts der Ausgeglichenheit von Einnahmen und Ausgaben.“

An dem für 2016 geplanten Finanzpolster des Bundes von 6,1 Milliarden Euro zur Finanzierung der Mehrausgaben für Flüchtlinge habe er nichts auszusetzen. Ob die für 2016 angenommene Zahl von 800 000 Flüchtlingen als Grundlage für den Bundeshaushalt Bestand habe, werde sich zeigen, sagte Scheller. 2017 könnten zur Finanzierung auch steigende Steuereinnahmen genutzt werden.

Kritik üben die Finanzkontrolleure an wachsenden Zugeständnissen des Bundes an die Länder. Die Finanzbeziehungen entfernten sich immer mehr von dem im Grundgesetz angelegten Prinzip, wonach die „Ausgabenlast der Aufgabenlast“ folge. Stattdessen sage der Bund immer mehr Mittel für klassische Aufgaben der Länder und Gemeinden zu. Die Zugeständnisse seien kaum noch zu überblicken. Hier könnte sich zusätzlicher Finanzspielraum für den Bund ergeben.

Die demografische Entwicklung werde die Bundesfinanzen nachhaltig beeinflussen. Allein die Zuschüsse des Bundes an die gesetzliche Rentenkasse sollen bis zum Jahr 2019 von derzeit 84 auf fast 98 Milliarden Euro klettern. Für Bundesfernstraßen seien erheblich mehr Investitionen nötig als geplant. Das vom Bund anstrebte Niveau beim Erhalt, das sich am Jahr 2010 orientiere, sei zu wenig ambitioniert.

Aus Sicht der Rechnungsprüfer könnte der Bund weit mehr Einnahmen erzielen, wenn er Steuerschlupflöcher schließt oder Kontrollen verbessert. So sei das Internet eine gigantische Steueroase. Bei Internetdienstleistungen gingen dem Fiskus durch laxe Kontrollen und mangelnde Absprachen zwischen Bund und Ländern erhebliche Umsatzsteuer-Einnahmen verloren. Zahlen nannte Scheller nicht: „Das können wir nicht überblicken.“

Die „nicht gerechtfertigte Bevorzugung“ von Veräußerungsgewinnen aus Streubesitzanteilen sollte abgeschafft werden. Das sind Anteile, die ein Unternehmen an einem anderen hält und die unter 10 Prozent liegen. Die Bevorzugung sei auch gestaltungsanfällig. Der Staat verzichte dadurch jährlich auf rund 600 Millionen Euro.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...