Politik

US-Konzerne warten auf den Niedergang der Tabak-Industrie in Kuba

Lesezeit: 2 min
24.05.2016 00:27
Kuba droht der Verlust seiner einzigartigen Stellung im Markt für Zigarren. Die Öffnung zu den USA dürfte dazu führen, dass US-Konzerne sich in Kuba einkaufen. Aktuell müssen die Amerikaner nur warten: Die kubanische Tabak-Industrie ist in einem sehr schlechten Zustand.
US-Konzerne warten auf den Niedergang der Tabak-Industrie in Kuba

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die kubanische Zigarrenindustrie könnte – rein theoretisch – von einer Aufhebung des US-Wirtschaftsembargos gegen Kuba profitieren. Die USA sind mit rund 4 Milliarden Dollar weltweit der größte Markt für Zigarren. Seit der gescheiterten Invasion in der Schweinebucht im Jahr 1962 war es den Produzenten des Landes jedoch nicht mehr möglich, ihre Produkte in den USA zu verkaufen. Ein Wegfall der Handelsbeschränkungen wäre die Grundlage für einen geregelten Export – bislang war es amerikanischen Touristen beispielsweise nur erlaubt, kubanische Produkte bis zum Gesamtwert von 100 Dollar in die USA einzuführen.

Doch es ist unwahrscheinlich, dass die Kubaner ihre legendären Produkte weiter unabhängig produzieren können. Die Tabakindustrie des Landes befindet sich in einer Krise. So ging die Gesamtmenge angepflanzten Tabaks zwischen 2009 und 2014 um etwa 65 Prozent zurück. Die jährliche Tabakproduktion ist im gleichen Zeitraum um über 20 Prozent auf etwa 20.000 Tonnen geschrumpft. Im Jahr 2014 exportierte Kuba etwa 91 Millionen Zigarren – fast 60 Prozent weniger als im Jahr 2006.

Die Gründe für den Niedergang sind vielfältig, zwei Faktoren stechen aber heraus: Zum einen beklagen Farmer, dass die Regierung – die die Produktion der Zigarren über die staatliche Firma Tabacuba organisiert – im Vergleich zu anderen Agrarprodukten zu wenig für Tabak zahle. Dies habe dazu geführt, dass immer weniger Bauern ihr Auskommen mit Tabak sichern wollen und die Anbauflächen zurückgingen.

Zum anderen hat das Embargo der USA dazu geführt, dass die vom Staat abhängigen Produzenten nicht ausreichend mit Dünger oder neuen landwirtschaftlichen Geräten versorgt werden. Der größte Teil des Landes wird noch immer mit Ochsen oder sehr alten Traktoren bestellt. Häufig kommt es auch vor, dass keine Zigarrenboxen zur Verpackung der Ware mehr verfügbar sind.

Inzwischen hat die Regierung das Problem erkannt und versucht gegenzusteuern. Ihr Ziel ist es, die Produktion in den kommenden fünf Jahren um jeweils etwa 20 Prozent jährlich zu steigern, wie ein Repräsentant der Exportfirma Habanos gegenüber dem Wall Street Journal bekanntgab. Habanos ist ein Joint Venture der kubanischen Regierung mit der britischen Tabakfirma Imperial Brands. Das Unternehmen besitzt als einzige das Recht, die Tabakprodukte des Landes weltweit zu vertreiben.

Geplant ist, den Preis für Tabak zu erhöhen, um Farmer zurückzugewinnen, die auf den Anbau anderer Pflanzen umgestiegen sind. Zudem sollen die Manufakturen mehr qualifiziertes Personal bekommen. Die Kunst des Rollens entscheidet über die Güte einer Zigarre und ist daher immens wichtig. Kurse sollen dazu dienen, die Zahl der Arbeiter zu erhöhen.

Gehemmt wird die Wachstumsstrategie der Regierung durch ihren internationalen Partner Imperial Brands. Die Firma hatte sich im Jahr 2000 für 100 Jahre das Recht gesichert, der einzige Vertriebspartner zu sein. Die marktbeherrschende Stellung von Imperial schreckt andere Konzerne vor Investitionen ab. „Viele Dinge müssen sich ändern, bevor der Rest von uns dorthin zurückehrt“, wird der Chef des Luxusgüter-Herstellers Oettinger Davidoff zitiert. „Im Rennen um den Beitritt zur Weltwirtschaft müssen diese kubanischen Monopole gelöster und flexibler sein. Das ist noch ein weiter Weg.“ Tatsächlich warten Konzerne wie Davidoff nur darauf, dass sie die kubanische Industrie so billig wie möglich übernehmen können. Die Produkte werden dann vereinheitlicht – und mit dem kubanischen Flair dürfte es eines Tages ganz vorbei sein.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...