Politik

Apple attackiert EU: Steuer-Forderung ist „totaler politischer Mist“

Lesezeit: 2 min
01.09.2016 17:42
Apple-Chef Tim Cook will die Aufforderung der EU zur Zahlung von 13 Milliarden Euro an Steuern nicht akzeptieren. Cook sagte, die EU wolle Irland schikanieren, obwohl Irland und Apple alles richtig gemacht hätten. Allerdings hat Apple auch in den USA Probleme: Dort droht eine Steuernachzahlung von 59 Milliarden Dollar.
Apple attackiert EU: Steuer-Forderung ist „totaler politischer Mist“

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Apple-Chef Tim Cook hat die EU-Kommission wegen einer milliardenschweren Steuernachforderung scharf angegriffen. Die Anschuldigungen aus Brüssel seien "politischer Mist", sagte der Manager in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Zeitung "Irish Independent". Er werde mit der Regierung in Dublin eng zusammenarbeiten, um sich dagegen zu wehren. "Niemand hat etwas falsch gemacht, und wir müssen zusammenstehen." Irland werde schikaniert. Dagegen verteidigte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager ihre Berechnungen. Diese beruhten auf Fakten und Apples eigenen Angaben.

Vestager hatte eine umstrittene Steuervereinbarung zwischen der Regierung in Dublin und dem US-Technologiekonzern untersagt und gefordert, dass Apple 13 Milliarden Euro Steuern nachzahlen muss. Sie warf dem Unternehmen vor, 2014 auf seine in Europa erzielten und in Irland gebündelten Gewinne 0,005 Prozent Steuern gezahlt zu haben.

"Das ist totaler politischer Mist", entgegnete Cook. Im entsprechenden Jahr habe Apple 400 Millionen Dollar Steuern abgeführt. Damit sei Apple wohl der wichtigste Steuerzahler in Irland gewesen. Cook machte für die Entscheidung Vestagers auch eine antiamerikanische Stimmung verantwortlich. Die Kommissarin erklärte dagegen in Brüssel, die Berechnungen beruhten auf Apples eigenen Daten sowie auf Anhörungen in den USA. Den Vorwurf des Antiamerikanismus wies sie zurück. "Diese Entscheidung beruht auf den in diesem Fall vorliegenden Fakten." Sie werde noch im September mit US-Finanzminister Jack Lew in Washington über die Steuerforderungen sprechen.

Cook warf der EU-Kommission darüber hinaus vor, an Steuereinnahmen kommen zu wollen, die eigentlich dem amerikanischen Fiskus zustünden. Im Sender RTE kündigte er an, im Ausland erzielte Gewinne in Milliardenhöhe in die USA zu bringen. Dies werde voraussichtlich im kommenden Jahr geschehen. Apple steht auch in seiner Heimat wegen des Umgangs mit diesem Geld in der Kritik. Einer 2015 veröffentlichten Studie zufolge bunkert der iPhone-Hersteller im Ausland über 181 Milliarden Dollar an Gewinnen und damit mehr als jede andere US-Firma. Bei einer Rückführung des Geldes würden demnach 59 Milliarden Dollar Steuern fällig. Im vergangenen Jahr erzielte der Konzern einen Profit von 18 Milliarden Euro.

Der Fall zieht politisch immer weitere Kreise. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel haben sich hinter die EU gestellt. Am Donnerstag erklärten auch Frankreichs Finanzminister Michel Sapin und der österreichische Kanzler Christian Kern, die Kommission habe richtig gehandelt. Der bayerische Finanzminister Markus Söder kritisierte deren Forderungen dagegen in der "Süddeutschen Zeitung" als überzogen. Er warnte vor Auswirkungen auf die Beziehungen zu den USA.

Für die irische Regierung ist der Streit eine Belastungsprobe. Am Mittwoch konnte sich das Kabinett zunächst nicht darauf einigen, einen formellen Einspruch gegen die Entscheidung der EU-Kommission einzulegen. Die konservative Minderheitsregierung ist auf die Unterstützung unabhängiger Abgeordneter angewiesen. Sollte sich diese Independent Alliance zurückziehen, könnte die Regierung stürzen. Hintergrund ist die Forderung im Inland, das Geld anzunehmen, mit dem das Land ein Jahr lang sein Gesundheitssystem finanzieren könnte. Irland hat mit vergleichsweise niedrigen Steuern zahlreiche Großkonzerne ins Land gelockt.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Exporte in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...