Ablenkung ist die häufigste Ursache von Autounfällen in Deutschland. Durch sicherere Autos oder Fahrassistenten, die Hindernisse erkennen, ist diese Art von Unfällen nicht zu verhindern. Das „Intelligent Car Interieur“ (InCarIn), ein Assistenzsystem, das den Innenraum des Fahrzeugs überwacht, kann allerdings genau das. Die Fraunhofer-Institute für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB mit Sitz in Karlsruhe und für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart forschen an dem Projekt.
„Anders als mit reinen Eye-Tracking Systemen sind wir sogar in der Lage sehr starke Ablenkung bis hin zum kompletten Fahrerausfall zu erkennen“, sagt Projektleiter Diederichs den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Das System könne sogar erkennen, „ob sich Insassen angeregt unterhalten“.
„Gemeinsam mit unseren Partnern weiten wir die Sensorik erstmalig auf den gesamten Fahrzeuginnenraum aus“, so Diederichs. Das sei die Grundlage zur Schaffung vollkommener Assistenzsysteme. „Über Tiefenkameras erfassen wir das Fahrzeuginnere, erkennen die Anzahl der Personen, ihre Größe und ihre Körperhaltung. Daraus leiten wir die Aktivitäten der Personen ab“, so der Gruppenleiter des IOSB Michael Voigt. Spielende Kinder auf der Rückbank stellen auf diese Weise keine gefährliche Ablenkung mehr dar. Die Kameras würden erkennen, dass der Fahrer sich zu ihnen umdreht. Die Rückbank könnte vorne als Videobild eingeblendet werden und der Fahrer sich somit wieder umgehend nach vorn richten.
Ein weiterer Vorteil des Systems ist die Erfassung der Personen im Falle eines Unfalls. So könne sich beispielsweise der Airbag an die Größe und die augenblickliche Aktivität des Insassen anpassen. Bei einem Aufprall kann das Leben retten.
Derzeit sind dem Assistenten noch Grenzen gesetzt. Theoretisch können alle möglichen Gegenstände in ein Fahrzeug gebracht werden. Während Menschen und ihre Bewegung bereits sehr gut erfasst und ausgewertet werden können, sieht das bei Gegenständen noch anders aus.
Im Simulator wurde das System bereits ausführlich getestet. Nun wird es im nächsten Schritt in einen Volkswagen Multivan integriert und unter realistischeren Bedingungen erprobt. An der Entwicklung von InCarIn sind außerdem unter anderem die Volkswagen Konzernforschung, Bosch und Visteon beteiligt.