Finanzen

Zu langsam: Internationale Groß-Banken verlieren an Boden

Lesezeit: 2 min
18.06.2018 00:35
Die Aktienkurse der 40 systemrelevanten Banken verzeichnen seit Monaten deutliche Verluste.
Zu langsam: Internationale Groß-Banken verlieren an Boden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Aktienkurse der 40 international als systemrelevant eingestuften Groß-Banken sind seit Jahresbeginn um etwa 18 Prozent gesunken. Der Financial Times zufolge könnte ein Grund der Entwicklung darin bestehen, dass die erhöhten Eigenkapitalanforderungen, welche diese Finanzinstitute beachten müssen, die Rentabilität belasten und Investoren abschrecken.

Die Verluste sind beachtlich. „Wenn man die 40 Institute nach ihrer Marktkapitalisierung bewertet, dann wird deutlich, dass diese zwischen dem letzten Höchststand an den Börsen am 26. Januar bis zum 30. Mai etwa 800 Milliarden Dollar Marktwert verloren beziehungsweise Kursverluste von 18 Prozent hinnehmen mussten, wie Daten von Absolute Strategy Research zeigen. Das ist ein Bärenmarkt. 16 dieser Bankenaktien haben seit Anfang des Jahres mehr als 20 Prozent verloren“, schreibt die Financial Times.

Besonders betroffen sind Banken aus der Eurozone, welche noch immer ausfallgefährdete Kredite von mehreren Hundert Milliarden Euro in ihren Büchern haben.

Dem unabhängigen Finanzexperten Achim Dübel zufolge kann man die Probleme der europäischen systemrelevanten Groß-Banken aber nicht generalisieren. Diese hätten verschiedene Gründe. Dübel sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten:

„Globale Banken wie Deutsche oder BNP, die hohe USD-Exposures haben, leiden unter den steigenden USD-Zinsen und den dadurch ausgelösten steigenden Risikoprämien in Schwellenländern. Eher regional operierende große europäische Banken wie Unicredit, sind durch die hohen Verschuldungen der Kreditnehmer in EUR oder anderen Lokalwährungen und politische Instabilität in ihren Regionen gehemmt.

Bei beiden Gruppen sollte man den Ausstieg der EZB aus der quantitativen Lockerung (‚tapering off‘) beachten, die die Risikoprämien für europäische Unternehmensbonds bereits deutlich hat ansteigen lassen. Zwar verlief der Prozess bisher eher geordnet, aber der Markt sieht hier natürlich Risiken.

 Auch hilft beiden Bankengruppen zwar langfristig ein steigendes Zinsniveau in USD und EUR, um wieder höhere Margen zu erzielen. Aber zuerst kommen mögliche Kreditverluste (falls man variabel vornehmlich verzinslich verliehen hat) oder Zinsverluste (falls man vornehmlich fest verzinslich verliehen hat).

Hinzu kommen allgemein für Banken die historisch erhöhten Risikoprämien aus der Finanzkrise und die nach wie vor hohe Intransparenz sowie die sich rasch zuspitzende IT-Problematik alter und großer Firmen. Zwar will man von Fintechs profitieren und sieht sie als komplementär, wie Deutsche Bank-Chef Sewing auf dem Wirtschaftstag am Dienstag betonte. Aber Großbanken sind oft langsam und unflexibel. Ein Beispiel in Deutschland ist die Vermittlung von Hypokrediten über Fintechs nach dem Aldi-Modell – gute Qualität zum günstigsten Preis ohne Rücksicht auf Markennamen -  die die League-Tables ordentlich durcheinandergebracht hat.

Auch der zu starke Fokus auf Regulierungen und Nähe zum Staat in den vergangenen 10 Jahren hat viel Managementkapazitäten gebunden, die besser in die Unternehmensentwicklung investiert worden wären. Man hat sich, auf alte Machtverhältnisse verlassend, erst Druck in Richtung Rettungen durch den Steuerzahler gemacht, und als diese Strategie nicht mehr verfing fast ein Jahrzehnt lang mit den Regulierern um die Konsequenzen gestritten. Flexibles unternehmerisches Denken hätte die Lektionen der Krise rascher akzeptiert, vielleicht ist das der verborgene Grund, warum es den US-Banken heute besser als den europäischen geht.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von Treibstoffen, wie Benzin und Diesel....

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...