Technologie

Streit unter Experten: Wo steht Deutschland im Wettlauf um die Künstliche Intelligenz?

Lesezeit: 2 min
22.04.2019 16:55
Laut einer Umfrage des VDI glaubt die überwiegende Zahl seiner Mitglieder, dass Deutschland im Wettlauf um die Künstliche Intelligenz hoffnunglos zurückgefallen ist. Es gibt aber auch Experten, die das anders sehen.
Streit unter Experten: Wo steht Deutschland im Wettlauf um die Künstliche Intelligenz?

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Verliert Deutschland im globalen Wettbewerb um die Künstliche Intelligenz (KI) den Anschluss? Laut dem „Verein Deutscher Ingenieure“ (VDI) ist das der Fall. Eine Umfrage unter seinen Mitgliedern hat laut VDI ergeben, dass nur noch 14 Prozent die Bundesrepublik in einer Führungsposition im internationalen Wettbewerb sehen. Das ist ein spektakuläres Minus von 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Als die führende KI-Nation sehen die Befragten die USA, dicht gefolgt von China. Der Abstand zwischen den beiden Nationen verringere sich jedoch, glauben die Ingenieure. Die Mehrheit vertritt die Meinung, dass die Volksrepublik die Vereinigten Staaten in Kürze als führende KI-Nation ablösen wird.

Nach Auskunft des VDI habe die Umfrage ergeben, dass rund die Hälfte aller Unternehmen des produzierenden Gewerbes lieber auf heimische KI-Anbieter setzen würden, jedoch das dementsprechende Angebot fehle. Darüber hinaus falle es den Firmen - vor allem denen des Mittelstands - schwer, KI-Fachkräfte zu rekrutieren. Es werde „händeringend nach qualifiziertem Personal gesucht“; die „hohe Nachfrage und das geringe Angebot an diesen Fachkräften führen dazu, dass viele Projekte nicht verwirklicht werden können und Deutschland im internationalen Wettbewerb weiter an Boden verliert“.

Die VDI-Umfrage zeigt, dass die Einschätzung der Potentiale von KI sich wandeln. Bisher war man davon ausgegangen, dass die Technologie vor allem auf den Gebieten Fahren, Fliegen und Robotik Verwendung finden würde. Jetzt gehen immer mehr Beobachter dazu über, dass sie zunehmend in der medizinischen Diagnostik, im Bereich Aufklärung/Sicherheit sowie in der Verbesserung der öffentlichen Verwaltung genutzt werden wird. Der VDI spricht von „Anwendungen, die erstens technisch möglich sind, und zweitens voraussichtlich auf hohe Akzeptanz treffen werden und gleichzeitig einen sehr hohen Benefit versprechen.“

Siemens hat kürzlich eine Reihe von Projekten und Produkten vorgestellt, bei deren Entwicklung KI zum Einsatz kam. Das waren unter anderem die Weiterentwicklung von selbst-optimierenden Gas-Turbinen, die die Entwicklung neuer Hardware unnötig macht und dadurch Millionen einspart. Die Nutzung von KI bei der Entwicklung von Schnellzug-Infrastruktur-Projekten in Spanien, die dazu führte, dass rund 60 Prozent aller Passagiere von Inlandsflügen auf die Bahn umstiegen. Und die Rekonfiguration eines gewaltigen Werkzeug-Depots, die eine 20prozentige Zeitersparnis mit sich brachte.

Im Gespräch mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten bezweifelte Gerhard Engelbrecht, Senior-Wissenschaftler bei Siemens für den Bereich „Intelligente Informations- und Kommunikationstechnologie“, dass Deutschland bei der KI wirklich hinter den USA und China zurückliegt. Vor allem die Amerikaner würden zwar viele spektakuläre KI-Anwendungen entwickeln, diese seien aber häufig nur von geringem praktischem Wert. Die deutschen KI-Produkte seien zwar weniger „sexy“, dafür aber von echtem Nutzen.

Der Präsident des „Bundesverbandes der Deutschen Industrie“, Dieter Kempf, sagte der dpa in einem Interview, Deutschland habe aufgrund seiner hervorragenden industriellen Basis einen echten Wettbewerbsvorteil: „Wenn es uns gelingt, unser Industrie-Know-how mit KI-Know-how zu verbinden, werden wir uns eine hervorragende Wettbewerbsposition sichern."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Panorama
Panorama Länder drängen Bund zur Handlung bezüglich des Deutschlandtickets
18.04.2024

Verkehrsminister erhöhen den Druck auf Bund und Länder in Finanzierungsstreit um Deutschlandticket.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Tarifverhandlungen 2024 könnten Preisanstieg befeuern - es droht Inflationsspirale
18.04.2024

Die anstehenden Tarifverhandlungen in den großen Industrien bedrohen die Preisstabilität in Deutschland: Eine IW-Studie sieht das...

DWN
Politik
Politik Festnahmen in Bayern: mutmaßliche Agenten mit Russlandverbindungen
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel bedroht Mittelstand mehr als teure Energie
18.04.2024

Ein Mangel an geeignetem Personal ist für viele Firmen in Deutschland Alltag. Im Mittelstand ist der Fachkräftemangel laut einer neuen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes trotzt dem Trend: Jetzt soll sogar ein Maybach-Van die Besserverdiener locken
18.04.2024

Das Interesse an Elektro-Fahrzeugen in Deutschland ist verhalten. Während VW und Tesla das bei den Zulassungszahlen bemerken, nutzen die...

DWN
Politik
Politik Warum Kürzungen in der Flüchtlingspolitik nicht hilfreich sind
18.04.2024

Immer mehr Politiker und Wirtschaftsexperten fordern eine Neuanpassung der Asylpolitik. Aktuell finden kontroverse Maßnahmen wie...