Den deutschen Investoren stehen in den kommenden 15 Monaten turbulente Zeiten bevor: Am 3. November 2020 wählen die US-Amerikaner ein neues Staatsoberhaupt. Der Wahlkampf, der in der größten Volkswirtschaft der Welt ausgetragen wird, dürfte für die Unternehmen, die international ihre Geschäfte abwickeln, dieses Mal besonders unangenehm werden.
Denn der amtierende US-Präsident Donald Trump, der mit seinen ständigen protektionistischen Blockaden die international agierenden Unternehmen schon seit Jahren ärgert, wird wohl insbesondere den Handelskrieg instrumentalisieren, um bei seinen einheimischen Wählern zu punkten. Die Ausrufung des Handelskrieges ist aber nur der erste Teil seiner Strategie: Danach geht Trump meist wieder auf seine Kontrahenten zu und versucht, sie zu besänftigen.
So irritiert er zwar ständig seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping mit Drohungen, Strafzöllen und Sanktionen. Doch setzt Trump dann aber doch nicht alles um, was er zuvor lauthals angekündigt hat. Und schließlich nennt er Xi Jinping sogar noch „einen unglaublichen Kerl, mit dem er eine phantastische Beziehung“ habe.
Die Spannung, die er damit aufbaut, garantiert ihm eine weitreichende mediale Aufmerksamkeit. Darüber hinaus bringen ihm die ständigen Angriffe auf internationale Gegner bei vielen US-Wählern Sympathiepunkte. Genauso hat Trump auch bei den vergangenen Wahlen gewonnen – eine Methode übrigens, die auch in den Social-Media-Kanälen funktioniert, um die Nutzer auf seine Seite zu bekommen. Trump braucht für seine Wechselstrategie mit Angriff und Versöhnung möglichst viele Gegner, die er dann wieder zu Freunden erklärt. Deswegen hat der US-Präsident auch Deutschland fest in seinem Visier, das besonders stark vom US-Geschäft abhängt. Denn der Außenhandel mit den USA steuert pro Jahr mehr als fünf Prozent zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.
Darauf hat auch der deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) reagiert. Die Organisation senkte im Juli ihre Wachstumsprognose für die deutsche Exportwirtschaft für das laufende Jahr auf ein Prozent. Zuvor war die DIHK noch von einem Plus von 1,2 Prozent gegenüber 2018 ausgegangen.
Hintergrund: Einer Umfrage zufolge, die die Organisation unter 4.500 deutschen Geschäftsleuten durchgeführt hat, gehen erstmals seit Bestehen der Erhebung mehr Manager von einer künftigen Verschlechterung der Weltwirtschaft aus als von einer Verbesserung. 27 Prozent rechnen mit Rückgängen, während nur noch 24 Prozent an ein Wachstum glauben. Im Herbst hatten sich noch zwei Prozentpunkte mehr positiv als negativ geäußert. Unterstrichen wird der maue Ausblick auch von den beiden deutschen Schlüsselindustrien – dem Automobil- und dem Maschinenbau. Während erstere mit einem Rückgang der Produktion im laufenden Jahr von etwa einem Prozent rechnet, wird im Maschinenbau sogar eine Abschwächung von etwa zwei Prozent erwartet.