Politik

Polen holt Staatsgold aus Großbritannien zurück

Lesezeit: 2 min
12.07.2019 17:08
Die polnische Nationalbank macht derzeit in der internationalen Fachwelt von sich reden. Der Präsident der Notenbank, Adam Glapiński, überrascht mit wichtiger Presseinformation.
Polen holt Staatsgold aus Großbritannien zurück
Gold bleibt ein wichtiges politisches Instrument. So hat Polen gerade erklärt, dass das Land Gold aus dem Ausland wieder zurückgeholt hat. Foto: DPA

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Unter der Führung des polnischen Notenbankpräsidenten Adam Glapiński hat die Zentralbank NBP in den Jahren 2018 und 2019 ihre im eigenen Land lagernden Goldvorräte weit mehr als verdoppelt. Wie die polnische Notenbank in einer offiziellen Erklärung mitteilte, erhöhten sich damit die Volumina auf 228,6 Tonnen. „Etwa die Hälfte des polnischen Goldes, über das wir jetzt verfügen, wurde aus dem Ausland wieder nach Polen transferiert“, heißt es.

Die NBP weist darauf hin, dass derzeit generell Zentralbanken Gold, das im Ausland lagert, wieder nach Hause zurückholen. Damit „soll unter anderem das geopolitische Risiko verringert werden,“ steht in der Presseinformation. „Dies könne nämlich dazu führen, dass der Zugang zu diesen Auslandsreserven begrenzt oder unmöglich wird“, mahnt die Bank, ohne konkrete Vorwürfe an jemanden zu erheben.

Vorräte lagerten in der Bank von England

Die Vorräte lagen bisher in den Kammern der Bank von England (BoE). So waren gerade im Juni des laufenden Jahres noch einmal Mitarbeiter der polnischen Notenbank in der britischen Hauptstadt London, um sich mit ihren englischen Kollegen von der BoE auszutauschen und um die Lagerung der verbliebenen Goldvorräte zu überwachen.

Das politische Verhältnis zwischen London und Warschau ist derzeit aufgrund des Brexits angespannt, auch wenn es niemand zugeben will. Denn polnische Bürgerinnen und Bürger, die auf der britischen Insel leben, waren in diesem Zusammenhang in den vergangenen Jahren Zielscheibe rassistischer Angriffe durch Briten geworden. Beide Regierungen äußern sich offiziell nicht dazu. Und so gab auch die NBP auf Anfrage der DWN kein zusätzliches Statement.

Dass sich die BoE durchaus stark in politische Auseinandersetzungen einmischt, hat sie schon einmal zum Jahreswechsel 2018/ 2019 gezeigt. Damals weigerten sich die Briten, 14 Tonnen an Venezuela herauszurücken, und intervenierten damit direkt in den politischen Machtkampf um den sozialistischen Staatspräsidenten Nicolas Maduro.

Auch in Deutschland haben die Fachleute in den vergangenen Jahren schon darüber diskutiert, ob es nicht besser sei, das einheimische Gold zurückzuholen. Denn sollte es politische Spannungen geben, könne es sein, dass man die Reserven nicht mehr zurückbekommen, war auch ihre Argumentation.

Auch Bundesbank hat schon Gold zurückgeholt

Die Bundesbank gab letztlich nach und zog Teile davon aus dem Ausland wieder ab. In aktuellen Zahlen vom Ende 2017 liest sich der Gold-Bestand folgendermaßen: Deutschland verfügte zu diesem Zeitpunkt über insgesamt 3374 Tonnen. 37 Prozent der Gesamtmenge liegt noch in New York und 13 Prozent bei der BoE. Die restlichen 50 Prozent lagern in Deutschland.

Auch in Deutschland hatte die Diskussion damals große Emotionen geweckt – ähnlich wie jetzt auch in Polen. „Indem wir unsere verfassungsrechtliche und patriotische Verpflichtung erfüllen, stärken wir nicht nur die Wirtschaft des polnischen Staates, sondern bauen wir zudem eine Reservebestand auf, der die finanzielle Stabilität garantiert“, sagte der polnische NBP-Präsident Adam Glapiński – nicht ohne patriotischem Stolz.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Erholung der deutschen Wirtschaft verzögert sich
29.03.2024

Europas größte Volkswirtschaft kommt nicht richtig in Fahrt. Die Aussichten für die nächsten Monate sind nach Experteneinschätzung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Reiseziele: So manche Überraschung im Sommerflugplan
29.03.2024

Ab Ostern tritt an den deutschen Flughäfen der neue Sommerflugplan in Kraft. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben für Sie als Leser...

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...