Finanzen

Wegen Ungarn- Abenteuer: BayernLB mit einer halben Milliarde Verlust

Der Verkauf der ungarischen BayernLB-Tochter zieht Verluste nach sich. Aufgrund von Altlasten verzeichnete die Münchener Bank in den ersten neun Monaten 2014 einen Verlust in Höhe von 561 Millionen Euro.
17.11.2014 14:02
Lesezeit: 2 min

Der Verkauf der ungarischen Problemtochter MKB drückt die BayernLB tief in die roten Zahlen. Wegen Abschreibungen und eines Schuldenerlasses für die MKB schrieben die Münchener in den ersten neun Monaten des Jahres einen Verlust von 561 Millionen Euro. Im Gesamtjahr erwartet die zweitgrößte deutsche Landesbank erstmals seit 2009 wieder rote Zahlen. Mit der Entwicklung des Kerngeschäfts ist BayernLB-Chef Johannes-Jörg Riegler jedoch zufrieden. „Wir sind stark genug, um die abgebauten Altlasten zu verarbeiten“, sagte er am Montag. „Für uns ist das Geschäftsjahr 2014 ein Jahr des Übergangs.“

Riegler steht seit April an der Spitze der BayernLB und hat in den ersten Monaten gleich zwei große Altlasten der Bank aus dem Weg geräumt. Im Oktober schlug der ehemalige NordLB -Vorstand riskante Wertpapiere im Milliarden-Volumen los, im September besiegelte er den Verkauf der defizitären MKB an den ungarischen Staat. Die MKB leidet seit langem unter der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Ungarn sowie den Abgaben, die Banken in dem Land auf Druck von Ministerpräsident Viktor Orban leisten müssen. Der Verkauf ist aus Sicht der BayernLB ein Befreiungsschlag, er belastet ihr Ergebnis 2014 allerdings mit 1,1 Milliarden Euro.

Trotz des Umbaus verfügt das Geldhaus weiter über einen komfortablen Kapitalpuffer. Bei voller Umsetzung der strengeren Basel-III-Regeln belief sich die harte Kernkapitalquote Ende September auf 12,8 Prozent. Die BayernLB will das nutzen, um ihr Firmenkunden- und Immobiliengeschäft in den kommenden Jahren auszubauen - unter anderem durch die Eröffnung neuer Filialen in Stuttgart, Hamburg, Berlin und Frankfurt.

Die BayernLB, die in der Finanzkrise vom Staat vor dem Aus gerettet wurde, konzentriert sich seit 2009 auf das Geschäft mit Unternehmen, Immobilienkunden, Sparkassen und Privatkunden. Hier sei die Bank „gut unterwegs“, obwohl Unternehmen derzeit wenig Kredite nachfragen und Absicherungsgeschäfte abschließen, erklärte Riegler. Besonders im Immobiliengeschäft läuft es bei den Bayern rund. Bereinigt um Sondereffekte lag der Vorsteuergewinn in den fortgeführten Geschäftsbereichen mit 561 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres.

Dazu beigetragen hat auch das Ende 2013 eingeleitete Sparprogramm. In den ersten neun Monaten sank der Verwaltungsaufwand trotz Millionen-Ausgaben für den europaweiten Banken-Check um sechs Prozent auf 825 Millionen Euro. Vom geplanten Abbau von rund 440 Stellen seien bereits drei Viertel vertraglich fixiert oder umgesetzt, erklärte die BayernLB.

Die letzte offene Großbaustelle ist somit der Streit mit der Ex-Tochter Hypo Alpe Adria. Da die Österreicher milliardenschwere Kredite nicht zurückbezahlt haben, musste die BayernLB rund eine Milliarden von ihrem Kapital abziehen. Die Bank geht gegen die Hypo vor mehreren Gerichten vor, die Prozesse könnten sich jahrelang hinziehen. Das Land Bayern, das Mehrheitseigner der Bank ist, ist deshalb nach eigenem Bekunden bereit, über einen Vergleich zu verhandeln. „Die BayernLB und der Freistaat sind immer bereit zu reden“, sagte Bayerns Finanzminister Markus Söder kürzlich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....

DWN
Technologie
Technologie Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden
24.04.2025

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...

DWN
Politik
Politik Peter Navarro: Der Mann hinter Trumps Zollhammer – Loyal bis zur Selbstaufgabe
24.04.2025

Er ging für Donald Trump ins Gefängnis. Jetzt zieht Peter Navarro hinter den Kulissen die Fäden im eskalierenden Handelskrieg zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...