Vermögensverwalter in Großbritannien beraten lediglich jene Privatkunden, die durchschnittlich mindestens 806.000 Pfund (etwa 1,1 Millionen Euro) anlegen wollen. Vor einem Jahr war diese Summe noch 48 Prozent weniger, berichtet die Financial Times. Etwa ein Drittel der Vermögensverwalter bieten ihre Dienste nur Privatkunden an, die mindestens eine Million Pfund als Investitionssumme aufbringen können.
Bei der diskretionären Vermögensverwaltung, bei der das Anlagevermögen nach mit dem Kunden vereinbarten Richtlinien und Kriterien verwaltet wird, ohne dass der Kunde auf die einzelnen Kauf- und Verkaufsentscheidungen im Portefeuille direkt Einfluss nimmt, fordern die Vermögensverwalter eine durchschnittliche Anlagesumme von mindestens 650.000 Pfund (etwa 910.000 Euro), was im Vergleich zum Vorjahr einer 27-prozentigen Erhöhung entspricht.
Die Unternehmerin Holy Mackay machte die Erfahrung, dass ihr von einem Vermögensverwalter gesagt wurde, sie sei nicht der geeignete Privatkunde. Sie wollten, dass ich ihnen eine Million Pfund zur Verfügung stelle. Ihre Gebühren beginnen bei einem Prozent. Das ist so, als ob ich ihnen einen Check über 10.000 Pfund an Ort und Stelle überreichen würde“, so Mackay.
Paul McGinnis, Analyst der Investmentbank Shore Capital Investment Group, erklärt diese Entwicklung mit höheren wachsenden regulatorischen Kosten für die Vermögensverwalter.
Doch während beispielsweise Arbuthnot Latham und Redmayne-Bentley eine Mindestanlage von 50.000 Pfund ansetzt, verlangt Rothschild Wealth Management mindestens fünf Millionen Pfund. Die Schweizer Privatbank Lombard Odier verlangt drei Millionen Pfund.
Die Einführung höherer Mindestanlagen hat in Großbritannien dazu geführt, dass die Gesamtzufriedenheit von 62 Prozent im Vorjahr auf 54 Prozent im aktuellen Jahr zurückging. Deshalb droht der 87 Billionen Dollar schweren Branche ein „Run“. Die globalen Vermögensverwalter sind eine massive Bedrohung für das Weltfinanzsystem, sagt Andrew Haldane, der Chef für Finanzstabilität bei der Bank of England. Probleme der Vermögensverwalter könnten einen höheren Liquiditäts-Druck in den Finanzmärkten hervorrufen, zitiert der Telegraph den Zentralbanker. „Mit anderen Worten: Das Risiko eines Schwarzen Schwans bei den Vermögensverwaltern könnte real sein und wachsen.“