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Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig. Dienstleister helfen – doch nicht alle sind seriös. Wie erkennt man verlässliche Anbieter und vermeidet überteuerte oder unnötige Angebote?
17.08.2025 07:16
Lesezeit: 4 min

Visa-Hilfe oder Abzocke? Das müssen Sie wissen

ETA für Großbritannien, Einreisekarte für Thailand, Visum für Indien: Der Reisepass allein genügt längst nicht mehr überall. Anbieter versprechen Unterstützung bei diesen Dokumenten. Doch wann ist das wirklich nötig?

Nur den Pass vorzeigen und einreisen – in vielen Staaten funktioniert das. Innerhalb der Europäischen Union ist oft nicht einmal der Ausweis erforderlich, dank Schengen-Abkommen mit seiner Reisefreiheit ohne Grenzkontrollen. In beliebten Urlaubsländern reicht der Reisepass aber nicht aus. Reisende benötigen dann Einreisegenehmigungen wie in den USA oder manchmal auch Visa wie in Indien. Das Beantragen dieser Dokumente ist häufig mühsam – unübersichtliche Internetseiten, schwer verständliche Formulierungen und zahlreiche Fragen verunsichern. Die Angst, etwas falsch zu machen, ist schnell da. Hier kommen spezialisierte Dienstleister ins Spiel. Sie navigieren durch den Regelungsdschungel, damit die Reise wie geplant klappt. Doch nicht jeder Anbieter arbeitet seriös. Ein Überblick:

Worin besteht die Arbeit von Visadienstleistern?

Sie helfen nicht nur Urlaubern beim Antrag. Auch viele Geschäftskunden greifen auf sie zurück – etwa Assistenzkräfte von Geschäftsführungen, die für Vorgesetzte Visa organisieren müssen. "Das Thema Visum kann Respekt auslösen. Man kann viel darüber lesen und hat danach mehr Fragen als vorher", so Julius Heintz. Heintz leitet die Deutsche Visa und Konsular Gesellschaft. Solche Firmen können viel Arbeit und Sorgen abnehmen, betont er. "Man will ja alles richtig machen beim Prozess." Denn ohne Visum oder Einreisegenehmigung ist an der Grenze Endstation.

Laut Deutschem Reiseverband setzen auch Reisebüros und -veranstalter auf diese Experten, um Anträge zu erleichtern und zu beschleunigen. Vor allem bei fehlender Erfahrung der Reisenden – oder bei Gruppenreisen, wenn viele Personen Visa benötigen. Die Regeln sind oft komplex. Anbieter bringen das nötige Fachwissen mit, um Vorgaben zu verstehen und den Antrag korrekt einzureichen, so der Verband – hilfreich auch bei fehlenden Sprachkenntnissen der Urlauber.

Häufig können Dienstleister die Abläufe beschleunigen, wenn Anträge unter Zeitdruck stehen, so der Verband. Heintz relativiert: Tempo und erforderliche Unterlagen legt das Konsulat fest. Doch wer genau weiß, was und in welcher Form verlangt wird, kann den Ablauf gezielter gestalten – das kann Verzögerungen vermeiden und den Prozess so schnell wie möglich machen.

Visa und ETA: Wie gehen die Anbieter vor?

"Es muss leicht von der Hand gehen", sagt Heintz. Er und sein Team brechen die Bürokratie für Kunden herunter. Sie helfen beim Zusammenstellen der Unterlagen und Ausfüllen des Antrags, begleiten bei Bedarf sogar zum Konsulat. Das gilt etwa für China-Visa. Antragsteller müssen im chinesischen Visa Center persönlich erscheinen, Dokumente abgeben und Fingerabdrücke leisten. "Es gibt dann schon auch noch Rückfragen von den Beamten, die Unsicherheit auslösen können", erklärt Heintz. Manche Reisende glauben, den Antrag ändern zu müssen – oft unnötig. "Hier können wir mit unserer Erfahrung sehr gut helfen."

Gute Nachricht: Bis Ende des Jahres sind touristische Aufenthalte bis 30 Tage in China visafrei. Ob das bleibt, ist unklar. Für Heintz ist das Beispiel China typisch für den Trend: Immer mehr Länder sind für Deutsche visafrei. Klassische Visa-Anbieter hätten es deshalb schwer. Sein Unternehmen bietet zusätzlich konsularische Services – etwa zur EU-Entsenderichtlinie mit ihren Tücken.

Was kostet der Service und woran erkenne ich seriöse Anbieter?

Konkrete Preise nennt Heintz nicht. Wichtig sei aber: "Bevor Sie uns beauftragen, sehen Sie immer alle Gebühren. Antragssteller wissen vorher, welche Kosten auf sie zukommen." Zusätzlich zu den staatlichen Gebühren für Visa oder Genehmigung fällt das Honorar des Dienstleisters an – abhängig davon, wie viel der Kunde auslagert oder selbst macht und wie intensiv er die Hilfe nutzt.

Feste Qualitätsmerkmale gibt es nicht. Transparente Preise, wie von Heintz beschrieben, sind ein wichtiger Anhaltspunkt. Wichtig ist, sich vorab über die offiziellen Kosten zu informieren – denn unseriöse Anbieter kassieren oft für unnötige Leistungen. Beispiel: Thailands digitale Einreisekarte. Seit 1. Mai müssen Reisende ihre Ankunftsdaten online angeben – kostenlos. Dennoch boten Seiten diesen Service gegen Gebühr an, so das Portal Watchlist Internet: "Nicht illegal, aber dennoch eine unnötige Ausgabe." Ähnlich bei der im April für deutsche Urlauber eingeführten ETA für Großbritannien. Sofort erschienen Webseiten mit vielfach höheren Bearbeitungsgebühren als die fälligen 16 Pfund (etwa 18,50 Euro).

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnte vor diesem Preiswucher. Jurist Markus Hagge erklärt: Kein Mehrwert, wenn Anträge nur weitergeleitet werden und dafür hohe Gebühren anfallen. "Generell ist es natürlich am besten, wenn man sich direkt an die staatlichen Stellen wendet, die die Anträge bearbeiteten." Wer dennoch einen Dienstleister wählt, sollte wissen, welchen Nutzen er hat, so Hagge. Um Betrüger zu vermeiden: Impressum prüfen und AGB zumindest überfliegen.

Für welche Länder braucht man mehr als den Pass?

Bei touristischen Reisen reicht oft der Reisepass – manchmal sogar der Personalausweis. In der EU muss man ihn teils nicht einmal vorzeigen, wohl aber mitführen. Für etwa ein Dutzend Länder ist zusätzlich eine vorher online zu beantragende Genehmigung nötig – etwa für USA, Großbritannien und Kanada. Andere Staaten wie Ägypten oder die Malediven verlangen ein Visum on arrival, oft auch vorab online beantragbar.

Ein Touristenvisum benötigen unter anderem Indien und Saudi-Arabien – ebenfalls online zu beantragen. Bei Geschäftsreisen, Work-and-Travel oder Auslandsstudium gelten teils andere Vorschriften – auch in den genannten Ländern.

Wo finde ich aktuelle Informationen?

Eine verlässliche Quelle sind die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes, online für alle Länder abrufbar. Dort sind auch die offiziellen Seiten für Visa- und ETA-Anträge verlinkt – so vermeidet man Fake-Portale. Und wer trotz allem im Antrag steckenbleibt, kann immer noch auf einen seriösen Dienstleister zurückgreifen.

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