Politik

Ukraine fordert: Deutschland darf Russland-Sanktionen nicht lockern

Die Ukraine ist verärgert über deutsche Wortmeldungen nach Aufhebung der Russland-Sanktionen. Kiew hat von Außenministerium Aufklärung verlangt. Die Ukraine ist faktisch pleite und wird vorwiegend von europäischen Steuergeldern über Wasser gehalten. Die USA wollen weiter einen harten Kurs gegen Moskau.
28.05.2016 01:10
Lesezeit: 2 min

+++WERBUNG+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Forderung von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) nach einer schrittweisen Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Russland hat in der Ukraine Irritationen ausgelöst. „Wir haben heute das Auswärtige Amt gebeten mitzuteilen, ob diese Position der Haltung der Bundesregierung entspricht“, sagte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, dem Tagesspiegel. Die Forderung sei in Kiew „mit Enttäuschung und Bitterkeit“ aufgenommen worden, da sie „nicht zielführend“ sei.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier will mit einer schrittweisen Lockerung der Sanktionen gegen Russland Bewegung in den Friedensprozess in der Ukraine bringen. „Ein Alles oder Nichts bringt uns unserem Ziel nicht näher“, sagte Ministeriumssprecher Martin Schäfer am Freitag in Berlin im Namen Steinmeiers mit Blick auf die 13 Bedingungen des Westens für die Aufhebung von Handelsverboten und anderen Strafen. In Japan pochten die G7-Staaten erneut auf die Umsetzung der in Minsk vereinbarten Schritte für eine friedliche Lösung des Konflikts und drohten andernfalls mit einer Ausweitung der Strafmaßnahmen. In Moskau drohte Ministerpräsident Dmitri Medwedew mit einer Verlängerung des Embargos auf EU-Agrarprodukte, das Russland in Reaktion auf westliche Sanktionen verhängt hatte.

Einige Strafmaßnahmen laufen im Juli aus, wenn die EU sie nicht verlängert.

In Minsk hatten sich die Ukraine und Russland unter deutsch-französischer Vermittlung auf einen Fahrplan für eine Beendigung des Konflikts geeinigt. Um den Minsk-Plan umzusetzen, sei es „richtig und erforderlich, den Druck aufrechtzuerhalten, aber gleichzeitig mit dem Instrument der Sanktionen gegen Russland auf intelligente Art und Weise umzugehen“, sagte Schäfer. Sanktionen seien kein Selbstzweck, sondern müssten einen Anreiz für ein gewünschtes politisches Verhalten bieten. „Bei substanziellen Fortschritten muss auch ein stufenweiser Abbau des Sanktionsinstrumentariums möglich sein.“ Als Fortschritte nannte er eine Verbesserung der Sicherheitslage, die Verabschiedung eines Kommunalwahlgesetzes und demokratischen Standards entsprechende Kommunalwahlen.

Die wichtigsten westlichen Industriestaaten (G7) erklärten bei ihrem Gipfeltreffen in Japan, Sanktionen gegen Russland könnten zurückgenommen werden, wenn Russland die Minsker Bedingungen umsetze. „Die Sanktionen sind an die Erfüllung von Minsk gebunden“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Ise-Shima. Merkel sagte, sie sehe keinen Anlass zu einer Veränderung der Haltung des Westens. 

Schäfer verwies darauf, dass die EU in der Frage der Haltung zum Ukraine-Konflikt und zu Russland gespalten ist. Vor allem osteuropäische Staaten fordern eine harte Linie gegen Russland. So erklärte der aus Polen stammende EU-Ratspräsident Donald Tusk in Japan, alle Sanktionen würden aufrechterhalten, solange nicht alle Minsker Vereinbarungen umgesetzt seien. Dagegen regt sich unter anderem in südeuropäischen Staaten Widerstand. Auch in Deutschland haben Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Agrarminister Christian Schmidt angeregt, über ein Ende der Sanktionen nachzudenken. Die deutsche Wirtschaft beklagt Exporteinbußen wegen der Sanktionen, die Landwirte trifft zusätzlich ein auch durch das russische Embargo bedingter Preisverfall bei Lebensmitteln.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollalarm ohne Kursrutsch: Was hinter der Marktreaktion steckt
26.07.2025

Trump hat mit 30 Prozent Strafzöllen gegen Europa gedroht – doch die Märkte zuckten nicht. Haben Investoren seine Taktik längst...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nobelpreis und Pausen: Warum wahre Genialität Raum braucht
26.07.2025

Nobelpreisträger zeigen: Kreativität entsteht nicht im Dauerstress, sondern in der Pause. Wie Denkfreiheit zum Erfolgsfaktor wird – und...

DWN
Technologie
Technologie USA wollen mit neuem KI-Plan geopolitisch dominieren
26.07.2025

Die USA rollen ihre neue KI-Strategie aus – mit weniger Regulierung, geopolitischer Exportoffensive und dem Kampf gegen „ideologische...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Raketen-Start-up HyImpulse: Mit Kerzenwachs ins Weltall – ist das die Zukunft?
25.07.2025

Das Unternehmen HyImpulse hat erfolgreich eine Kleinrakete mit Paraffin-Antrieb getestet. Der Vorteil: Der Brennstoff ist günstiger als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bitcoin-Kurs auf Zwei-Wochen-Tief: Lohnt sich der Einstieg wirklich?
25.07.2025

Der Bitcoin-Kurs hat am Freitag einen spürbaren Rückschlag erlitten und ist auf ein Zwei-Wochen-Tief gefallen. Während kurzfristige...

DWN
Politik
Politik Wahlumfrage: AfD gewinnt in Sonntagsfrage an Zustimmung, Regierung verliert
25.07.2025

Die aktuelle Sonntagsfrage offenbart politische Verschiebungen, schwindende Zustimmung und wachsende Unzufriedenheit mit der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Aktie: Trotz Zahlen-Schock soll Aktienkurs um 680 Prozent explodieren
25.07.2025

Tesla liefert enttäuschende Quartalszahlen, die Tesla-Aktie steht unter Druck. Doch Ark Invest malt ein ganz anderes Bild: Der...

DWN
Politik
Politik EU-China-Gipfel: Brüssel droht Peking wegen Putin und Billigexporten
25.07.2025

Die Europäische Union geht in die Offensive: Beim EU-China-Gipfel warnt Brüssel vor Pekings Nähe zu Russland – und droht wegen...