Die britische Großbank Barclays hat unter ihrem neuen Chef Jes Staley binnen neun Monaten rund 13.600 Stellen oder jeden zehnten Arbeitsplatz gestrichen. Staley nannte die Zahl auf einer Investorenkonferenz in New York. Er sitzt seit Ende 2015 im Chefsessel der krisengeplagten Bank und hatte bei Amtsantritt deutliche Kostensenkungen angekündigt, um wieder höhere Gewinne zu erwirtschaften.
Barclays leidet - wie andere Banken auch - unter schwächelnden Einnahmen im Handelsgeschäft mit Aktien und Anleihen sowie den Auswirkungen der weltweit sehr niedrigen Zinsen. Inzwischen wird es für Geldinstitute immer schwieriger, aufgrund der durch die Zentralbanken zu verantwortenden Niedrigzins- und Negativzins-Zinspolitik nennenswerte Renditen zu erwirtschaften - Kosten-Einsparungen wie etwa durch den Abbau der Belegschaft sind einer der wenigen verbliebenen Wege, höhere Gewinnmargen zu erzielen.
Barclays erklärte der Reuters-Tochter IFR zufolge, der jüngste Stellenabbau umfasse neben der Trennung von Angestellten auch Vertrags-Mitarbeiter und Zeitarbeiter. Den Großteil der Abgänge habe es durch natürliche Fluktuation gegeben. Bei Barclays gilt aktuell ein Einstellungsstopp. Im März hatte Staley erklärt, in den ersten 100 Tagen seit seinem Amtsantritt seien 6.000 Stellen gestrichen worden.
Global tätige Banken in China und im Westen haben in den vergangenen Monaten tausende ihrer Mitarbeiter entlassen, um ihre Kosten zu reduzieren. Chinesische Banken haben allein im ersten Halbjahr insgesamt netto 35.000 Stellen abgebaut und zudem die Löhne gesenkt, berichtet die Financial Times.
Die Banken im Westen treiben den Stellenabbau noch aggressiver voran als ihre Konkurrenten aus China. Einer Analyse der Financial Times zufolge haben die elf untersuchten Großbanken aus den USA und Europa im vergangenen Jahr zusammen fast 100.000 Mitarbeiter entlassen.