Ein Bericht des US-Verteidigungsministeriums kommt zu dem Ergebnis, dass die Bedrohung durch Cyber-Attacken ernst ist und dass die USA sich im Falle einer solchen Attacke nicht auf ihre IT-Systeme verlassen können. „Die US-Streitkräfte … sind in hohem Maße gefährdet, falls man sich den Bedrohungen für die Netzwerke und Informationssysteme nicht widmet“, so der Bericht.
„Der Nutzen für einen Angreifer, der größere Cyber-Attacken ausführt, sind potentiell spektakulär“, sagt der Bericht. Geschütze, Raketen und Bomben könnten außer Gefecht gesetzt oder sogar gegen die eigenen Truppen gerichtet werden. Die Versorgung mit Nahrung, Wasser, Munition und Treibstoff könnte unterbrochen werden, so der Bericht. Die Militärs könnten schließlich gänzlich das Vertrauen in die IT-Technik verlieren.
Die besondere Sorge der Militärs gilt den US-Atomwaffen: Ein Cyber-Angriff könne dazu führen, dass Terroristen die Atom-Sprengköpfe gegen Ziele in den USA richten. Diese, bisher eher nur aus James-Bond-Filmen bekannte Bedrohung, sei real. Und um sie zu verhindern, müssen die USA in Erwägung ziehen, gegen Cyber-Terroristen zum Mittel der „nuklearen Abschreckung“ zu greifen. Allerdings schränkt der Bericht ein, dass eine Entführung der Atomwaffen technisch nicht ganz unkomliziert sei.
Interessant: Die US-Militärs fürchten Sicherheitslücken, weil viele der Steuerungs-Komponenten der Systeme bei „nicht vertrauenswürdigen ausländischen Herstellern“ verfertigt wurden. Im Klartext: Um die Profite für die Rüstungs-Industrie zu maximieren, wurden die Herstellung von hochsensiblen China outgesourct - und nun steht „Made in China“ auf den amerikanischen Atomsprengköpfen (neue Kennzeichnungspflich der OECD - hier).
Doch nicht nur die Truppen, auch Amerika als Ganzes ist in Gefahr, so der Bericht. „Wenn ein Cyber-Angriff Schaden an Kontrollsystemen, Pumpen, Motoren, Generatoren und so weiter verursacht, dann könnte die Nicht-Verfügbarkeit von Teilen und von Produktionskapazitäten bedeuten, dass Monate oder Jahre nötig sind, um grundlegende Infrastruktur wiederaufzubauen oder wiederherzustellen“, sagt der Bericht.
Der Bericht empfiehlt dem Verteidigungsministerium, einen atomaren Erstschlag durchzuführen, wenn die Gefahr einer Cyber-Attacke so hoch ist, dass die US-Regierung die Kontrolle über das Land verlieren könnte. Zudem müsse die Sicherheit der Atomwaffen gewährleistet werden. Denn erstens werden die Waffen zum Einsatz gegen Cyber-Attacken benötigt. Und zweitens könnten die Waffen von Cyber-Angreifern gegen die USA eingesetzt werden.
Atomwaffen und gute System zur Lokalisierung der Angreifer seien die einzigen Mittel der Abschreckung, über die die USA verfügen, so der Bericht. Daher sei die Sicherheit der Atomwaffen das wichtigste Ziel. Das Verteidigungsministerium sei Jahre davon entfernt, die Bedrohung unter Kontrolle bringen zu können.