Deutschland

18,5 Millionen: Steuerzahler muss dem DFB Fußball-Museum schenken

Wenn heute Abend Borussia Dortmund in der Champions League gewinnt, wird es von dem Sieg historische Bilder geben. Sie werden künftig in einem eigenen Fußball-Museum aufbewahrt, welches die Steuerzahler von NRW dem gemeinnützigen Deutschen Fußball Verband e.V (DFB) schenken muss. Der stolze Preis: 18,5 Millionen Euro.
09.04.2013 13:39
Lesezeit: 2 min

Der Größenwahn im deutschen Fußball kennt keine Grenzen. Den Kickern aus aller Herren Länder wird über die GEZ-Gebühren von den deutschen Steuerzahlern ein angenehmer Lebensstil beschert (hier). Die meisten Vereine sind überschuldet. Doch damit die Spiele weitergehen, bedienen sich Vereine und der DFB schamlos an den Steuergeldern.

Ein besonders krasses Beispiel findet sich in Dortmund, wo die dortige Borussia sich brüstet, bald ausgeglichen zu wirtschaften.

Kein Wunder: Viele Kosten, die zum Kult-Objekt Fußball gehören, werden einfach der öffentlichen Hand aufgehalst. Im hoch verschuldeten Bundesland der SPD-Starpolitikerin Hannelore Kraft möchte man eigentlich glauben, dass jeder Cent für Schulen, Kitas oder Krankenhäuser verwendet wird.

Das ist ein Irrtum.

Mitten in der Dortmunder Innenstadt entsteht derzeit ein Fußballmuseum – unter kräftiger Beteiligung von Stadt und Land. Hauptsächlich sollen in dem Prestigebau fußballhistorische Ereignisse aus längst vergangenen Tagen thematisiert werden. Der DFB hofft auf 250.000 Besucher pro Jahr. Das DFB Fußball-Museum will die Geschichte des deutschen Fußballs inszenieren, wie es der Propaganda-Film (siehe Video am Ende des Artikels) der Agentur Triad ankündigt: Die Besucher werden durch irgendwelche virtuellen Gänge gelotst: Am Ende, so der Film, "verwandeln sich die Besucher in eines ihrer Idole".

In einer Studie über die wirtschaftlichen Effekte des Projekts wird die wirtschaftliche Vision der Verwandlung entwickelt: Die Studie verkündet kühn eine Wertschöpfung von rund 50 Millionen Euro für die regionale und überregionale Bauwirtschaft schon in der Errichtungsphase. Im Vollbetrieb dann jährliche Umsätze in Höhe von bis zu 19 Millionen Euro für die regionale Wirtschaft. Jährliche Steuereinnahmen in Höhe von 1,5 Millionen Euro, 280 neue Vollzeit-Arbeitsplätze.

Auftraggeber für die gefällige Studie war DORTMUNDtourismus, die offizielle Organisation für Tourismusmarketing der Stadt Dortmund. Finanzielle Risiken und offene Fragen werden darin nicht einmal im Ansatz diskutiert.

Mindestens 36 Millionen Euro kostet der Bau, mit Mehrkosten muss bei solchen Großbauten immer gerechnet werden. Das meiste Geld kommt vom Land, und damit vom Steuerzahler. 18,5 Millionen übernimmt das Land NRW, 17,5 Millionen der DFB. Die ebenfalls am Museum beteiligte Stadt Dortmund steuerte das Grundstück bei – zum Nulltarif. Das Risiko von Mehrkosten trägt allein die Stadt. Zusicherungen wie diese waren für den DFB ausschlaggebend für die Standortvergabe. Auch andere Städte hatten sich um das Projekt beworben, doch keine sicherte ähnlich gute Konditionen zu wie Dortmund.

Ein besonders brisantes Detail der Gesellschaftervereinbarung: Der DFB soll sein finanzielles Risiko im Falle von Mehrkosten auf 250.000 Euro beschränkt haben. Die entsprechenden Verträge sind nicht öffentlich. Die Steuerzahler haben damit keine Möglichkeit zu erfahren, was mit ihrem Geld geschieht. „Die gesamte finanzielle Belastung für die öffentliche Hand bleibt undurchsichtig“, kritisiert der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfahlen (BdSt NRW) in seinem „Schwarzbuch 2012“.

Auch die bisher angefallenen Kosten seien intransparent, so der BdSt NRW. Bis jetzt entstanden der Stadt vor allem Kosten für den Architekturwettbewerb und die durch den Bau notwendig gewordene Verlagerung des Omnibus-Bahnhofs. Eine halbe Million Euro hat man dafür bis dato ausgegeben – mit der Hälfte hatte man kalkuliert. Das geschenkte Grundstück hat einen Wert von 5 Millionen Euro. Der Beitrag wurde in der falschen Hoffnung geleistet, das Land werde davon 80 Prozent übernehmen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland: Inflation bleibt leicht über der Zwei-Prozent-Schwelle
13.06.2025

Die Inflation in Deutschland bleibt stabil knapp über zwei Prozent. Wie wirkt sich die Preisentwicklung auf Energie, Lebensmittel und...

DWN
Finanzen
Finanzen Börse aktuell: DAX-Kurs nach israelischem Angriff auf Iran deutlich schwächer
13.06.2025

Die Börse aktuell reagiert nervös auf den israelischen Angriff auf den Iran. Wie belastet die geopolitische Krise den DAX-Kurs und den...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell nahe dem Rekordhoch: Israel greift Irans Atomanlagen an - Iran schlägt umgehend zurück
13.06.2025

Der Goldpreis ist am Freitagmorgen kräftig nach oben geklettert und hat sein Allzeithoch ins Visier genommen. Nach dem Angriff Israels auf...

DWN
Politik
Politik US-Richter: Nationalgarde-Einsatz in Kalifornien ist rechtswidrig - Niederlage für Trump
13.06.2025

Ein Gericht erklärt den Einsatz der Nationalgarde in Kalifornien für unzulässig. Die politischen Folgen reichen bis Washington. Was...

DWN
Technologie
Technologie 5G an der Bahnstrecke: Testlauf auf Hamburg–Berlin soll Durchbruch bringe
13.06.2025

Arbeiten, streamen, telefonieren – all das soll im Zug endlich störungsfrei möglich sein. Mobilfunkkonzerne, Bahn und Politik ziehen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pharma-Aktien: Milliardenjagd der Konzerne nimmt Fahrt auf
13.06.2025

Pharma-Unternehmen stehen vor einer Übernahmewelle historischen Ausmaßes: Mit Milliarden an freiem Kapital greifen die Giganten nach...

DWN
Technologie
Technologie Aus Müll wird Luxus: Pilzleder soll Tierhaut und Plastik ersetzen
12.06.2025

Tierhaut ist grausam, Kunstleder giftig – jetzt soll Abfall die Rettung bringen: Schwedische Forscher züchten edles Leder aus Pilzen,...

DWN
Politik
Politik Fall Gelbhaar: Grüne gestehen Fehler ein
12.06.2025

Erst lösten die Vorwürfe gegen den damaligen Grünen-Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar Aufregung aus – dann kamen Zweifel an ihrer...