Politik

Norwegen räumt ein: Der eigene Geheimdienst hat Daten an NSA geliefert

Der norwegische Geheimdienst sagte, er habe die Metadaten zu 33 Millionen Telefonaten in Norwegen an die NSA übergeben. Er widerspricht Berichten, wonach die NSA die Daten selbst gesammelt hat. Das Bekenntnis auch für Deutschland interessant: Es spricht alles dafür, dass die Daten der Deutschen von deutschen Diensten an die Amerikaner geliefert wurden.
20.11.2013 15:29
Lesezeit: 2 min

NSA-Chef Keith Alexander erklärte die Arbeitsweise des Geheimdienstes dahingehend, dass die Amerikaner ihre Informationen von über ausländische Staatsbürger von den jeweiligen nationalen Geheimdiensten erhalten. Also: Franzosen, Deutsche, Italiener oder Norweger schicken die Daten ihrer Bürger an die Kollegen in den USA.

Norwegen hat nun als erstes Land bestätigt, dass die NSA die Wahrheit sagt.

Norwegens Geheimdienst hat eingeräumt, Daten von mehr als 33 Millionen Telefonaten gesammelt und an die NSA geliefert zu haben. Bisher hatte die norwegische Regierung die USA wegen der Abhörmaßnahmen kritisiert.

Am Dienstag hatte die norwegische Tageszeitung Dagbladet geschrieben, dass die NSA massiv Metadaten zu privaten Telefongesprächen in Norwegen gesammelt habe. Zu diesen Metadaten gehören die Telefonnummern sowie Ort und Zeit des Anrufs.

Doch der norwegische Geheimdienst widerspricht dieser Darstellung. Er habe die Daten selbst gesammelt. Die gesammelten Daten habe man dann zur Wahrung der Sicherheit freiwillig an die NSA weitergereicht.

„Die Datensammlung erfolgte durch Norwegen gegen Norwegen, aber die norwegische Datensammlung wurde mit den Amerikanern geteilt“, zitiert RT den Chef des norwegischen Geheimdienstes Generalleutnant Kjell Grandhagen.

„Diese Sammlung von Daten durch den norwegischen Geheimdienst erfolgte, um norwegische Militär-Operationen in ausländischen Konfliktgebieten zu unterstützen oder um den Terrorismus zu bekämpfen, auch im Ausland.“

Der Bericht des Dagbladet basierte auf den Enthüllungen des NSA-Whistleblowers Edward Snowden. Ein Geheimdokument mit dem Titel „Norwegen – Die letzten 30 Tage“ zeigt, dass die NSA zwischen dem 12 Dezember 2012 und dem 8. Januar 2013 die Metadaten zu 33.186.042 Telefonaten in Norwegen gesammelte hatte.

Dass die Daten vom norwegischen Geheimdienst kamen, wurde in den NSA-Dokumenten nicht erwähnt.

Die norwegische Regierung hat bisher die Spionage durch die NSA scharf kritisiert. „Es ist inakzeptabel für Verbündete, gegenseitig die politische Führung auszuspionieren“, sagte Justizminister Anders Anundsen am Dienstag.

De norwegische Premier Jens Stoltenberg sagte: „Ich bin nicht über diese Art von Überwachung, wie sie jetzt beschrieben wurde, informiert worden.“ Man müsse mit den Amerikanern darüber reden, so Stoltenberg. Doch offenbar muss er zunächst einmal mit dem eigenen Geheimdienst reden.

Die US-Botschaft in Oslo wollte die Enthüllungen nicht kommentieren. „Wenn es um Spionage geht, können wir einzelne Fälle nicht kommentieren. Die Vereinigten Staaten sammeln Informationen im Ausland, wie das jede Nation macht.“

Aus Deutschland gibt es dazu ebenfalls noch keinen Kommentar. Allerdings bestätigt die Beichte der Norweger die Ansicht von Geheimdienst-Experten, dass der BND selbstverständlich aktiv an der Übermittlung von Daten an die Amerikaner mitgewirkt hat.

Der Bundestag wird das Thema nicht untersuchen, die Große Koalition hat sich darauf geeinigt, dass die Materie zu delikat sei, um weiter durchleuchtet zu werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik IfW-Analyse: Europa verstärkt Ukraine-Hilfe deutlich
16.06.2025

Die europäische Ukraine-Hilfe hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen – doch nicht überall im gleichen Maß. Während die USA...

DWN
Politik
Politik Einbürgerungsantrag: Entscheidung dauert mitunter Jahre
16.06.2025

Die Entscheidung über einen Einbürgerungsantrag kann lange dauern – warum profitieren bislang nur wenige von der verkürzten Frist? Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-Kurs legt kräftig zu: Woran das liegt und was Anleger jetzt wissen müssen
16.06.2025

Der Ripple-Kurs zeigt sich oft von seiner volatilen Seite. Doch zum Auftakt in die neue Handelswoche klettert der XRP-Coin kräftig –...

DWN
Politik
Politik SPD drängt auf gemeinsame Linie bei AfD-Verbotsverfahren
16.06.2025

Soll die AfD verboten werden? Während einige Bundespolitiker ein AfD-Verbotsverfahren fordern, mahnen andere zur Vorsicht. Im Raum steht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Blackstone setzt auf Europa – Anleger an der Wall Street uneins über US-Ausblick
16.06.2025

Das Vertrauen der Wall Street in Europa wächst weiter. Mit Blackstone signalisiert nun ein weiteres Schwergewicht der Finanzwelt seine...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel in Kanada: Zerrissene Wertegemeinschaft vor Bewährungsprobe
16.06.2025

Der G7-Gipfel in Kanada steht vor enormen Herausforderungen: Konflikte, Uneinigkeit und globale Krisen prägen das Treffen. Wie finden die...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzprofis zeigen: So bauen sich Studenten ihre Geldmaschine
16.06.2025

Sie zeigen jungen Anlegern, wie man es richtig macht: Zwei schwedische Börsenprofis legen Musterportfolios auf – und erklären, warum...

DWN
Panorama
Panorama Rundfunkbeitrag: Was sich ändert – und was passiert, wenn man nicht zahlt
16.06.2025

Der Rundfunkbeitrag sorgt regelmäßig für Ärger – sei es wegen der Pflichtzahlung oder neuer Regeln. Millionen Bürger sind betroffen,...