Blackstone flieht nach Europa – US-Wirtschaft wankt
Der weltgrößte alternative Vermögensverwalter plant nach Angaben von CEO Steve Schwarzman Investitionen von bis zu 500 Milliarden US-Dollar (437,5 Milliarden Euro) in Europa innerhalb der nächsten zehn Jahre. Das berichtet das Nachrichtenportal Business Post. „Wir sehen darin eine große Chance für uns“, sagte Schwarzman im Interview mit Bloomberg Television. Europa beginne, wirtschaftspolitisch umzudenken – das könnte zu stärkerem Wachstum führen. „Sie ändern hier gerade ihren Ansatz, was unserer Einschätzung nach zu höheren Wachstumsraten führen wird. Für uns hat sich das bisher erstaunlich gut entwickelt.“
Die Ankündigung von Blackstone reiht sich ein in eine breitere Bewegung globaler Investmentfirmen, die Europa stärker in den Fokus rücken. Auf der SuperReturn International-Konferenz in Berlin betonten auch führende Vertreter von BC Partners, Permira und Brookfield Asset Management die zunehmende Attraktivität Europas angesichts der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten.
Jamie Dimon warnt vor US-Abschwung
Der Optimismus für Europa steht im starken Kontrast zu wachsenden Sorgen über die Konjunktur in den USA. JPMorgan-CEO Jamie Dimon wies darauf hin, dass die Effekte der pandemiebedingten Staatsausgaben und Geldpolitik weitgehend verpufft seien – die US-Wirtschaft sei damit zunehmend anfällig für eine Abschwächung. „Ich denke, es besteht die Möglichkeit, dass sich die realen Zahlen bald verschlechtern“, sagte Dimon auf einer Morgan-Stanley-Konferenz laut CNBC.
Trotz robuster Beschäftigung und Konsumausgaben in diesem Jahr zeigen Stimmungsindikatoren rückläufiges Vertrauen bei Verbrauchern und Unternehmen – unter anderem infolge der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Dimon zeigte sich zwar skeptisch gegenüber solchen Umfragen – „Weder Verbraucher noch Unternehmen erkennen die Wendepunkte“ –, räumte aber ein, dass das erhoffte „weiche Landen“ der Wirtschaft nun weniger stabil erscheine. „Die Beschäftigung wird etwas zurückgehen. Die Inflation wird etwas steigen. Hoffentlich nur ein bisschen“, sagte er. Auch die gesunkenen Einwanderungszahlen seien ein zusätzlicher belastender Faktor.
Widerstandsfähige Wirtschaft?
Einige Wall-Street-Stimmen bleiben jedoch zuversichtlich mit Blick auf US-Aktien. Strategen von Morgan Stanley und Goldman Sachs erwarten, dass das Wirtschaftswachstum robust bleibt und mögliche Kursrückgänge im Sommer begrenzt. Morgan-Stanley-Stratege Michael Wilson, der im Sommer 2024 seine langjährige Baisse-Haltung aufgegeben hatte, sieht durch die deutliche Verbesserung der Gewinnerwartungen für US-Unternehmen positive Aussichten für den S&P 500 bis Jahresende. Er bekräftigte sein 12-Monats-Kursziel von 6.500 Punkten – ein Plus von rund 8 Prozent gegenüber dem aktuellen Stand.
„Wir sind überzeugt, dass der scharfe Rücksetzer im April das Ende einer längeren Korrektur war, die vor einem Jahr mit dem Höhepunkt der Revisionsdynamik bei den Gewinnen begann“, schrieb Wilson in einer Notiz. Die Zunahme von Analysten-Upgrades „stimmt uns auf 12-Monats-Sicht positiv für US-Aktien“. Der S&P 500 hat sich erholt, nachdem Trump im April einige der höchsten Zölle seit einem Jahrhundert aussetzte. Positive Arbeitsmarktdaten unterstützten die Rally weiter – der Index liegt nur noch etwa zwei Prozent unter seinem Februar-Rekordhoch. Dennoch hinkt er international hinterher – die Handelspolitik sorgt für Unsicherheit.
Mehrere Analysten, darunter von JPMorgan und Citigroup, hoben zuletzt ihre Jahresendziele für den S&P 500 an – in der Annahme, dass der schlimmste Schock durch Trumps Handelskrieg überstanden sei. Bei JPMorgan impliziert das neue Ziel zwar keine weiteren Kursgewinne bis Jahresende 2025 – es stellt aber eine klare Kehrtwende zur früheren Prognose eines Rückgangs von 12 Prozent dar. Auch Goldman-Sachs-Stratege David Kostin sieht in der jüngsten Marktentwicklung ein Signal: Anleger preisten zunehmend ein optimistisches Wachstumsszenario ein – zyklische Sektoren übertreffen defensive Werte.