Der Einzelhandel in Deutschland klagt über ein maues Weihnachtsgeschäft. „Die Bilanz ist durchwachsen“, sagte der Geschäftsführer des Handelsverbandes HDE, Kai Falk, der Nachrichtenagentur Reuters. In mittleren und großen Städten mit längeren Öffnungszeiten und größerer Auswahl seien die Einzelhändler mit dem bisherigen Weihnachtsgeschäft zufrieden. In kleineren Städten und Nebenlagen sei der Kundenzulauf am vierten Adventssamstag dagegen eher schwach gewesen, beklagte der HDE. Das letzte Adventswochenende gilt traditionell als eines der umsatzstärksten im ganzen Jahr.
Der Handelsverband Bayern (HBE) sprach von einem enttäuschenden Weihnachtsgeschäft. „Die Festtagsglöckchen klingeln für uns nicht“, sagte HBE-Geschäftsführer Bernd Ohlmann. Das angestrebte Umsatzplus von 1,5 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro werde der bayerische Einzelhandel definitiv nicht mehr schaffen. Am vierten Adventssamstag habe weniger Andrang geherrscht als eine Woche zuvor. „Wir hoffen jetzt auf einen Nachschlag am Montag“, sagte Ohlmann.
Die Einzelhändler rechnen im Schlussspurt vor Weihnachten mit einem großen Kundenandrang und guten Umsätzen. „Am Montag vor Weihnachten und am Heiligen Abend kaufen noch viele Last-Minute-Shopper ein“, erklärte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Nächster Höhepunkt im Weihnachtsgeschäft seien dann die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr. „Dann haben viele Kunden Urlaub und somit Zeit, ihre Bargeld-Geschenke oder Gutscheine einzulösen.“ In diesem Jahr werden die Deutschen dem Verband zufolge Gutscheine im Wert von rund zwei Milliarden Euro verschenken.
Bislang erwartet der HDE für die Monate November und Dezember einen Umsatz von 80,6 Milliarden Euro, im Vergleich zum Weihnachtsgeschäft im Vorjahr ist das ein Plus von 1,2 Prozent. Es sei noch zu früh um zu sagen, ob dieses Ziel erreicht werde, sagte HDE-Geschäftsführer Falk.
Eine immer größere Rolle spielt zu Weihnachten der Online-Handel. Der HDE erwartet im Internet für November und Dezember im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 15 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro. Der Internet-Versandhändler Amazon hatte bereits am Freitag trotz der Streiks der Gewerkschaft Verdi eine positive Zwischenbilanz gezogen. Allein am diesjährigen Rekordtag, dem 15. Dezember, bestellten Kunden dem Unternehmen zufolge in Deutschland mit 4,6 Millionen Produkten 15 Prozent mehr als im vergangenen Jahr – das entspricht 53 Bestellungen in der Sekunde.
Nach sechs Tagen Streik in den Amazon-Verteilzentren Leipzig und Bad Hersfeld hat die Gewerkschaft Verdi ihren Ausstand am Samstag vorerst beendet. Neue Arbeitsniederlegungen seien derzeit nicht geplant, sagte eine Verdi-Sprecherin. In den kommenden Tagen wolle die Gewerkschaft die Streikwoche bewerten und über die weitere Vorgehensweise entscheiden. Auch 2014 werde die Gewerkschaft nicht lockerlassen.
Verdi fordert in dem seit Monaten andauernden Konflikt von dem Konzern höhere Löhne und tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon nimmt indes die Logistikbranche als Maßstab, in der niedrigere Löhne gezahlt werden. Insgesamt arbeiten Amazon zufolge derzeit in den neun deutschen Logistikstandorten rund 9000 fest angestellte Mitarbeiter, unterstützt würden sie von 14.000 Saisonarbeitern.