US-Textilrecycler investiert in französische Großfabrik
Während Donald Trumps Regierung in den USA Fördermittel für grüne Technologien kürzt, entstehen in Europa neue Chancen für nachhaltige Industrien. Das US-amerikanische Unternehmen Circ, spezialisiert auf Textilrecycling, gab bekannt, seine erste Großfabrik nicht in den USA, sondern im französischen Saint-Avold nahe der deutschen Grenze zu bauen. Investitionssumme: rund 430 Millionen Euro. Baubeginn ist für 2026 geplant.
Der COO von Circ, Conor Hartman, begründet den Schritt mit dem Rückzug der US-Förderpolitik und verweist auf das fortbestehende Engagement der EU. „Wir sehen in der EU eine große Nachfrage nach grüner Industrie und ein funktionierendes Finanzierungssystem für skalierbare Lösungen“, sagte er laut dem schwedischen Blatt Dagens Industri. Circ hat Fördergelder auf nationaler, regionaler und EU-Ebene beantragt.
Trumps Kehrtwende bei der Klimapolitik verändert Investitionsströme
Während der Inflation Reduction Act (IRA) unter der Biden-Regierung massive Investitionen in grüne Technologien ausgelöst hatte, markiert die aktuelle US-Politik eine Wende. Trumps Rückbau der Klimaschutzprogramme und seine offensive Förderung fossiler Energien sorgen für Unsicherheit in der amerikanischen Clean-Tech-Szene.
Brancheninsider wie Jigar Shah, ehemaliger Direktor des Kreditprogramms des US-Energieministeriums, berichten von einem wachsenden Interesse amerikanischer Unternehmen am europäischen Markt. Besonders in Bereichen wie Batterietechnologie, Solarenergie, Windkraft und CO₂-Abscheidung steige der Druck, alternative Standorte zu finden.
Europa im Vorteil – aber nur kurzfristig?
Europa profitiert momentan von der US-Zurückhaltung: Förderstrukturen, politisches Commitment und Nachfrage nach grünen Technologien schaffen ein günstiges Investitionsumfeld. Doch Expertinnen wie Linda Andrén, Geschäftsführerin der Sweden-US Green Transition Initiative, warnen: Noch sei unklar, wie tiefgreifend Trumps Kurs tatsächlich sein werde – auf Bundesstaatsebene liefen viele Programme weiter, besonders in den Bereichen Mobilität und Energieeffizienz.
Für europäische Firmen sei der US-Markt trotz allem weiterhin attraktiv – sofern sie die richtige Nische finden. Technologien, die nicht im Widerspruch zur neuen US-Energiepolitik stehen, wie z. B. Biogas, Wasserstoff oder effiziente Speicherlösungen, könnten auch unter Trump eine Chance haben.
Deutschland kann (noch) nicht punkten
Für Deutschland als Hightech-Standort ist die Entwicklung ambivalent. Einerseits bieten sich durch die Abwanderung innovativer US-Unternehmen nach Europa neue Kooperationsmöglichkeiten, Investitionen und Standortvorteile. Andererseits könnte ein geopolitisches Auseinanderdriften der Klima- und Industriepolitik zu Handelskonflikten führen – insbesondere, wenn europäische Förderprogramme in Washington als Wettbewerbsverzerrung wahrgenommen werden.
Auch für die deutsche Industriepolitik ergibt sich Handlungsbedarf: Wer beim globalen Wettbewerb um grüne Schlüsseltechnologien mithalten will, muss Standortbedingungen schaffen, die Investoren langfristig binden – jenseits von Fördertöpfen.
Fazit: Grüner Exodus aus den USA – Europas Industrie im Vorteil
Trumps Anti-Klimapolitik bringt Bewegung in die weltweiten Investitionsströme. Während Clean-Tech in den USA ausgebremst wird, formiert sich Europa als sicherer Hafen für nachhaltige Industrieprojekte. Doch die neue Dynamik birgt auch Risiken: Wenn Europa nicht schnell genug Strukturen vereinfacht und Bürokratie abbaut, könnte sich das Blatt erneut wenden. Der Wettlauf um die grüne Vorherrschaft ist längst eröffnet.